
Bei Werner Amthor und sicher auch bei den anderen, die sich im Ombei-Projekt engagieren, sind Herz und Verstand gleichermaßen vorhanden. Herz und Seele spiegeln sich in seinen Erzählungen aus Kenia wider, seinem Berührt-sein und seinem sozialen Engagement. Der Verstand kommt beim Planen und Umgang mit den Spendenempfängern und Projektbeteiligten zum Tragen: „Man muss jedes Jahr hin, muss es überprüfen und vor Ort viele Entscheidungen treffen.“ Und er stellt klar: „Wir geben nur, wenn die vereinbarte Leistung auch erbracht ist.“
Seit fast 13 Jahren unterstützen Mitglieder der Kolpingfamilien aus Stetten und Wiesenfeld sowie Privatleute Menschen des Dorfes Ombei, unweit des Viktoria-Sees in Kenia gelegen. Kern des Projektes ist die Hilfe für derzeit zwölf Frauen bei der Erziehung und Versorgung von rund 100 Waisenkindern. Das reicht vom Bau eines Gemeinschaftshauses, eines Brunnens und der Anschaffung eines Gartengeländes zur Selbstversorgung bis zur Unterstützung beim Schulbesuch oder bei der Ausbildung.
30 Azubis sind es laut Amthor derzeit. Die Vereinbarung mit ihnen: Der Verein zahlt die Ausbildung, im Anschluss zahlen die dann in Arbeit stehenden jungen Leute 25 Prozent der Fördersumme in einen Topf zurück, aus dem die nächsten Auszubildenden gefördert werden.
Besonderen Auftrag aus Roden erfüllt
Diesmal reisten Werner Amthor, Otto Füller, der Vorsitzende der Kolpingfamilie Wiesenfeld, und Bernd Schmitt aus Stetten, der das Ombei-Projekt 2005 ins Leben rief, mit einem zusätzlichen Spezialauftrag nach Kenia. Im Gepäck hatten sie Zahnbürsten und Zahnpasten sowie Spendengelder für Hygieneartikel, die Sarah Chege Lehnleidner gesammelt hatte.
Lehnleidner, die seit sechs Jahren in Roden lebt, hatte die Aktion mit dem Kindergarten und dem örtlichen Weltladen gestemmt und war selbst überrascht, welche Resonanz ihr Aufruf gefunden hatte. „Das ist Wahnsinn“, berichtet sie beim Besuch in der Redaktion, vor allem dass die Hilfe weiter anhält. Erst in den vergangenen Tagen hätten ihr Vertreter von Procter & Gamble aus Marktheidenfeld 200 mechanische Bürsten und 200 Toben Zahnpasta vorbeigebracht und weitere Unterstützung in Aussicht gestellt.
Ziel der gespendeten Sachen war und ist das Frauengefängnis in Sarahs Heimatstadt Kakamega, Bei einem Besuch im vergangenen Jahr war Lehnleidner aufgefallen, dass es dort an vielem fehlt, von Toilettenpapier über Damenbinden bis zu Zahnbürsten. Das gab den Anstoß für die Aktion der jungen Frau, die als Jugendvertreterin von Soroptomist, einem Verein, der sich für Frauenrechte einsetzt, einst erstmals nach Deutschland kam. Die Vorsitzende dieses Vereins, Mama Odongo, war es nun auch, die den drei Männern aus Main-Spessart und ihren Spenden nach Gesprächen mit der Direktorin die Türen ins sonst für sie verschlossene Frauengefängnis öffnete.
„Wir wurden mit Gesang begrüßt“
„Die Freude war überwältigend“, erinnert Werner Amthor. „Wir wurden mit Gesang begrüßt.“ Die Kinder seien angesichts der Geschenke selig gewesen, die derzeit inhaftierten 99 Frauen überaus dankbar. Im kommenden Jahr will Sarah Chege Lehnleidner die Aktion fortsetzen, diesmal den Frauen auch Sandalen mitbringen, denn viele müssten barfuß herumlaufen. Der Weltladen in Roden, Tel. (0 93 96) 99 963, wird auch dieses Vorhaben wieder als Sammelstelle für Spenden unterstützen.
Auch das Ombei-Projektteam plant 2019 wieder eine Reise, diesmal mit einer größeren Gruppe. Bei einer ersten Planungsrunde wurden kürzlich erst von der jüngsten zweiwöchigen Reise berichtet und die neuen Vorhaben vorgestellt. Dazu zählen Neuanschaffungen nach der Überschwemmungskatastrophe in der Region, die Förderung von Ausbildungen sowie die Pläne für ein neues Gemeinschaftshaus.