Friedel Liedhegener betreibt seit den 90er-Jahren die Lohrer Puppenbühne. Seit vergangenem Jahr bereichert der Rentner mit Gastspielen das Frammersbacher Zimmertheater. Was das Besondere an seinem Puppenspiel ist und warum er Vorlesen langweilig findet, verriet er im Interview.
Bereits als Kind habe ich gegen Honorar Puppenspiele aufgeführt. Gelernt habe ich das von einem musisch veranlagten Onkel. Das war in den 50er-Jahren. Seitdem haben mich Puppen nicht mehr losgelassen. Geschichten habe ich schon immer gerne erzählt. Früher meinen drei Söhnen, später meinen Enkelkindern. Mit meiner zehnjährigen Enkelin Marie betreibe ich zur Zeit die Lohrer Puppenbühne.
In den 90er-Jahren entstand durch den damaligen Leiter des Lohrer Juze, Heinz Schwaiger, die Idee, eine Puppenbühne im Jugendzentrum zu installieren. Mit Heinz spielte ich bereits in der Band Moenus. Mit drei weiteren Spielern haben wir die Puppenbühne aufgebaut. Da gab es sogar Livemusik.
Die Puppen habe ich von meinen beruflichen Reisen aus der ganzen Welt mitgebracht. Vor allem aus Rajasthan in Indien.
Die Kinder folgen der Geschichte und agieren ausschließlich mit den Puppen. Dabei leben sie ihr eigenes Spiel, ganz ohne Bühne. Da kann es manchmal heftig zugehen. Mitunter gibt es Mord und Totschlag. In einem persischen Märchen wird der Held von seinem Bruder verraten. Den möchten die Kinder immer sofort lynchen.
Ja, das muss ich (lacht). Auch wenn der Verräter den Tod verdient hat, muss er nicht sterben. Da nehmen die Kinder auch keine Rücksicht darauf, dass es der eigene Bruder ist.
Mit der Puppenbühne gehe ich in die persische Richtung. Alle Geschichten haben ein Grundthema auf zwei Erzählebenen und Tiefgang. Erst ab sechs Jahren verstehen die Kinder die Zusammenhänge. Das Vorlesen ist ein langweiliger Monolog. Als Leser bin ich nur der Sprecher für einen Text. Ich muss immer meine persönliche Note mit einbauen.
Kinder mögen keine Liebesgeschichten. Dagegen sind die Schwerter meiner Puppen sehr beliebt. Sie lieben unheilvolle und blutige Geschichten. In meinen Märchen geht die Geschichte aber immer gut aus, das wollen die Kinder auch so.
Bei einem seiner Auftritte in Frammersbach sprach ich ihn an. Leider kommen keine großen Kinder, vielleicht auch weil die Eltern nicht fahren wollen. Zwei Veranstaltungen mussten wir schon absagen. Wenn das nicht angenommen wird, höre ich ganz schmerzfrei wieder auf. Wir haben es versucht.