
Seit klar ist, dass das stationäre Kinderhospiz nicht im Main-Spessart-Kreis entsteht, sondern in Bamberg, wo 2021 Grundsteinlegung sein wird, hat sich der Verein Kinderhospiz Sternenzelt Mainfranken neu ausgerichtet. "Wir werden wachsen, unser ambulanter Dienst geht nach vorne", kündigte Vorsitzender Stefan Zöller in der Hauptversammlung in der Grafschaftshalle in Altfeld an. Beim Personal, bei den ehrenamtlichen Familienbegleitern, bei der Aus- und Fortbildung wird aufgestockt, was sich auch in den Zahlen des Haushalts widerspiegelt. Wesentliche Veränderungen gab es am Dienstagabend auch im Vorstand.
Vor den anwesenden 30 von aktuell 236 Mitgliedern machte Zöller deutlich, wie das Vereinsleben und die Arbeit unter der Corona-Pandemie leiden. Viele Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Aber er betonte auch, dass der Vorstand und die Hauptamtlichen in einer Krisensitzung am 18. März beschlossen hätten: "Wir lassen unsere Familien nicht im Stich." Gerade sie seien vom Lockdown hart getroffen worden und standen oft alleine da. Sternenzelt sei ihnen hier eine wesentliche und verlässliche Stütze.
Erste eigene Schulung erfolgreich abgeschlossen
Wenn auch das Vereinshaus und Büro wegen Corona für den Publikumsverkehr geschlossen blieben, so konnte doch die erste eigene Schulung von zwölf neuen Familienbegleitern erfolgreich beendet werden. Zöller dankte hier der Stadt Marktheidenfeld, die dem Verein das Jugendzentrum für Treffen zur Verfügung stellt. Die Teilnehmerinnen erhielten in Altfeld ihre Zertifikate. Durch sie erhöht sich die Zahl der ausgebildeten Familienbegleiterinnen auf 23, informierten die Koordinatorinnen Dagmar Pfeuffer und Simone Becker. 15 sind derzeit im Einsatz und betreuen zwölf Familien mit schwer kranken Kindern im Alter zwischen elf Monaten und 25 Jahren sowie drei trauernde Familien. Aktiv unterstützen den Verein momentan zudem rund 20 Ehrenamtliche.
Noch im Herbst soll ein neuer Kurs mit zwölf Teilnehmern starten. Zudem sollen zwei Ehrenamtliche an der Hospiz-Akademie in Hamburg zu Trauerbegleitern ausgebildet werden, eine Familienbegleiterin wird zur Fachkraft für die Arbeit mit Geschwistern von Schwerkranken fortgebildet. Für die Koordinatorinnen gibt es ein Paket mit zusätzlichen Qualifizierungen. All das lässt sich der Verein viel Geld kosten, informierte zweiter Kassier Thomas Stähler. Auch das Stundenkontingent der Beschäftigten wird erhöht, sodass von den Gesamtausgaben dieses Jahres von 193 300 Euro alleine 122 000 Euro in den Personalbereich fließen.
Beim Spendenaufkommen vorsichtig kalkuliert
Noch fließen die Spenden trotz Corona. Doch lagen sie im vergangenen Jahr bei über 188 000 Euro, so kalkuliert Stähler heuer nur noch mit 100 000 Euro, was Vorsitzender Zöller zu einem Appell an die Öffentlichkeit nutzte, den Verein weiter zu unterstützen. Noch hat der Verein ein Polster von rund 330 000 Euro, auch nach den Rückstellungen von 350 000 Euro für das Kinderhospiz in Bamberg und der 50 000-Euro-Spende an das Palliativteam Würzburg. Doch das verstärkte Engagement im ambulanten Bereich wirkt sich langfristig aus und irgendwann steht auch noch die Sanierung des Vereinshauses an. Dieses wird voraussichtlich 2021 in den Besitz von "Sternenzelt" übergehen.

Eine stolze Bilanz ziehen konnte zweiter Vorsitzender Bernhard Elsesser, was die Vereinsaktivitäten im Jahr 2019 bis zum Corona-Ausbruch im März anbelangte: Benefizkonzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen, Info-Veranstaltungen, Wanderungen, Mütterfrühstück, Geschwistertreffen und Ausflüge. Manches von dem, was heuer geplant war, werde 2021 nachgeholt. Er selbst wird im nächsten Jahr aber keinen Bericht mehr abgeben. Nach zwölf Jahren im Amt trat Elsesser nicht mehr zur Wahl an. Er dankte für das gute Miteinander, das Engagement so vieler und machte den Mitgliedern Mut für die Zukunft. Die Gesellschaft drifte zunehmend auseinander – "unser Verein bietet Verlässlichkeit".
Abschied von einem Urgestein des Vereins
Stefan Zöller bezeichnete den scheidenden Vorstandskollegen als Urgestein von "Sternenzelt". Elsesser habe sich schon engagiert, als es den Verein noch gar nicht gab, habe Akzente gesetzt, Impulse gegeben, sich konstruktiv eingebracht und immer wieder Dinge hinterfragt. Sein Aufgabenfeld – Vereinsführung, Verwaltung und Spendenbereich – habe er mit Bravour gemeistert. Neben Elsesser galt es für Zöller auch den ersten Kassier Edgar Ballweg und Schriftführerin Katrin Schunk zu verabschieden. Letztlich konnten aber alle Posten wieder besetzt werden.
Vorsitzender bleibt Stefan Zöller, dem als neuer zweiter Vorsitzender Thomas Stähler zur Seite steht. Um die Finanzen kümmern sich erster Kassier Gerold Klein und zweiter Kassier Willy Schwing. Neue Schriftführerin ist Jennifer Herrmann. Das Amt des Rechnungsprüfers hat weiter Rüdiger Väth inne, der zuvor die Kassenführung gelobt hatte und auf dessen Antrag hin die Entlastung des alten Vorstands erfolgt war.