Generationen von Zellingern fanden den Kindergarten St. Georg praktisch im Schlaf. Doch das wird in ein paar Jahren Geschichte sein, denn der Gemeinderat legte als Standort für den Neubau das Gelände der Mittelschule an der Lerlachstraße fest. Der bestehende Kindergarten in der Thomas-Glock-Straße kann aus statischen Gründen nicht saniert werden.
Für den Standort sprach vor allem, dass er zentraler im Ort liegt und vor allem für die Bewohner im Süden von Zellingen leichter erreichbar ist. "Wir sollten nicht voraussetzen, dass die Kinder mit dem Auto gebracht werden", sagte etwa Sonja Rupp von den Grünen. Der Größenunterschied der Grundstücke sei mit 2974 zu 3100 Quadratmetern (neuer Bereich) nicht erheblich.
SPD plädierte für jetzigen Standort
Die SPD-Fraktion war geschlossen für den jetzigen Standort. "Ansonsten hätten wir zwei Kindergärten innerhalb von 200 Meter", stellte Jürgen Keller fest. Die Situation sei nicht mit der Grundschule zu vergleichen, dort sei es eine Schule mit zwei Standorten, hier zwei getrennte Kindergärten. Vielmehr sollte die Gemeinde das Grundstück in der Thomas-Glock-Straße erwerben.
Generell müsste die Gemeinde wohl für beide Varianten das Grundstück kaufen. Das Grundstück in der Thomas-Glock-Straße stellte die politische Gemeinde der Kirchengemeinde für Bau und Nutzung als Kindergarten kostenfrei zur Verfügung. Die Kirchengemeinde ließ ein Gutachten zum Verkaufswert des Grundstücks mit Bebauung erstellen. Auch wenn es im Kirchenbesitz bliebe, gäbe es für einen Neubau, der ist nötig, statische Untersuchungen ergaben, dass eine Sanierung nicht möglich ist, keinen Zuschuss. Das Grundstück bei der Mittelschule muss die Gemeinde dem Schulverband abkaufen.
Hinter geschlossenen Türen
Details zum Grunderwerb erfuhren die Gemeinderäte hinter geschlossenen Türen – Bürgermeister Stefan Wohlfart schloss die Öffentlichkeit dazu für einige Minuten aus. An den grundlegenden Haltungen der Gemeinderäte und Fraktionen änderte es nichts.
Danach sprach Stefan Herrmann von den Freien Bürgern von einer schwierigen Entscheidung. Obwohl er ein großer Fan des jetzigen Standorts sei, habe dieser keine Zukunft, nachdem die Gemeinde das Nachbargrundstück für eine großzügigere Erweiterung nicht kaufen konnte. Zudem biete der Standort Mittelschule genug Fläche für eine eventuelle Erweiterung und man könne den neuen Kindergarten bauen, ohne dass Kosten für eine Interimslösung anfallen. Dem schloss sich Stefanie Heßdörfer (CSU) an. Die Erfahrungen in Retzbach mit Anmietung eines Gebäudes und Containern für den Ausweichkindergarten, was auch noch länger nötig war als ursprünglich geplant, liegt den Gemeinderäten offenbar schwer im Magen.
Am neuen Standort kostensparend bauen
Mit einem Standortwechsel können zukunftsorientiert und kostensparend gebaut werden, fand Susanne Gehrig (CSU). Die Zellinger seien zwei Kindergärten gewohnt und ob Kinder mit dem Auto gebracht werden oder zu Fuß sei vor allem eine Frage der Einstellung.
Dem widersprach Werner Küffner (SPD) deutlich. Am Kindergarten St. Sebastian sei gebe es zu den Bring- und Holzeiten schon jetzt chaotische Verkehrssituationen. Ein zweiter Kindergarten keine 200 Meter entfernt werde das noch verschärfen. Philipp Kromczynski (CSU) hielt dagegen, er bringe sein Kind zweimal die Woche zu Fuß zu diesem Kindergarten, wie viele andere Eltern auch. Daraufhin bemerkte Volker Wingenfeld (Grüne) überraschend, die Anfahrten mit dem Auto sollten nicht das wichtigste Kriterium sein. Vielmehr solle die Gemeinde das Grundstück in der Thomas-Glock-Straße auch bei einen Standortwechsel erwerben, es biete andere Entwicklungsmöglichkeiten, etwa für eine Tagespflege.
Kindergärten eventuell zusammenlegen
Wesentlich für den beschlossenen Standortwechsel dürfte auch die Möglichkeit einer Zusammenlegung der beiden Kindergärten St. Sebastian und St. Georg sein. Das sei ein Wunsch der Kindergartenleitungen, plauderte Jürgen Keller aus dem Nähkästchen. Bürgermeister Wohlfart hatte vorher erklärt, über eine Zusammenlegung zu diskutieren, sei eine unglückliche Debatte, da sich der Kindergarten St. Sebastian noch im Förderzeitraum befinde.
In seiner abschließenden Stellungnahme merkte er allerdings an, nur der neue Standort biete die Möglichkeit, in zehn bis 15 Jahren die beiden Kindergärten zusammenzulegen. Zudem liege er verkehrsgünstiger und es gäbe Synergieeffekte mit der Mittelschule wie eine gemeinsame Küche für die Mittagsverpflegung.
Die Überlegungen zum Kindergarten St. Georg zögen sich nun schon über zehn Jahre. "Wir wissen, er kann nicht saniert werden, sonst hätten wir das gemacht. Und bei Kaufmöglichkeit des Nachbargrundstücks würden wir am alten Platz neu bauen."
Auf Antrag von Gemeinderat Matthias Günther (SPD) wurde namentlich abgestimmt. Ergebnis: sechs Stimmen für einen Neubau von St. Georg an der bisherigen Stelle, 13 dagegen. Die Abstimmung für die Verlegung auf das Gelände der Mittelschule ging genau andersherum aus.