Ein eingezäunter Erd- und Steinhaufen im Gewerbegebiet Nantenbach hat bei den Neuendorfer Bürgern Erinnerungen an den mittlerweile legendären Lohrer "Eidechsenkorridor" geweckt. Tatsächlich wurde die Fläche, auf der sich die Mainfränkischen Werkstätten niederlassen wollen, nach Zauneidechsen abgesucht. Gefunden wurden aber keine.
Der Reihe nach: Der Unternehmensverbund Mainfränkische Werkstätten plant in Nantenbach eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung mit angegliederter Tagesförderstätte für Menschen mit schwerer Behinderung und den dazugehörigen Verwaltungsräumen. Der Neubau soll die in die Jahre gekommene Werkstatt in Gemünden ersetzen, der die Erweiterungsmöglichkeit fehlt (siehe Infobox).
Mitte November 2019 habe das Landratsamt Main-Spessart den Mainfränkischen Werkstätten im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens mitgeteilt, dass der geplante Baubereich nach Ansicht der unteren Naturschutzbehörde ein optimales potenzielles Zauneidechsenhabitat darstelle. Das berichtete Anja Gropp von der Stabsstelle Kommunikation des Unternehmensverbunds auf Anfrage.
Fachbüro beauftragt
"Das heißt, es wurde uns mitgeteilt, dass es unter Umständen sein könnte, dass dort Zauneidechsen vorkommen", so Gropp. Da der Arten- und Naturschutz den Mainfränkischen Werkstätten sehr am Herzen liege, habe man umgehend ein Fachbüro mit einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beauftragt.
Nach ausführlicher Prüfung und mehreren Ortsbegehungen sei das Fachbüros zu der Einschätzung gelangt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Besiedelung von Zauneidechsen vorliege. Die Fläche weise nur eine unvollständige Habitatausstattung für diese Reptilien auf. Laut Gropp wurden auch bei Kontrollerfassungen in der zweiten Aprilhälfte und Anfang Mai keine Zauneidechsen oder andere relevante Arten festgestellt.
Das bestätigte Mandy Feser von der Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage. Im Zuge der Kartierung der Fläche habe eine Gutachterin keine Zauneidechsen nachgewiesen. Um im Fall eines Nachweises die Tiere auf andere Flächen umsiedeln zu können, habe sich der Bauherr dazu entschlossen, vorsorglich Ersatzhabitate anzulegen – den eingezäunten Erd- und Steinhaufen.
"Wir sind als Gemeinde außen vor", erklärte Bürgermeister Karlheinz Albert auf Anfrage. Denn es handle sich – rechtlich betrachtet – um ein privates Bauvorhaben. Die Fläche sei schon vor einiger Zeit an die Mainfränkischen Werkstätten verkauft worden.
Zeitnahe Baugenehmigung
Der Unternehmensverbund rechnet nach den Worten von Anja Gropp "zeitnah mit einer Erteilung der Baugenehmigung". Danach werde die Ausschreibung für die Erd- und Rohbauarbeiten veröffentlicht. Aktuell gehe man davon aus, dass die Rohbau- und Erdarbeiten circa acht bis zehn Wochen nach Erhalt der Baugenehmigung beginnen können.
Als Bauzeit sind rund zwei Jahre vorgesehen. Die Entwurfsplanung für die Erschließung des Gewerbegebiets hatte der Neuendorfer Gemeinderat vor knapp zwei Wochen einstimmig gebilligt.