
Anfang März 2020 freuten sich die Karlstadter, dass der Freistaat Bayern dem barrierefreien Ausbau des Karlstadter Bahnhofs "höchste Priorität" einräumte. Ein Jahr später ist die Hoffnung auf eine baldige Umsetzung geplatzt. Wie das bayerische Verkehrsministerium mitteilt, können nur zwei der vor einem Jahr aufgelisteten zwölf Bahnhöfe umgebaut werden. Karlstadt ist nicht dabei.
Zwei Sonder-Förderprogramme für barrierefreie Bahnhofsausbauten hat die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht. Sie sind Bestandteil des "1000-Bahnhöfe-Programms". Karlstadt war in einer vom bayerischen Verkehrsministerium Anfang 2020 erstellten Prioritätenliste für Bahnhöfe mit täglich 1000 bis 4000 Fahrgästen enthalten. Den Ausbau dieser Bahnhöfe sollten sich Bund und Freistaat jeweils zur Hälfte teilen. Im März 2020 wusste der damalige Bürgermeister Paul Kruck schon: "Wichtig ist, dass der Bund diese Liste so akzeptiert." Auf Nachfrage der Redaktion beim bayerischen Verkehrsministerium stellt sich heraus, dass dies nicht geschehen ist.
Der Bund stellt Bayern in diesem Programm 44 Millionen Euro zur Verfügung – und das reicht gerade mal zum barrierefreien Ausbau von zwei Bahnhöfen. Das bayerische Verkehrsministerium hat sich "für die Umsetzung der Maßnahmen an den Bahnhöfen Kaufbeuren und Gunzenhausen entschieden". Diese hätten von den zwölf genannten Bahnhöfen "die höchste verkehrliche Bedeutung", heißt es in einer E-Mail der Pressestelle des Ministeriums. Im Vergleich zu Karlstadt habe "insbesondere die Knotenfunktion an diesen beiden Bahnhöfen eine Rolle gespielt".
Karlstadt Bürgermeister ist enttäuscht, aber zuversichtlich
Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach bedauert, dass Karlstadt nicht in die aktuelle Förderung aufgenommen wurde. Er versichert, die Stadt habe gemeinsam mit den regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten "alles unternommen, um in das aktuelle Förderprogramm aufgenommen zu werden".
Aber Hombach gibt sich noch nicht geschlagen. "Nach unseren Informationen ist es so, dass die Bahn in den nächsten vier bis fünf Jahren die Bahnsteige am Karlstadter Bahnhof erhöhen muss", schreibt er per E-Mail. Er äußert die Hoffnung, dass "im Zuge dieser dringend notwendigen Maßnahme" auch "ein barrierefreier Zugang und weitere Ertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt werden". Für die Stadt Karlstadt habe dieses Thema weiterhin "hohe Priorität".
Er werde dem Stadtrat vorschlagen, die "angrenzenden städtischen Flächen im Bereich des Bahnhofs einer städtebaulichen Planung zu unterziehen". Dies solle der DB signalisieren: Die Stadt sei planerisch vorbereitet, "jetzt muss nur noch die Deutsche Bahn ihre Hausaufgaben in Karlstadt erledigen".
Ausbau in Gemünden und Partenstein
In einem anderen Programm, das schon in der vorherigen Legislaturperiode angestoßen wurde, werden 25 Stationen im Freistaat bis zum Jahr 2026 barrierefrei ausgebaut. In Main-Spessart zählen der Knotenbahnhof Gemünden und der Bahnhof Partenstein dazu. Der Freistaat beteiligt sich hierbei nicht an den Investitionskosten, zahlt der DB aber einen Ausgleich für die beispielsweise durch neue Aufzüge und Personenunterführungen erhöhten Betriebskosten.
Die Pressestelle des bayerischen Verkehrsministeriums verspricht: "Der Freistaat wird sich weiter mit Nachdruck beim Bund und der DB dafür einsetzen, dass es zeitnah eine Perspektive auch für den Ausbau des Bahnhofs in Karlstadt geben wird." Mit anderen Worten: Im Moment gibt es dafür keine Perspektive. Bürgermeister Hombach gibt sich kämpferisch: "Wir werden weiterhin alles unternehmen, dass eine Ertüchtigung unseres Bahnhofs erfolgt."
Echt traurig was da abläuft!
Nach mir vorliegender Information wurde der Karlstadter Bahnhof nicht in die Förderung der Attraktivität und Barrierefreiheit von Bahnhöfen (FABB1) Zeitraum 2019-2026 aufgenommen. Der Karlstadter Bahnhof wurde in die FABB2 Zeitraum ab 2027 eingestuft, das bedeutet, dass noch so verschiedene Vergabesysteme durchlaufen werden müssen. Meiner Meinung nach wird es mit allem drum und dran noch mindestens 10 bis 15 Jahre dauern bis sich etwas in Richtung Barrierefreiheit am Karlstadter Bahnhof verbessert. Das ist so enttäuschend.
Walter Gleichmann
97753 Karlstadt
Unterm Strich ist es die Summe aller Barrieren und Erschwernisse, die bei der Entscheidung des Einzelnen gegen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel eine Rolle spielen. Der Bahnhof Karlstadt ist da auch nur ein Baustein im Gesamtsystem.
Eine Idee, deren Umsetzung evt. mal geprüft werden könnte: regelmäßig mehrmals täglich Zugverbindungen vom barrierefreien Gleis 1 ?!