Rund 180 Kilometer umfasst das Kernwegenetz der Allianz "Integrierte Ländliche Entwicklung" (ILE) für das Main-Werntal. Beteiligt sind die Gemeinden Gössenheim, Eußenheim, Karlstadt, Thüngen und Arnstein. Nach den ersten Schritten im Jahr 2013 mit Bürgern und politischen Vertretern der Kommunen übergab Alexander Wolz, der Projektleiter der BBV-Landsiedlung, gemeinsam mit der zuständigen ILE-Managerin Verena Mörsner den beteiligten Bürgermeistern je einen umfangreichen Ordner mit den Ergebnissen der Untersuchungen und Vorschlägen für die weitere Arbeit. Diese werden im Zuge des bevorstehenden Baus der B26 n für die Stadt Arnstein in vielen Punkten eine ganz besondere Bedeutung haben.
Nach ihrem Selbstverständnis haben sich die Gemeinden der ILE MainWerntal zur Aufgabe gemacht, im ländlichen Raum die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen durch Dorferneuerung und Flurneuordnung zukunftsgerecht zu gestalten. Eine besondere Stärke ist die Präsenz des Fachpersonals vor Ort. Dadurch steht von der Planung bis zur Umsetzung der Projekte kontinuierlich fachliches Know-how aus dem Amt für ländliche Entwicklung (ALE) zur Verfügung. Die Projekte beinhalten das Grundprinzip Bürgermitwirkung und die ALE-Kernkompetenz Bodenmanagement, wodurch flexible und passende Lösungen für Bürger, Landwirte und Gemeinden vielfach erst möglich werden.
Handlungsfelder erarbeitet
Bei den ersten Workshops mit Fachleuten und Bürgern aus den Gemeinden wurden die Handlungsfelder Innenentwicklung, Bildung, Ländliches Kernwegenetz, "Wasser erleben", regionale Vermarktung und die Bewerbung als "Staatlich anerkannte Öko-Modellregion" für den Aufgabenkatalog herausgearbeitet. Dieser Anforderung wurde nun durch die Erstellung eines Kernwegenetzes Folge geleistet.
Die Tendenz, dass die Zahl der Landwirte abnimmt, jedoch vom Einzelnen wesentlich größere Flächen bewirtschaftet werden, legt nahe, dass diese nicht immer im räumlichen Zusammenhang bestehen. Weiter zurückzulegende Strecken sowie gemarkungs- und gemeindeübergreifende Transportbeziehungen sind keine Ausnahmen mehr. Außerdem führt die Technisierung zum Einsatz immer größerer und schnellerer Fahrzeugen. Zuletzt bedienen die Wegeverbindungen in der Regel einen Nutzermix aus Landwirtschaft, Freizeit und Tourismus. Das jetzt vorgestellte Konzept soll nun diesen Anforderungen gerecht werden.
Für die Stadt Arnstein und teilweise auch für Karlstadt und Thüngen galt es zudem die Folgen des Baus der B26 n zu berücksichtigen, die hier durch das Allianzgebiet führen soll und teilweise eine Zerschneidung und Neuordnung des bestehenden Kernwegenetzes zur Folge haben wird. Gerade für Landwirte müssen die Anbindungen und die Einbindung der bestehenden Wege an künftige Unter-, beziehungsweise Überführungen der neuen Straße berücksichtigt werden.
Alexander Wolz von der BBV Landsiedlung verwies bei der Vorstellung des Kernwegenetzes darauf, dass nun alle infrage kommenden Wege untersucht worden seien. Die Kommunen hätten eine Beurteilungsgrundlage zur Hand, wenn sie Änderungen vornehmen wollten. Diese sind auch durch Karten, Folien und Umsetzungsmöglichkeiten verdeutlicht. Dabei habe man auf dem über 180 Kilometer umfassenden Netz in einem 82 Seiten umfassenden Erläuterungsbericht zeitliche Umsetzungsvorschläge in drei Stufen (sofort, mittelfristig, langfristig) angeboten. Zusätzlich gibt es Hinweise auf Fördertöpfe und -sätze, insbesondere bei gemeinsamen Maßnahmen mit Nachbargemeinden oder in Verbindung mit Radwegen.
Für die anwesenden Bürgermeister sprach Lorenz Strifsky aus Thüngen. Die Arbeitsgemeinschaft der ILE habe sich seit den Anfängen 2013 prächtig entwickelt, sagte er. "Kirchturmdenken war gestern, heute setzen wir auf kollegiale Zusammenarbeit und regionale Vernetzung", so lautete sein Schlusswort.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste allerdings das geplante Abschlusstreffen mit den beteiligten Bürgern und Vertretern örtlicher Vereine im ILE-Gebiet ausfallen, berichtete Stefan Mehlig vom Amt für ländliche Entwicklung. Dieses solle aber gewiss baldmöglichst nachgeholt werden.
Paul Kruck und Dieter Schneider wurden nach ihrem Ausscheiden als Bürgermeister von Karlstadt und Eußenheim von Verena Mörsner aus dem Gremium verabschiedet.