Nach einigen Tagen Organisation und Vorbereitung war es am Donnerstag so weit: Der 14jährige Stanislav und der zehnjährige Viktor sind die ersten ukrainischen Kinder, die die Mittelschule besuchen. Man starte mit einer kleinen Gruppe, sagte Schulleiter Michael Meisenzahl. Er wisse aber, dass bald mehr Schüler kommen werden.
In einem eigenen Gruppenraum für die Kinder kamen die beiden Betreuungslehrer Kathrin Sterr und Blasius Bartsch, der Schul-Computerexperte Matthias Rudolph, der auch Datenschutzbeauftragter des Landkreises ist, und die stellvertretende Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath in kleiner Runde zusammen; die Schwester des einen Jungen, die gut Englisch spricht, und eine deutsche Unterstützerin waren ebenfalls dabei.
Noch ist die Kommunikation schwierig, denn die schüchternen Jungs kennen nur ganz wenige deutsche Wörter. Die Sprache ist momentan die große Barriere, aber Unterstützungslehrerin Sterr tippt die Sätze am Computer in Deutsch ein, und dank eines Übersetzungsprogramms verstehen die Beiden gleich, um was es geht.
Vier Schulstunden pro Schultag
Sie werden vorläufig an jedem Schultag vier Stunden Unterricht haben – Deutsch und Englisch bis Mathe und Kunst, aber auch Sport, betont Meisenzahl. „Und hoffentlich auch Musik“, wirft die Arnsteiner Musikschulleiterin Bolkart-Mühlrath gleich ein. Für den Sport haben auch die Realschule und das Gymnasium angeboten, unterstützend mitzuhelfen. „Bei Fragen immer fragen“, betont der Schulleiter, um die Angst vor dem Neuen, noch Unbekannten zu nehmen.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Bolkart-Mühlrath war zur Begrüßung eigens in die Schule gekommen und wünschte den neuen ukrainischen Schülern, dass sie sich schnell wohlfühlen und Freunde finden. Das sei wichtig, weil sie aus einer schwierigen Situation in ihrem Heimatland kommen. Eine Schulpflicht besteht für mit ihren Eltern geflüchtete Kinder erst nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland, erklärte Rektor Meisenzahl auf Anfrage.
Zum Thema Corona erfuhren die beiden, dass sie einen Coronatest selbst machen müssen, wie das auch die deutschen Kinder in der Schule gewohnt sind. Mit einem Passbild stellt die Schule dann auch für Viktor und Stanislav einen Schülerausweis aus, der als Testausweis gilt. Computerexperte Matthias Rudolph stellte die Schulcloud und den Schulmanager als Plattform zur Kommunikation mit dem Elternhaus vor.
Die ersten Freunde auf dem Pausenhof
Dafür sei ein Handy notwendig. Deshalb sei es wichtig, dass die ukrainischen Kinder W-Lan zuhause haben. Über die Schule können sogar Laptops verliehen werden. Stanislav und Viktor bekamen an ihrem ersten Schultag auch Unterrichtsmaterial in Papierform. Mit vielen beschrifteten Bildern geht es nun daran, vor allem den Wortschatz täglich zu erweitern.
Im Pausenhof gehen Schüler neugierig auf die zwei zu – und als noch der zwölfjährige Marvin die beiden auf Russisch anspricht und sie das auch verstehen, ist das Eis schnell gebrochen und ein erster neuer Freund gefunden.