
Nahezu zwei Jahre lang waren Irene Geiger-Schaller, Olaf Stegmann, Hannes Schott, Josef Höglauer und Harald Richter mit ihrem Programm "Die spinnen, die Römer" in Deutschland unterwegs. Nun feierte das "Kirchlich-Bayerische Pfarrkabarett" vor einem begeisterten Publikum in Heßdorf den letzten Auftritt dieses Programms.
Zum dritten Mal gastierte das aus evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern bestehende Kabarett "Das weißblaue Beffchen" in der Kirche in Heßdorf. Dieses Mal nahmen die Akteure des 1976 gegründeten und damit ältesten und bekanntesten Kirchenkabarett Deutschlands die vergangenen 501 Jahre seit der Reformation unter die Lupe.
In ganz Deutschland herrschte selbstherrlich die römisch-katholische Kirche. "In ganz Deutschland?", mit dieser Anleihe an die Asterix- und Obelix-Comics startete das Kabarett sein Programm in der vollbesetzten Kirche. Der Druide als Hersteller des berühmten Zaubertranks, der Imperator Julius Cäsar und der Wildschwein verzehrende Obelix blicken auf das Jahr 1517, als sich Widerstand gegen die allein selig machende Mutter Kirche Widerstand in Form von Martin Luther und andere Reformatoren regte.
Auf die Melodie von "Waterloo" der schwedischen Popgruppe ABBA dichteten die Kabarettisten den Text in "Wittenberg" um. Mit dem Anschlag seiner 95 Thesen läutete dort der Mönch Dr. Martin Luther die Spaltung der Kirche ein. Dass sich in der Folgezeit auch die Reformatoren nicht immer untereinander einig waren, zeigten die Beffchen-Träger in einem Sketch, frei nach Loriot und dem bekannten Disput mit "Herrn Müller-Lüdenscheid".
Doch nicht nur die Zeit, in der die Reform ins Rollen kam, führten die Kabarettisten vor Augen, sondern auch das, was Kirchgänger, Geistliche und Würdenträger daraus gemacht haben. Ein Trauergespräch, die Sitzung der Fachschaft Religion zusammen mit dem katholischen Pfarrer, die Arbeit eines Helferkreises für Flüchtlinge oder die Sitzung eines Kirchenvorstandes unter der Leitung Martin Luthers wurden geben sie zum Besten. Nicht kritiklos nahmen die vier Geistlichen verschiedene Vorschriften, Verordnungen, Bestimmungen und Verwaltungsanordnungen der Landeskirche hin.
Nicht geschont wurde in der Betrachtung auch das Jubiläumsjahr der Reformation. 500 Jahre nach dem "Anschlag Luthers" in Wittenberg auf die römisch-katholische Kirche, trieb die Vermarktung zum Teil seltsame Blüten. So gaben die Mitglieder des weißblauen Beffchens in ihrem Abgesang auf das Ereignis nicht nur bekannte Luther-Zitate zum Besten. In einer eigenen TV-Werbe-Show wurden Lutherpüppchen, Lutherbier und Luthersocken sowie verschiedene Gerichte und Getränke beworben. Ganz nach dem Reformations-Star, dem "Super-Luther". Außer dem Rückblick wagten die Pfarrerinnen und Pfarrer auch einen Ausblick, in dem sie gegenüber den Besuchern den von vielen Christen geäußerten Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl zum Ausdruck brachten.
Infos zum weißblauen Beffchen unter: www.kirchenkabarett.de