Die Idee, auf der direkt neben der Straße zwischen Sendelbach und Pflochsbach gelegenen ehemaligen Hausmülldeponie eine Anlage zur Nutzung der Sonnenenergie zu installieren, ist schon einige Jahre alt. Sie kam auf, als der Müllberg aufwendig saniert und mit einem Überbau aus Folien und diversen Materialschichten nach oben abgedichtet wurde.
Die Stadt hatte in der Folge eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis wurde am Mittwoch im Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats vorgestellt. Die Botschaft, die Gutachter Peter Swoboda vom Büro R&H Umwelt dabei übermittelte, war eindeutig: Ein PV-Anlage auf der Sendelbacher Mülldeponie wäre nur mit großem technischen Aufwand zu realisieren und daher nicht wirtschaftlich.
Eines der Probleme: Der Hang ist nicht stabil genug
Hauptgrund für dieses Urteil ist der Aufbau des sanierten Müllkörpers. Zum einen, so Swoboda, sei die Deponie zur Straße hin ziemlich steil. Zum anderen sei die Überdeckung eines verbauten Trenngitters mit diversen Materialschichten zu gering, um eine PV-Anlage ohne größeren Aufwand zu verankern.
Das grundsätzliche Problem sei die Hangstabilität, so der Gutachter. Um ein Abrutschen des steilen Hanges zu verhindern, sei ein sogenanntes Geogitter verbaut. Dieses könne nur eine gewisse Last tragen beziehungsweise absichern. Mit dem Gewicht einer PV-Anlage von 25 bis 40 Kilo pro Quadratmeter wäre laut Swoboda "die Grenze des Machbaren überschritten". Betonfundamente seien zu schwer, Rammfundamente zu lang für den Aufbau der Deponie. Bliebe nur, die Anlage mit speziellen, wurzelartig in den Boden getriebenen Ankern zu befestigen. Doch das, so Swoboda, sei unverhältnismäßig teuer.
Unterm Strich bezifferte er die Entstehungskosten des mit einer PV-Anlage auf der Mülldeponie zu gewinnenden Stroms auf acht bis neun Cent pro Kilowattstunde. Die Einspeisevergütung liege jedoch aktuell bei um die 6,8 Cent.
Eine Option wäre höchstens die Direktvermarktung an einen Großabnehmer, sagte Swoboda. Deswegen habe man bei der nahe gelegenen städtischen Kläranlage angefragt. Antwort: Dort wird durch die Nutzung von Klärschlamm-Gas selbst so viel Strom produziert, dass man einen Überschuss hat.
Swoboda nannte noch einen weiteren Grund, der gegen eine PV-Anlage auf der Mülldeponie spricht: Auf dem sanierten Müllkörper wachse mittlerweile ein als ökologisch wertvoll einzustufender Magerrasen. Um ihn mit einer PV-Anlage zu überbauen, müsste man an anderer Stelle Ausgleichsflächen schaffen, verdeutlichte der Gutachter.
Die Investoren winken ab
Hinzu komme, dass man wohl kaum einen Investor finden werde, der das Risiko des Baus einer PV-Anlage auf einer solchen Deponie auf sich nehme. Diese Aussage bestätigte der städtische Umweltreferent Manfred Wirth. Man habe die Deponieflächen bereits mehreren PV-Investoren angeboten, die im Rathaus nach möglichen Flächen gefragt hätten. Alle hätten abgewunken.
Im Gremium herrschte angesichts der Botschaft Ernüchterung. "Wir hätten uns ein anderes Ergebnis gewünscht", sagte Bürgermeister Mario Paul. Doch man müsse die Tatsachen anerkennen.
Brigitte Riedmann zollte dem Gutachter schließlich noch Respekt dafür, dass dieser seine Untersuchung angesichts der erkennbaren Aussichtslosigkeit einer PV-Analage auf der Deponie vorzeitig abgebrochen und so den von der Stadt eingeplanten Etat nicht ausgereizt hat.
Swoboda selbst machte abschließend deutlich, dass das jetzige Fazit nicht endgültig sein müsse. Womöglich änderten sich irgendwann die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für mit PV-Anlagen erzeugten Strom.
Derzeit jedoch gebe es in Deutschland eher zu viel Strom aus PV-Anlagen. Es fehle an Speichern. Auch beim Ausbau des Netzes sei man in Deutschland hintendran. Deswegen, so Swoboda, müssten PV-Anlagen recht oft sogar vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Der Gutachter sprach dabei womöglich aus eigener Erfahrung, denn er betreibt nach eigenen Worten seit Jahren eine große PV-Anlage in Oberfranken. joun