Eine böse Überraschung erlebte der Betriebsrat des Lohrer Kokinetics-Werkes. Die Firmenleitung hat die Computer abbauen lassen, lediglich der Monitor stand noch auf dem Schreibtisch des Betriebsratsvorsitzenden Peter Rüb. „Damit wurden er und seine Betriebsratskollegen sämtlicher elektronischer Kommunikationsmöglichkeiten beraubt“, schreibt der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel (SPD) in einer Pressemitteilung. Das Mail-Archiv sowie die Kontaktdaten der Belegschaft seien auf einen Schlag und ohne Ankündigung abhanden gekommen.
„Für dieses Vorgehen habe ich kein Verständnis“, so Rützel. Bei einem Treffen mit dem Betriebsrat und der IG-Metall-Vertreterin Birgit Adam am Dienstag erfuhr er von dieser Maßnahme der Unternehmensleitung. „Diese Behinderung der Betriebsratsarbeit ist nicht zu akzeptieren“, so Rützel.
Am 1. Dezember 2012 hatte Kokinetics das Werk von Faurecia übernommen. Die Übernahmeverträge sehen eine Weiterbeschäftigung aller Mitarbeiter bis 2017 vor. Dennoch schließt Kokinetics das Lohrer Werk.
In einem Sozialplan mit dem Vorgänger Faurecia war vereinbart, dass den Beschäftigten eine Abfindung von Faurecia zustünde, sollten die Beschäftigten in den ersten 18 Monaten nach Betriebsübernahme entlassen werden. Um das zu verhindern, zahlt Kokinetics den Lohn an die Beschäftigten bis zum 30. Juni weiter, obwohl bereits am 1. Mai die letzte Schicht im Lohrer Werk gearbeitet hat. „Die Beschäftigten erhalten allerdings nur ein Grundgehalt, nicht den gesamten ihnen zustehenden Lohn“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Peter Rüb. Seit kurzem firmiert der Betrieb als Metallverarbeitungsgesellschaft LAK mbH.
Das Grundstück und die Gebäude gehören dem Automobilzulieferer Magna International; die Nachfolgeunternehmen haben sich dort nur eingemietet. Für Rützel stellt sich die Frage, was Magna nun vorhat: „Ich werde mich an Magna wenden, um für Möglichkeiten einer neuen Ansiedelung zu werben und mit allen Beteiligten Gespräche zu führen.“
Im früheren Paulisch-Werk arbeiten die Beschäftigten teilweise seit bis zu 30 Jahren. „Heinz Paulisch würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was hier nun passiert“, so Rützel.