Obwohl Mittelsinn als zweitkleinste Gemeinde Main-Spessarts politisch wohl kleinere Brötchen backt, steht sie mit ihrer Traditionskirb weit vorn: Nicht nur, dass die Bürgerschaft und die weggezogenen ehemaligen Mittelsinner ihre Kultveranstaltung schätzen, sie lieben und kräftig mitfeiern, sondern dass der weibliche und männliche Nachwuchs kräftig anpackt und die Traditionen durchführt. Dazu gehören neben der Identifikation mit dem "Dabeisein" bei der Aufführung der alten Bräuche auch die obligatorischen Besuche in den Gasthäusern. Bürgermeister Dirk Schiefer erhob die Tradition der Kirb gar zum Höhepunkt des Jahres.
Nach dem Spektakel mit dem Aufstellen der beiden Kirbbäume durch Mini- und große Blouburschen am Samstag, Festbetrieb in den Gaststätten und dem gut besuchten Beatabend für die jüngeren Gäste in der Turnhalle begann der Sonntag mit einem ökumenischen Kirchweihgottesdienst in der evangelischen Jakobuskirche, den Prädikantin Andrea Müller und Pfarrer Gerhard Hanft zelebrierten. Der Posaunenchor mit Leiter Philipp Kuhn und Lukas Beckmann an der Orgel setzten den musikalischen Rahmen.
Vom Platzregen überrascht
Eigentlich sollte um 14 Uhr der traditionelle Kirbtanz um die Linde starten: Die Musikanten vom Musikverein Obersinn-Mittelsinn standen mit ihren Instrumenten bereit, die Kindergartenkinder warteten aufgeregt auf ihren Auftritt und die kleinen und großen Blouburschen mit ihren Schicksen hatten die Tanzschuhe geputzt. Das Rund um die Linde avancierte zum Publikumsmagnet. Plötzlich öffnete der Himmel seine Schleusen und ein heftiger Platzregen überzog die Festgesellschaft. Doch nach gut 20 Minuten kamen alle wieder aus irgendwelchen Unterständen und das Spektakel begann. In einem kleinen Festzug kamen die Protagonisten zur Linde. Dirk Schiefer verkürzte seine Rede auf das Lob: "Ich bin stolz auf die Dorfjugend, die Blouburschen und -mädels, die von der Planung bis zur Durchführung der Traditionsveranstaltung alles gaben."
Das Spielstück der Kindergartenkinder, auf welches besonders Eltern und Omas gewartet hatten, fiel leider der feuchten Witterung zum Opfer. Dafür hatte die Erzieherinnen ein Singstück einstudiert, welches kräftigen Applaus einfuhr. Dann waren die Blouburschen mit ihren -mädels an der Reihe, um nach den Klängen der Musikkapelle Märsche, Polkas und Walzer um die Linde zu tanzen. Das schützende Blätterdach der 120 Jahre alten Dorflinde hielt die paar Regentropfen ab. Gerne griffen die Gäste beim Mittelsinner Nationalgetränk "Moust" zu, den die örtliche Kleinmosterei gegen eine Spende ausschenkte. Der kleine Vergnügungspark bot Unterhaltung für Kinder und Jugendliche und das Spielmobil des Landkreises wartete im Schulhof mit interessanten Parcours. Die große, von Marion Künstler organisierte Tombola mit dem Erlös für den Kindergarten fand ausgezeichneten Zuspruch. Kaffee und Kirb-Plootz sowie leckere Torten servierte das Kindergartenteam im Sozialen Treff und die Gemeindebücherei lud zum Bücherbasar ein. Natürlich nahmen die Gäste die Angebote der beiden Gaststätten gerne zum Festbetrieb an und ließen sich die Gaumenfreuden munden.
Begräbnis an der Linde
Auch am Montag hatten die Schausteller ihren Vergnügungspark geöffnet und die Bürgerschaft und Gäste feierten in den Lokalen "ihre Kirb". Dass auch das schönste Traditionsfest nach vier Tagen einmal endet, zelebrierten Musikkapelle und schluchzende Blouburschen und -mädels am Dienstagabend mit dem feierlichen Begräbnis an der Linde. Gekonnt servierte Henry Weis den rund 70 Zuschauern einen humoristischen Blick auf vier Tage Kirb. Da widmeten sich Blouburschen mehr dem süffigen Moust statt dem Tanz um die Linde; manche Schickse verkannte die Macht des Alkohols und Liebesromanzen wurden öffentlich.