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Karlstadt
Keine Perspektive für den barrierefreien Ausbau des Karlstadter Bahnhofs
Der Freistaat räumte Karlstadt und elf weiteren Bahnhöfen im vergangenen Jahr "höchste Priorität" für den barrierefreien Ausbau ein. Nun können davon nur zwei Projekte umgesetzt werden.
Barrierefrei ist der Karlstadter Bahnhof nicht – und wird's auch nicht in absehbarer Zeit.
Foto: Karlheinz Haase | Barrierefrei ist der Karlstadter Bahnhof nicht – und wird's auch nicht in absehbarer Zeit.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 10.02.2024 22:19 Uhr

Anfang März 2020 freuten sich die Karlstadter, dass der Freistaat Bayern dem barrierefreien Ausbau des  Karlstadter Bahnhofs "höchste Priorität" einräumte. Ein Jahr später ist die Hoffnung auf eine baldige Umsetzung geplatzt. Wie das bayerische Verkehrsministerium mitteilt, können nur zwei der vor einem Jahr aufgelisteten zwölf Bahnhöfe umgebaut werden. Karlstadt ist nicht dabei.

Zwei Sonder-Förderprogramme für barrierefreie Bahnhofsausbauten hat die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht. Sie sind Bestandteil des "1000-Bahnhöfe-Programms". Karlstadt war in einer vom bayerischen Verkehrsministerium Anfang 2020 erstellten Prioritätenliste für Bahnhöfe mit täglich 1000 bis 4000 Fahrgästen enthalten. Den Ausbau dieser Bahnhöfe sollten sich Bund und Freistaat jeweils zur Hälfte teilen. Im März 2020 wusste der damalige Bürgermeister Paul Kruck schon: "Wichtig ist, dass der Bund diese Liste so akzeptiert." Auf Nachfrage der Redaktion beim bayerischen Verkehrsministerium stellt sich heraus, dass dies nicht geschehen ist.

Der Bund stellt Bayern in diesem Programm 44 Millionen Euro zur Verfügung – und das reicht gerade mal zum barrierefreien Ausbau von zwei Bahnhöfen. Das bayerische Verkehrsministerium hat sich "für die Umsetzung der Maßnahmen an den Bahnhöfen Kaufbeuren und Gunzenhausen entschieden". Diese hätten von den zwölf genannten Bahnhöfen "die höchste verkehrliche Bedeutung", heißt es in einer E-Mail der Pressestelle des Ministeriums. Im Vergleich zu Karlstadt habe "insbesondere die Knotenfunktion an diesen beiden Bahnhöfen eine Rolle gespielt".

Karlstadt Bürgermeister ist enttäuscht, aber zuversichtlich

Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach bedauert, dass Karlstadt nicht in die aktuelle Förderung aufgenommen wurde. Er versichert, die Stadt habe gemeinsam mit den regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten "alles unternommen, um in das aktuelle Förderprogramm aufgenommen zu werden". 

Aber Hombach gibt sich noch nicht geschlagen. "Nach unseren Informationen ist es so, dass die Bahn in den nächsten vier bis fünf Jahren die Bahnsteige am Karlstadter Bahnhof erhöhen muss", schreibt er per E-Mail. Er äußert die Hoffnung, dass "im Zuge dieser dringend notwendigen Maßnahme" auch "ein barrierefreier Zugang und weitere Ertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt werden". Für die Stadt Karlstadt habe dieses Thema weiterhin "hohe Priorität".

Er werde dem Stadtrat vorschlagen, die "angrenzenden städtischen Flächen im Bereich des Bahnhofs einer städtebaulichen Planung zu unterziehen". Dies solle der DB signalisieren: Die Stadt sei planerisch vorbereitet, "jetzt muss nur noch die Deutsche Bahn ihre Hausaufgaben in Karlstadt erledigen". 

Ausbau in Gemünden und Partenstein

In einem anderen Programm, das schon in der vorherigen Legislaturperiode angestoßen wurde, werden 25 Stationen im Freistaat bis zum Jahr 2026 barrierefrei ausgebaut. In Main-Spessart zählen der Knotenbahnhof Gemünden und der Bahnhof Partenstein dazu. Der Freistaat beteiligt sich hierbei nicht an den Investitionskosten, zahlt der DB aber einen Ausgleich für die beispielsweise durch neue Aufzüge und Personenunterführungen erhöhten Betriebskosten.

