Vor 30 Jahren wurde erstmals im Homburger Winzerkeller der Weinherbst gefeiert. Jetzt hatten die Genossenschaftswinzer zu diesem runden Geburtstag eingeladen, verbunden mit einem Rückblick auf die Weinlese und einer Vorschau auf den neuen Jahrgang.
Erstmals wurde der dreitägige Weinherbst von einer Frau eröffnet. Die 38-jährige Melanie Schnitzler aus Erlenbach-Tiefenthal stammt aus einer Winzerfamilie und ist seit Mai Aufsichtsrätin der Winzergemeinschaft Franken. Sie vertritt insbesondere die Interessen der Winzer aus Homburg, Erlenbach und Großostheim. In der Winzergemeinschaft Franken sind über 1400 Winzer zusammengeschlossen. Melanie Schnitzler, Organisationsentwicklerin in der Bildungsbranche und Mutter von zwei Kindern, ist Nachfolgerin von Hans Dornbusch aus Homburg, der dieses Amt über zwölf Jahre ausübte.
Kellermeister Christian Baumann, er ist in Homburg aufgewachsen und lebt seit über 30 Jahren im Landkreis Kitzingen, sprach angesichts der zurückliegenden Weinlese von ganz besonderen Herausforderungen. Vor einem halben Jahrhundert, so Baumann, hatte der Januar noch eine Durchschnittstemperatur von minus 0,5 Grad. In diesem Jahr wurde ein Durchschnitt von plus 3,5 Grad gemessen. "Da kann man gar nicht mehr von einem Winter sprechen", so der Kellermeister.
2024 sei eines der wärmsten Jahre gewesen, in den Sommermonaten seien die Nachttemperaturen selten unter die Marke von 20 Grad gefallen. Bis Mitte April sei es sehr warm gewesen, dann kamen zwei Frostnächte. Dabei haben die Regionen sehr unterschiedlich gelitten. Besonders habe es die Winzer am Untermain und in Tauberfranken getroffen. Die Ausfälle lagen bisweilen bei 100 Prozent. Vermehrt traten im Sommer Pilzkrankheiten auf, doch die gut ausgebildeten Winzer, so der Kellermeister, haben die richtigen Maßnahmen eingeleitet. Die Natur konnte sich behelfen und es sei doch noch eine passable Ernte geworden.
In diesem Jahr liegt die Erntemenge bei der Winzergemeinschaft bei acht Millionen Litern. "Es fehlt einiges, in einem normalen Jahr sind es elf Millionen Liter", sagte der Weinexperte. Im Schnitt lag der Ertrag bei 65 Hektoliter/Hektar in Franken, das ist knapp über dem Bundesdurchschnitt. Trotz des schwierigen Jahres, resümierte der Kellermeister, gibt es ganz tolle Weine.
Es ist in Homburg eine gute Tradition, dass zur Eröffnung des Weinherbstes die Genossenschaftswinzer ihre Gäste zu einer kleinen Weinprobe einladen. Christian Baumann stellte dabei einen Riesling und einen Rieslaner vom Kallmuth vor. Schwärmerisch und mit Weinpoesie erlebte die gut gelaunte Genießer-Runde im idyllischen Gewölbekeller die festlichen Weine.
Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock dankte den vielen Helfern bei der Weinlese und auch beim anschließenden Weinherbst. Sie freute sich mit den Winzern auf das gute Ergebnis der erfolgreichen Ernte.
Die Homburger Weinprinzessin Leonie Mair war zusammen mit ihrer Erlenbacher Amtsschwester Julia Väth zur Eröffnung des Weinherbstes gekommen. Beide freuten sich darüber, dass die Veranstaltung so gut angenommen wird und wünschten viel Spaß in gemütlicher Kellerrunde.
Hans Dornbusch, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende, erinnerte daran, dass die Homburger Genossenschaftswinzer jedes Jahr auch an die Menschen denken, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Im Verkaufsraum der Vinothek steht ein Spendenbocksbeutel, mancher wirft hier sein Wechselgeld hinein. Den von den Winzern aufgerundeten Inhalt des Spendenbehältnisses durfte Irene Väth, Kassiererin der Marktheidenfelder Tafel, entgegennehmen. Sie schilderte eindrucksvoll, was mit der Spende passiert und wie sich die 88 Mitarbeiter der Tafel in Marktheidenfeld engagieren.
Der Weinherbst wurde am Samstag fortgesetzt, für Unterhaltungsmusik sorgten die Liebler`s. Am Sonntag gab es zum Ausklang Kaffee und Kuchen im Keller.