Wer mit offenen Augen in Spessartwäldern unterwegs ist, wird sie mancherorts entdeckt haben: Plätze, die verzaubern und die Fantasie beflügeln. Steine, Baumwurzeln vom leuchtend grünem Moos umwachsen, geradezu märchenhaft. Dass der Wald vor den Toren Lohrs für Märchen geradezu gemacht ist, hat der ehemalige Lehrer und Stadtrat Seppl Blenk schon länger auf dem Schirm.
Das Team des Jugendzentrums (Juze) hat die Idee begeistert aufgegriffen und ein Programm für den Ferienspaß zusammengestellt. Die Kinder werden dabei die Märchen sichtbar und erlebbar machen. Ihre kreativen Ideen werden in der nächsten Zeit zu Ton und zu Multimediabeiträgen. Bemalt und gebrannt werden Rotkäppchen und Co. den etwa zwei Kilometer langen Weg von der Mariengrotte zur Beilsteinhütte in einen Märchenweg verwandeln.
Von Anfang an wurde das Projekt von der Lohrer Forstverwaltung unterstützt. Sie lieferte auch das Holz für die Kästen, in denen Szenen aus Grimms Märchen dargestellt werden. Es werden zehn Stationen, davon neun mit Märchenszenen und eine am Anfang zur Information, im Abstand von circa zweihundert Metern aufgestellt, verraten die Pädagoginnen Kerstin Heine und Elena Häfner vom Juze. Über die angebrachten QR-Codes kann man sich in die Märchen multimedial einklinken. Empfang ist auf Weg, der für Wanderer mit einem Hasensymbol gekennzeichnet ist, gegeben. In der virtuellen Welt wird erlebbar, wie die Kinder kreativ in die Märchenwelt eintauchen: als Theaterstück, mittels Bildern, Stockmotion-Videos oder einer Talkshow mit Rotkäppchen. Wie es wohl ist, wenn man vom Wolf verschlungen wurde?
Es wird gebaut, getöpfert, gespielt
Welche Ideen die Kinder noch einbringen, wird sich in den nächsten Ferienspaßwochen zeigen. Wenn sich 91 Kinder auf dem Gelände des Juzes tummeln, dann ist dort einiges los. Da werden Märchenszenen mit Kreide auf den Boden gemalt. Es wird gebaut, getöpfert, gespielt, nach dem Mittagessen gefragt und neben Grimms Märchen auch jenen aus anderen Ländern gelauscht. Die Sechs- bis Zwölfjährigen sind mit Freude dabei, auch wenn insgeheim die Frage aufkommt, ob Märchen in der heutigen Zeit noch interessant sind. Die bekannten Märchen sind den Kindern geläufig, sagt Heine. Die Kinder fänden es cool, auch ein Ziel vor Augen zu haben.
Das Ferienprogramm ist bunt gestaltet. Es begann am Montag mit einer Wanderung auf Grimms Spuren in den Lohrer Stadtwald zum Beilstein. Mit Rätsel und Spielen konnten die Kinder das Thema Märchen aufgreifen. Weiter auf dem Programm steht natürlich das Töpfern, bei dem Zwerge, Rapunzeltürme, Frösche und Märchenfiguren Gestalt annehmen. Der Infotag, auch Kinder-Uni genannt, vermittelt Wissenswertes über Märchen, Märchenautoren und Märchensammler. Die Kinder können Märchen aus aller Welt lauschen.
Vielfältiges Mitmachangebot
Ein Eintauchen in ein ausgewähltes Märchen bietet die Märchenwerkstatt. Dort werden die kreativen Ideen der Kinder umgesetzt. Zum Beispiel ein Theaterstück einstudiert, Inhalte nachgebastelt oder ein Hörbuch aufgenommen. Der Ferienspaß bietet eine bunte Mischung aus Bastel- und Werkideen, einer Altstadt-Rätsel-Rallye, einer Nachtwanderung, einen Film im Juze-Kino, Projekttage mit Tanz, Kochen, Bauen, Theater und vielem mehr. Ein Ausflug nach Steinau mit Stadt- und Märchenführung auf Grimms Spuren sowie den Besuch im dortigen Erlebnispark stehen auch auf dem Programm. Zum Schluss gibt es ein Abschlussfest, bevor am 16. August der Lohrer Märchenweg eingeweiht wird.
Interesse am Märchenweg, der über zwei beliebte Aussichtspunkte am Beilstein führt, hat auch die Touristeninformation bekundet. Die aufgestellten Stationen mit den Märchenszenen bleiben dauerhaft im Wald. Und natürlich ist, wie es sich für Lohr gehört, Schneewittchen mit von der Partie.
