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Krommenthal
Kläranlage: Damit kein Schnitzel im Aubach schwimmt
Der Aubach bei Frammersbach-Habichstal in der Nähe der Dorfmühle. Hier mündet der Birklerbach in den Aubach.
Foto: Monika Büdel | Der Aubach bei Frammersbach-Habichstal in der Nähe der Dorfmühle. Hier mündet der Birklerbach in den Aubach.
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 08.10.2021 02:27 Uhr

In einen Würfel mit einer Kantenlänge von jeweils einem Meter passen 1000 Liter. Bei trockenem Wetter entspricht die Abwassermenge, die in der Kläranlage Aubachtal in 24 Stunden ankommt, der Füllung von 1200 bis 1400 solcher Würfel. Bei Regen sind es auch mal über 6000 Kubikmeter.

Das erklärt Reiner Hilzendegen. Er betreut die Kläranlage im Wiesthaler Ortsteil Krommenthal. Dort wird das Abwasser aus Heigenbrücken, Heinrichsthal, Wiesthal und Neuhütten gereinigt.

Wenn die dreckige Brühe aus dem Abwasserkanalrohr in der Kläranlage im Aubachtal ankommt, fließt sie als erstes durch einen Rechen. Darin bleibt hängen, was dort so gar nicht ankommen sollte. "Manchmal sieht man da ein ganzes Menü ankommen", berichtet Hilzendegen von Essensabfällen bis hin zum Schnitzel. "Dann wundern sich die Leute über Ratten."

Die Kläranlage Aubachtal im Wiesthaler Ortsteil Krommenthal, vor dem Becken das Team (von links): Max Brühl, Reiner Hilzendegen und Andreas Riedl.
Foto: Monika Büdel | Die Kläranlage Aubachtal im Wiesthaler Ortsteil Krommenthal, vor dem Becken das Team (von links): Max Brühl, Reiner Hilzendegen und Andreas Riedl.

Mit einer Kelle abschöpfen

Nichts zu suchen haben in der Kanalisation auch Zigarettenkippen. "Die schaffen es oft durch den Rechen und gelangen so ins Belebungsbecken." Dort sollten aber keine Feststoffe mehr ankommen. Deshalb gehören Hygieneartikel einschließlich Ohrenstäbchen, Tampons und deren Hüllen nicht in die Toilette, sondern in den Abfalleimer, genauso wie Feuchttücher. Im Gegensatz zu feuchtem Toilettenpapier zerfallen diese nicht, was auch auf der Verpackung steht.

Fürs Grobe: Im Rechen findet der Klärwärter oft jede Menge Essensreste.
Foto: Monika Büdel | Fürs Grobe: Im Rechen findet der Klärwärter oft jede Menge Essensreste.

Auf der braunen Brühe, die den Rechen bereits passiert hat, schwimmen noch Ansammlungen von knapp kirschgroßen grau-braunen Klümpchen: Fett. Die Mitarbeiter der Kläranlage müssen es, wie alles, was den Weg durch den Rechen findet, von Hand mit einer Kelle abschöpfen.

Dabei wäre es ganz einfach, sagt Hilzendegen: Fett in der Fritteuse kalt werden lassen. Wenn es fest ist, kurz anwärmen, dann lässt sich der Fettklotz leicht entnehmen. "Fett und Öl kann man in den Wertstoffhöfen abgeben", sagt der Klärwärter. Und kleinere Rückstände in Töpfen und Pfannen lassen sich mit Küchenkrepp aufnehmen und über den Restmüll entsorgen.

So sieht es aus, wenn Fett über die Kanalisation entsorgt wird.
Foto: Monika Büdel | So sieht es aus, wenn Fett über die Kanalisation entsorgt wird.

Auf einer großen Schautafel im Büro des Kläranlagen-Teams ist schematisch dargestellt, was draußen größtenteils zu sehen, teilweise aber auch im Untergrund verborgen ist. Nach dem Entfernen der groben Bestandteile durch den Rechen wird der Sand abgefangen und über eine Förderschnecke in einen Container transportiert. Ein entsprechendes Unternehmen holt ihn von Zeit zu Zeit ab.

Mit und ohne Sauerstoff

Anschließend fließt das Abwasser ins drei Meter tiefe Belebungsbecken. Das ist der äußere Bereich der ringförmigen Anlage. Gereinigt wird das Wasser durch Bakterien im Schlamm. "Sie brauchen Sauerstoff", sagt Hilzendegen und zeigt eine schwarze runde Scheibe, einen sogenannten Belüftungsteller. 180 von ihnen sitzen an Armen im Belebungsbecken. Über sie wird Luft eingeblasen. Außerdem befinden sich im Becken Rührwerke.

Obwohl das Abwasser durch die eingeblasene Luft und die Rührerei in Bewegung ist, sinkt Schlamm ab. Er wird einmal im Jahr abgesaugt. Ein Entsorgungsunternehmen mit einer mobilen Presse komprimiert die gesamten 11 000 bis 13 000 Kubikmeter Nassschlamm, die in der Kläranlage anfallen auf etwas weniger als ein Drittel. Diese Trockensubstanz wird laut Hilzendegen im Zementwerk in Karlstadt verbrannt.

