
Schon seit Jahren driftet der Sportkegelklub (SKK) "Alle Neun" Partenstein durch Turbulenzen. In der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag hatte der kommissarische Vorsitzende Georg Neuf (64) die Vereinsinsolvenz angekündigt. Doch soweit wird es wohl nicht kommen: Am Montagabend rief er in dieser Redaktion an, dass eine Lösung gefunden sei.
Das heiße aber nur, dass die Insolvenz abgewendet sei. Die Vereinsauflösung kommt laut Neuf trotzdem. Den Verein plagen nicht nur Schulden. Es gebe nur noch sechs Aktive, wovon zwei über 80 Jahre alt seien. Und es fehlten Mitglieder, die bereit seien, sich im Vorstand zu engagieren. Dem Schritt in die Insolvenz hatten am Samstag im Keglerheim von den anwesenden zehn Mitgliedern fünf zugestimmt, fünf enthielten sich. Nun gibt es laut Georg Neuf eine andere Lösung.
Wie er in seinem Anruf am Montagabend schilderte, hatte er sich tagsüber Rat beim Bayerischen Landessportverband geholt. Dort habe man ihm empfohlen, mit der Bank über ein Darlehen zu reden. Weil es für den Verein um einen Kredit mit kurzer Laufzeit gegangen wäre, die Bank aber nur eine längere Laufzeit angeboten habe, habe sich dieser Weg als Sackgasse erwiesen.
Die Lösung habe nun ein Partensteiner Geschäftsmann geliefert. Dieser übernimmt laut Neuf die Schulden und lässt sich dafür eine Grundschuld eintragen. Das heißt, der Verein kann erst mal seine Rechnungen bezahlen und den Verkauf seines Besitzes selbst abwickeln, anstatt einen Insolvenzverwalter einzuschalten. Neuf beziffert den Wert des Gebäudes auf 150 000 bis 180 000 Euro. Haken bei der Sache ist, dass dem Schützenverein 27 Prozent des Grundstücks gehören und dieser seinen Schießstand im Keller des Keglerheims hat.
Gebäudesanierung 2017
Dass der Kegelklub bis zu 70 000 Euro Schulden angehäuft hat, geht vor allem auf eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes 2017 zurück. Die bundesligatauglichen vier Bahnen samt Motoren, die Heizung und Umkleiden seien erneuert worden. Die finanzielle Schieflage war während der Zusammenkunft deutlich spürbar. Wegen nicht bezahlter Rechnungen ist der Gashahn abgedreht und die Heizung aus.
Die Einnahmen sind laut kommisarischem Schatzmeister Gerd Weigand gleich null. Wäre Corona nicht gekommen, hätte der Verein seinen Kredit durch die Einnahmen aus seiner Gaststätte "Partensteiner Stuben" im Keglerheim bedient. Die Gaststätte wurde wegen der Pandemie geschlossen. Staatliche Hilfen habe es keine gegeben. Doch die laufenden Kosten seien geblieben. Die restlichen 53 Euro reichten hinten und vorne nicht. Wenigstens die Rückzahlung des Darlehens habe die Bank zumindest bis zum Jahresende gestundet.
Der Verein habe nicht mal Zugriff auf die Kassenprüfung. Diese mache seit 2018 ein Steuerberater, der Unterlagen erst herausrücke, wenn die Rechnung bezahlt sei. Der Vorsitzende versuchte in der Versammlung, zwei vereinsinterne Kassenprüfer zu finden. Außer dem Bürgermeister Stephan Amend wollte keiner dieses kleine Ehrenamt übernehmen. Das ist symptomatisch für den Verein, der auf 60 Mitglieder geschrumpft ist.
Sportbetrieb ohne Absprache
Einige wenige Mitglieder hätten sich ohne Absprache mit der Vorstandschaft mit einer Mannschaft in Eigeninitiative im Rundenbetrieb in Hessen angemeldet und auch schon Spiele ausgetragen. Dies wird künftig auf der Partensteiner Kegelbahn nicht mehr möglich sein. Der Spielbetrieb sei allein aus hygienischen Gründen nicht mehr möglich, da es kein Warmwasser mehr für die Duschen gebe. Dazu kommen die Haftung sowie Getränke- und Essensausgabe und die fehlende sportliche Leitung. Bei der Versammlung war keiner aus dem Kreis der Mannschaft anwesend. Klar ist, dass die Türen für die Kegelbahn zu sein werden.
Um der Auflösung des Vereins näher zu kommen, hat die Versammlung eine Satzungsänderung veranlasst. Wenn der Verein sich auflöst, fällt das Vereinsvermögen der Gemeinde zu. Der Zusatz, dass das Keglerheim in diesem Fall weiterhin zweckgebunden im Interesse des Kegelsports genutzt werden muss, wird gestrichen. "Die Gemeinde geht sicherlich nicht in die Offensive", kommentierte Bürgermeister Stephan Amend am Samstag den Stand der Dinge.
Der Rathaus-Chef kann sich aber durchaus eine gemeindliche Nutzung des Gebäudes vorstellen. Für den Bürgermeister wäre es auch eine Lösung, dass die Gemeinde Eigentümer würde und die Sportstätte an einen Verein vermietet, wie es in anderen Sportarten zum Beispiel mit der Turnhalle üblich sei.
Kein Interesse von Schützen
Neuf hat, wie er am Telefon schildert, auch schon bei den Schützen angefragt, ob sie Interesse am Kauf des SKK-Besitzes haben. Doch das scheitere an den finanziellen Mitteln, habe er erfahren.
Die nächste außerordentliche Mitgliederversammlung soll in vier Wochen sein. Dabei geht es um die Auflösung des Vereins. Dem stand bislang die Verschuldung entgegen. Durch die Übernahme der Schulden durch den Geschäftsmann scheint der Weg dafür nun offen.
Von sinkenden Mitgliederzahlen, wenigen Aktiven, weniger Personen die sich einbringen wollen und einen hohen Altersdurchschnitt sind mittlerweile viele Vereine betroffen.
Corona ist daran nicht schuld, hat die Misere aber in vielen Fällen beschleunigt.
Vielleicht geschah die hohe Investition 2017 in dem Glauben das Ruder herumreißen zu können. Natürlich wurde, wie im Artikel erwähnt auch mit den Einnahmen aus der Gastwirtschaft gerechnet.
Nur stand das ganze wohl schon seit längerem auf tönernen Füßen, Kegeln ist "out" das muss man sich eingestehen und sicher war bereits 2017 zu erkennen in welche Richtung es geht.
Trotzdem ist es schade wen wieder ein Verein den Bach runtergeht.
Wenn es mit der Jugend- und Nachwuchsarbeit nicht funktioniert oder keine neuen interessanten Tätigkeitsfelder erschlossen werden können ist es um jeden Verein innerhalb weniger Jahre schlecht bestellt.