Zwei Jahre hintereinander musste die Lohrer Spessartfestwoche aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Doch heuer soll die fünfte Lohrer Jahreszeit, eines der größten Volksfeste der Region, wieder in gewohntem Rahmen gefeiert werden, und zwar vom 29. Juli bis zum 7. August. Die Planung steht. Pandemiebedingte Auflagen wird es nach derzeitigem Stand keine geben, wohl aber einige Veränderungen. Doch diese haben andere Gründe.
Eigentlich stünde in diesem Jahr ein echtes Festwochenjubiläum auf dem Programm. Nach der 74. Auflage im Jahr 2019 folgt die 75. Doch ein Jubiläumsprogramm wird es im Gegensatz zum Jahr 2015, als die 70. Auflage gefeiert wurde, diesmal nicht geben.
Stattdessen habe man eine "ganz normale Festwoche geplant", sagt Dieter Daus, der im Lohrer Rathaus seit 34 Jahren für die Organisation des Festes zuständig ist. Man habe sich dazu entschieden, beim Neustart nach zweijähriger Zwangspause "keinerlei Experimente" zu machen. Man habe beim Programm "weder draufgesattelt noch abgespeckt", sondern stattdessen eine ganz klassische Festwoche geplant.
Dass die Festwoche heuer wieder stattfinden würde, habe sich schon vor einigen Monaten abzeichnet, als die coronabedingten Kontaktbeschränkungen und Auflagen Stück für Stück gelockert und schließlich aufgehoben worden seien. Nun gebe es für Volksfeste keinerlei Beschränkungen mehr, so Daus (59).
Zweimal total vergeblich geplant
In den vergangenen beiden Jahren hatte Daus jeweils mit der Planung der Festwoche begonnen. Doch es folgte mit näherückendem Termin jeweils die Absage wegen Corona. Im Jahr 2020 gab es die "Festwoche zum Mitnehmen", eine von der Raiffeisenbank Main-Spessart und der Halsbacher Goikelbräu im Verbund mit einigen Partnern organisierte Abholaktion. 2021 dann baute Festwirt Franz Widmann seinen "überdachten Biergarten" auf, also ein großes Festzelt ohne Seitenwände und ohne Livemusik. Beide Aktionen waren zwar besser als nichts, aber kein echter Festwochenersatz, da waren sich viele einig.
Die Stadt hatte sich teilweise Kritik dafür gefallen lassen müssen, dass sie angesichts der pandemischen Lage überhaupt so lange an der Ausführung des Festes geplant hatte, wenn auch unter Wahrung der damals gültigen Abstandsregeln beispielsweise mit stark reduzierten Besucherkapazitäten im Zelt. Daus rechtfertigt das lange Festhalten an den Planungen damit, dass man an die Existenzen und Arbeitsplätze habe denken müssen, die bei Schaustellern und Festwirt an solchen Festen hängen.
Absagen nicht leicht gemacht
Auch die Lohrer Geschäftswelt, die Gastronomie und das Übernachtungsgewerbe profitierten traditionell von der Festwoche, so Daus. Deswegen habe man sich die Entscheidung jeweils nicht leicht gemacht und "erst abgesagt, als es aussichtslos war". Bis dahin sei bei ihm die gleiche Arbeit für die Planung angefallen wie in normalen Festwochenjahren. Erst nach den Absagen sei bei ihm einiges an Arbeitskapazität frei geworden für andere wichtige Dinge, so der Festwochenorganisator, der im Rathaus auch Hauptamtsleiter ist.
Zwar ist bekannt, dass Daus aufgrund seiner langjährigen Organisatorentätigkeit mit der Spessartfestwoche auch emotional in gewisser Weise mit dem Fest verbunden ist. Doch so groß, dass er während der beiden coronabedingten Absagen zur Zeit des üblichen Festwochenbeginns Ende Juli an den Kleiderschrank gegangen und einen wehmütigen Blick auf Lederhosen und Trachtenhemden geworfen hätte, sei die Wehmut nicht gewesen, so Daus.
Gleichwohl freue er sich nun, dass die Festwoche wieder im üblichen Rahmen ausgerichtet werden könne. "Es ist einfach ein Stück Lohr. Dass das Fest stattfindet, spiegelt ein Stück Normalität wider", so Daus. Dass noch Umstände eintreten könnten, die doch noch zur Absage der Spessartfestwoche führen, glaubt der Organisator nicht, auch wenn niemand wisse, wie sich angesichts des Krieges in der Ukraine die weltpolitische Lage noch entwickeln könne.
Volksfeste 2022 bislang gut gelaufen
Wie sich die 75. Spessartfestwoche entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Daus ist ebenso wie Festwirt Franz Widmann eher optimistisch. Beide verweisen auf bisherige Erfahrungen mit Volksfesten nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen. Das Frühlingsvolksfest in Würzburg sei nach Aussage der Würzburger Hofbräu, die auch die Lohrer Festwoche mit Bier beliefert, "sehr gut gelaufen", sagt Daus.
Festwirt Franz Widmann hat heuer bereits auf zwei Volksfesten in Landshut seinen Bierzeltbetrieb aufgebaut, beim Starkbierfest und der Frühjahrsdult. Bei beiden Festen habe der Umsatz "definitiv wieder Vorkrisen-Niveau erreicht", so Widmann. Vor allem bei den jüngeren Festbesuchern habe er den Eindruck, dass sie die zwei Coronajahre nun nachholen wollten. Hier sei es nach der Pandemie "von null auf 120 Prozent" gegangen. Die älteren Besucher ab 60 Jahren hingegen seien nach wie vor etwas vorsichtig und suchten die Sitzplätze im Freien, so Widmann.
Probleme, Personal zu finden
Wie in weiten Teilen der Gastronomie hat der Festwirt ein Problem bei der Personalfindung. Viele Bedienungen und sonstige Aushilfskräfte hätten sich während der Corona-Zwangspause anderweitig orientiert, schildert Widmann. Ausreichend und gutes Personal zu finden, sei daher "sehr schwierig". Für die beiden bisherigen Feste in diesem Jahr habe er jedoch immer noch genug Personal gefunden, so der Festwirt. Er wird sein Festzelt schon in wenigen Tagen in Unterfranken aufbauen: Vom 16. bis 27. Juni steigt das Volksfest in Aschaffenburg.