Die Pressestelle des bayerischen Verkehrsministeriums verspricht: "Der Freistaat wird sich weiter mit Nachdruck beim Bund und der DB dafür einsetzen, dass es zeitnah eine Perspektive auch für den Ausbau des Bahnhofs in Karlstadt geben wird." Mit anderen Worten: Im Moment gibt es dafür keine Perspektive. Bürgermeister Hombach gibt sich kämpferisch: "Wir werden weiterhin alles unternehmen, dass eine Ertüchtigung unseres Bahnhofs erfolgt."

 
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  • W. G.
    Vielen Dank an die Main Post für den aufschlussreichen Artikel.
    Echt traurig was da abläuft!
    Nach mir vorliegender Information wurde der Karlstadter Bahnhof nicht in die Förderung der Attraktivität und Barrierefreiheit von Bahnhöfen (FABB1) Zeitraum 2019-2026 aufgenommen. Der Karlstadter Bahnhof wurde in die FABB2 Zeitraum ab 2027 eingestuft, das bedeutet, dass noch so verschiedene Vergabesysteme durchlaufen werden müssen. Meiner Meinung nach wird es mit allem drum und dran noch mindestens 10 bis 15 Jahre dauern bis sich etwas in Richtung Barrierefreiheit am Karlstadter Bahnhof verbessert. Das ist so enttäuschend.
    Walter Gleichmann
    97753 Karlstadt
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  • C. L.
    Oberster Chef ist der A. Scheuer von der CSU. Soll da was besser laufen?
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  • H. S.
    Eine Frage ist doch: wieviel zusätzliche Fahrgäste die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, würden die Bahn nutzen?
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  • M. W.
    Auf Barrierefreiheit direkt angewiesen sind vermutlich Menschen mit Behinderungen. Zusätzlich gibt es beispielsweise Familien / Alleinerziehende mit kleinen Kindern (Kinderwägen). Es gibt Radfahrer mit und ohne E-Motorisierung. Und es gibt ältere Menschen, denen das Treppensteigen nicht mehr so leicht fällt wie in jüngeren Jahren.

    Unterm Strich ist es die Summe aller Barrieren und Erschwernisse, die bei der Entscheidung des Einzelnen gegen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel eine Rolle spielen. Der Bahnhof Karlstadt ist da auch nur ein Baustein im Gesamtsystem.
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  • M. W.
    Das Geld ist halt prioritär für den Straßenverkehr (B26n etc.) vorgesehen. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz wird sich mit dieser Regierung und mit diesem Verkehrsminister daran nichts ändern. Gottseidank sind im Herbst Wahlen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Aha ..... und dann ändert sich was???
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  • S. H.
    Wirklich ein Armutszeugnis, dass die KREISSTADT Karlstadt keinen barrierefreien Bahnhof hat... da sollte auch der Landkreis endlich aktiver werden !! wie soll eine Verkehrswende bei diesem Tempo des Ausbaus von Bahnhöfen erfolgen? es ist nicht mal möglich von körperbehinderten Freunden/Bekannten in Karlstadt Besuch zu bekommen ... traurig 😞
    Eine Idee, deren Umsetzung evt. mal geprüft werden könnte: regelmäßig mehrmals täglich Zugverbindungen vom barrierefreien Gleis 1 ?!
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  • E. R.
    Die Idee, die Personenzüge am barrierefreien Gleis 1 halten zu lassen, ist wirklich gut! Aber nicht nur in Richtung Würzburg fahrende, sondern auch die aus Richtung Würzburg kommenden könnten dann am barrierefrei zugänglichen Bahnsteig 1 ihre Kunden aufnehmen! Dadurch ist nur ein Bahnsteig mit entsprechender Bordkantenhöhe notwendig! Es muß nicht in Aufzugssysteme oder sonstige Hilfsmittel investiert werden sowie deren laufende Wartung und Inbetriebshaltung würde entfallen! Benötigt wird der entsprechende Ausbau der teilweise bereits vorhandenen Weichensysteme und sonstiger technischer Komponenten! Für mich liegen die Vorteile auf der Hand! Dieser Lösungsansatz sollte viel intensiver in der Öffentlichkeit diskutiert werden! Und diese Lösung würde auch für andere betroffene Bahnhöfe, z.B. Retzbach-Zellingen, zur schnellen Verwirklichung der Barrierefreiheit führen!
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