
Am vergangenen Sonntag ist Klaus Scheller aus Lengfurt gestorben. Er hat das öffentliche Leben in seinem Heimatort wie kaum ein anderer geprägt. Scheller wurde am 28. September 1949 in Werneck geboren, kam miteineinhalb Jahren nach Lengfurt zu seiner Pflegemutter Antonie Berthold und ist dort mit zwei Geschwistern aufgewachsen. Er besuchte die Volksschule, und absolvierte danach eine Lehre als Maschinenschlosser bei Koenig & Bauer. Nach einer Technikerausbildung arbeitete er vier Jahre bei der Firma Warema in der Entwicklung und machte danach 1979/80 eine Fachlehrerausbildung.
Neun Jahre lehrte er an der Berufsschule für Maschinenbau in Würzburg, danach siebzehn Jahre an der Berufsschule Karlstadt. Im Jahr 2007 schied er aus dem Schuldienst aus (nach Erkrankung und einer schweren OP), war im Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer. Er kämpfte sich zurück, und hielt noch bis vor zwei Jahren Erste-Hilfe-Kurse als engagierter Ausbilder beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), in das er bereits 1964 eingetreten war. Er starb an einem von Anfang an als inoperabel diagnostiziertem Tumor.
30 Jahre Mitglied im Marktgemeinderat von Triefenstein
Dort war er 1988 Rettungssanitäter geworden , zwei Jahre später Rettungsassistent und war danach Bereitschafts- und Organisationsleiter des BRK Marktheidenfeld. Er war HVO (Helfer vor Ort), in der SEG (Schnell-Einsatz-Gruppe) und auch Ausbilder. Zu seinen "großen" Hilfseinsätzen gehören unter anderem Einsätze in Zagreb, Rumänien und der Hochwassereinsatz 2002 in Dresden.
Im Jahr 1970 hatte er seine Frau Inge geheiratet, das Paar bekam drei Kinder und hat acht Enkelkinder. Lange Jahre wirkte er als Elternbeirat in Kindergarten und Schule.
Sein politisches Wirken begann spätestens 1977, wo er bei den "Freien Bürgern" ein Mann der ersten Stunde und seit 1983 dort verstärkt aktiv war. Bei der Vereinsgründung der "Freien Bürger" 2000 wurde er deren Erster Vorsitzender und war in den Folgejahren in der Vorstandschaft. Von 1984 bis 2014 war er Mitglied des Gemeinderats des Marktes Triefenstein, davon zwölf Jahre (von 1996 bis 2008) als zweiter Bürgermeister. Er hat das politische Leben für den Ort mitgeprägt. Er beteiligte sich an Diskussionen wichtiger Themen der Belange und Aufgaben der Gemeinde stets mit der nötigen, hohen Sachkenntnis. Zwar kompromissbereit, gab er sich so gut wie nie mit Minimal-Lösungen zufrieden, und blieb beharrlich, wenn es erforderlich war: eine Arbeit, für die die 30 Jahre seiner Ratsmitgliedschaft eine deutliche Sprache sprechen.
Zum Ehrenvorsitzenden des Fördervereins ernannt
Sehr am Herzen lag ihm das Waldbad Lengfurt. Den Förderverein PRO Waldbad leitete er seit 2018 als erster Vorsitzender. Er war praktisch täglich anwesend, immer aktiv und engagiert, hatte stets ein offenes Ohr und wusste auch die Fähigkeiten seiner MitstreiterInnen zu nutzen und deren Ehrgeiz herauszukitzeln (Bedachung der Sonnenterrasse, Renovierung Planschbecken, Organisation von Festen und auch der Online-Gruppen). Er arbeitet zielstrebig und lösungsorientiert wie etwa bei der Planung des Personenflusses und Umsetzung während der Corona-Pandemie und wirkte ruhig, besonnen und umsichtig unter anderem bei der Organisation der Rettungsschwimmer-Ausbildung mit dem BRK. Scheller brachte durch sein technisches Wissen viele Innovationen voran, zum Beispiel die Sanierung der Schwimmerbecken, unter anderem zur Senkung des Energieverbrauchs.
Das Waldbad wurde attraktiver gestaltet (Spielplatz, Wasserspiele am Planschbecken), wobei er selbst mitanpackte (er verlegt etwa Leitungen für das Waldbadfest). Der Vorstand des Fördervereins sagte über Scheller: "Er verlangte von niemandem mehr, als er geben und leisten konnte, und schritt selbst mit leuchtendem Beispiel voran; er sagte einmal, dass er halbe Nächte am Computer verbringe, um Bestimmungen zu lesen, Angebote einzuholen und Planungen vorzubereiten. Und das spiegelte sich in seiner Arbeit mit uns". Drei Tage vor seinem Tod hatte ihn der Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.