In bestimmten Intervallen wird die Luftzufuhr abgestellt. "Die sogenannte Denitrifikation, ein weiterer Abbauprozess, läuft ohne Sauerstoff", informiert der Klärwärter. Außerdem wird dem Belebungsbecken ein Fällungsmittel zugesetzt, das den Phosphatgehalt reduziert. Sonden messen die Werte. Entsprechend wird der Klärprozess gesteuert.

Labor und Computer

Über eine Leitung wird die immer noch schlammige Brühe ins Nachklärbecken in der Mitte der Anlage gedrückt. Hier setzt sich der Schlamm ab und klares Wasser passiert den Überlauf, von dem aus es in einen Kanal geleitet wird, der zum Aubach führt.

Im Labor kontrolliert Reiner Hilzendegen, ob alles in Ordnung ist.
Foto: Monika Büdel | Im Labor kontrolliert Reiner Hilzendegen, ob alles in Ordnung ist.

Im Betriebsgebäude gibt es ein eigenes Labor. Hilzendegen untersucht die Wasserqualität anhand verschiedener Kriterien. Der Schlamm wird überprüft, ob genügend Bakterien darin enthalten sind, die für die Reinigung sorgen. Über ein entsprechendes Computerprogramm werden die Daten dem Wasserwirtschaftsamt übermittelt, informiert der Klärwärter.

Hilzendegen macht den Job seit 1989. Und er macht ihn gerne. "Ich habe viel Verantwortung, aber ich bin auch mein eigener Herr", sagt er. Zurzeit lernt er Andreas Riedl an. Riedl ist von Haus aus Elektriker und wird nächstes Jahr für die Anlage zuständig sein. Reiner Hilzendegen geht dann in den Ruhestand. Mit Max Brühl kommt zweimal die Woche Unterstützung aus Partenstein.

Vergrößern und erneuern

"Als ich in Krommenthal angefangen habe, hat man mir gesagt, ich soll die Arbeit machen, als wäre es meine eigene Kläranlage", erinnert sich Hilzendegen. Jeden Tag müsse jemand da sein und die Anlage kontrollieren, auch am Wochenende.

Probleme gebe es manchmal nach starkem Regen, weil Schlamm abgetrieben wird und ungeklärt in den Aubach gelangt. Um dieses Kapazitätsproblem zu lösen, müssen die Mitglieder des Abwasserverbandes Aubachtal mindestens sieben Millionen Euro investieren. "Es wird ein separates Nachklärbecken gebaut. Die Schaltanlage kommt in einen eigenen Container. Die Technik ist veraltet und wird erneuert", zählt Hilzendegen auf. Bis es so weit ist, wird er im Ruhestand sein. Er ist optimistisch, dass sein Nachfolger seine Arbeit so machen wird, als wäre es seine eigene Kläranlage.

Der Aubach

Der gut 20 Kilometer lange Aubach entspringt in Wiesen im Landkreis Aschaffenburg. Er nimmt dort noch das Wasser des Wiesbüttgrabens auf, wenn dieser welches führt. Auf dem Weg nach Habichsthal passiert er die Grenze in den Main-Spessart-Kreis, wo er den größten Teil verläuft. An seinem Ufer liegen außerdem Wiesthal und Krommenthal. In Partenstein mündet er nach Aufnahme einiger Zuflüsse in die Lohr. Die zwischen Habichsthal und Wiesthal künstlich angelegten Aubachseen werden vom Aubach gespeist.
(mb)

Wandern am Aubach

Entlang des Aubachs von Wiesen bis Partenstein gibt es viel Möglichkeiten zum Wandern und Radfahren. Der Natur-Erlebnispfad Wiesthal führt durch Spessartwiesen und an den Aubach. An acht Stationen auf dem drei Kilometer langen Weg informiert der Naturpark Spessart kindgerecht über das Naturschutzgebiet, durch das der Weg führt. Thema sind auch die Mühlen, von denen es etliche entlang des Aubachs gab.
Anziehend wirkt der Zugang zum Bach mit seiner Natur-Wassertretanlage. Einstiegsmöglichkeiten sind unter anderem am Alten Platz und am Bahnhof Wiesthal. Zwischen Habichsthal und Wiesthal bieten die Aubachseen Spaziermöglichkeiten.
Der Europäische Kulturweg "Wiesthal, Habichsthal und Götz von Berlichingen" des Spessartprojekts ist neun Kilometer lang und informiert über die Gründung und Entwicklung der beiden ehemaligen Glashütten. Er endet wieder am Ausgangspunkt.
Der Kulturweg "Wirtschaftsstandort Wiesen" ist ein zehn Kilometer langer Rundkurs. Er führt vom Wiesener Schloss hinab ins Naturschutzgebiet Aubachtal, das in den Birklergrund hineinreicht. Dort ist die ausgegrabene Glashütte aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Durch den Wald vorbei am Wiesener Kreuz gelangt man zum Aussichtspunkt am Waldrand und zurück in Richtung Schloss.
Quelle: Spessartprojekt
 
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