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Zellingen
Keine Angst vor "Angstpreisen": Zellinger Räte informieren sich über Energiepreis-Entwicklung
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 18.09.2022 02:28 Uhr

"Wer mit Gas heizt, sollte sich auf eine Verdoppelung des Preises einstellen. Beim Strom rollt ein Tsunami auf uns zu, ", so lautete die Einschätzung von Roland May, Geschäftsführer der Kooperationsgesellschaft Cityuse GmbH & Co KG. Der Markt Zellingen ist mit seinen Versorgungsbetrieben einer von 16 Gesellschaftern, die sich der 1999 gegründeten Einkaufsgemeinschaft für Energie angeschlossen haben. Mit Abgaben von 371 Millionen Kilowattstunden beim Strom (für 150.000 Endkunden) und 519 Millionen beim Gas (für 70.000 Kunden) sowie 34 Beschäftigten gehört Cityuse zu den Kleinen im Energiemarkt. Neben Beschaffung und Vertrieb von Energie gibt es die Geschäftsfelder Netzkompetenzcenter - wozu auch ein Rechenzentrum gehört - und Netzberatung.

Die Zellinger Versorgungsbetriebe arbeiten ausschließlich beim Strom mit Cityuse zusammen. Aus dessen Sicht verdoppelte sich der Einkaufspreis je Kilowattstunde schon im Jahr 2021 von 6,15 auf zwölf Cent. Im Mai 2022 waren schon 22,4 Cent erreicht und im August 53,5 Cent. Das entspricht einer Preissteigerung von 774 Prozent. Für eine durchschnittliche Familie in einem Einfamilienhaus würde letzteres eine um 1660 Euro höhere Stromrechnung bedeuten.

Polizeischutz für Strom-Kundencenter zum Jahreswechsel?

Auf der anderen Seite verkauft Cityuse Strom derzeit basierend auf einem Einkaufspreis von zehn Cent. Die Preise beruhen auf für drei Jahre im voraus eingekauften Strommengen. Jenseits der extremen Preisschwankungen, insbesondere im August, geht Roland May von einer Preissteigerung um 20 Cent aus. Allerdings wisse man noch nichts sicheres. Weder, welche Preise im Dezember zu erwarten sind, noch was die Appelle zum Sparen bewirken. Es werde aber schon über Polizeischutz für Kundencenter zum Jahreswechsel diskutiert. Langfristig erwartet er beim Strom etwa eine Verdreifachung der Handelspreise.

Beim Gas war die Entwicklung nach extremer. Hier stiegen die Großhandelspreise je Kilowattstunde von rund 1,86 Cent im Mai 2021 auf 4,5 Cent im Dezember, neun Cent im Mai 2022 und 21 Cent im August, also mehr als eine Verzehnfachung. Die Gasumlage ist dabei nicht eingerechnet. Auch wenn diese "Angstpreise" laut Roland May nicht die Verbraucher erreichen würden, müssten sie mindestens mit einer Verdoppelung rechnen. Und es müsse etwas getan werden für Menschen am Rand der Gesellschaft, die Unterstützung bräuchten. Generell sei auch beim Gas nicht absehbar, wie die Kunden reagieren, wenn ihnen die neuen Abschlagszahlungen mitgeteilt werden. Zudem habe hier die Witterung der nächsten Monate einen stärkeren Einfluss als beim Strom. Die Zellinger Versorgungsbetriebe gehören nicht zu den Gaskunden von Cityuse.

Ausnahme für neue Photovoltaik -Anlagen 

Zudem schilderte Roland May, dass im Energiemarkt Gas, Öl, Kohle und die Kohlendioxid-Bepreisung ein zusammenhängender Markt sind. Auch regeneratives Heizen ist deutlich teurer geworden. Der Markt Zellingen hat bei der energetischen Sanierung des Rathauses die Heizung auf einen Pelletkessel umgestellt. Der Preis für diesen auf Holz basierenden Brennstoff stieg laut Bürgermeister Stefan Wohlfart binnen eines Jahres von 180 auf 800 Euro je Tonne.

Wohl auch aufgrund der aktuellen Lage auf dem Energiemarkt stimmte der Gemeinderat einstimmig dem Bau einer Photovoltaikanlage auf den Dächern der Bergstraße 37 und 37a vor. Entgegen der Altortgestaltungssatzung sollen die Module bis zum Orteingang auf die Dächer gebaut werden, eigentlich sind vier Meter Abstand vorgesehen. Der Altortsanierungsplaner hielt eine Ausnahme für möglich, da historisch wertvolle oder denkmalschutzrelevante Ortsteile nicht betroffen sind. Die städtebauliche Wirksamkeit sei gering.

Bürgermeister Stefan Wohlfart informiert den Gemeinderat, dass das Straßenbauamt ab dem 12. September die Schutzplanken auf der neuen Mainbrücke austauscht. Das ist mit einer halbseitigen Straßensperrung mit Ampel für etwa drei Wochen verbunden. Gleichzeitig schafft es aber auch die Voraussetzungen, das Brückengeländer zum Bahnhof öffnen zu können und somit für den Bau des Treppenturmes.

Abgeschlossen wurden die Arbeiten am Retzbacher Kriegerdenkmal, der neue Glanz soll 20 Jahre halten. Beim Zellinger Kreuzweg wird noch die Farbe der Stationen mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.

 
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