zurück
Lohr
Kaum Rathauspersonal im Home-Office
Das Lohrer Rathaus ist für Besucher aufgrund der Corona-Gefahr derzeit gesperrt. Im Inneren gab es jetzt einiges Gegrummel über fehlende Möglichkeiten, ins Home-Office zu wechseln.
Foto: Johannes Ungemach | Das Lohrer Rathaus ist für Besucher aufgrund der Corona-Gefahr derzeit gesperrt. Im Inneren gab es jetzt einiges Gegrummel über fehlende Möglichkeiten, ins Home-Office zu wechseln.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 01.04.2020 02:10 Uhr

Deutlich geleerte Straßen, geschlossene Geschäfte, reduzierter Betrieb allerorten, viele Beschäftigte im Home Office – die Corona-Krise wirkt sich überall aus. Sie erfordert einiges an Organisation. Genau zu diesem Punkt war jetzt aus dem Lohrer Rathaus Gegrummel zu hören.

Die Organisation des Rathausbetriebes sei nicht in ausreichendem Maße und in der nötigen Klarheit auf die Herausforderungen der Krise abgestimmt, so der Flurfunk. Die Rathausspitze weist den Vorwurf zurück. Man habe frühzeitig und umfassend mit Dienstanweisungen und organisatorischen Maßnahmen auf die besonderen Umstände reagiert.

Unter manchen Rathausmitarbeitern indes kochte offenbar speziell am Freitag der Unmut hoch. Stein des Anstoßes war demnach, dass Bürgermeister Mario Paul an diesem Tag von zu Hause aus arbeitete, auch keine seiner Stellvertreterinnen im Rathaus präsent und noch dazu der geschäftsleitende Beamte nicht im Rathaus im Dienst war. "Die Häuptlinge sind alle daheim und die Indianer lässt man machen", so eine Stimme aus dem Rathaus.

Kaum Laptops

Eine andere kritisierte, dass die Möglichkeit zur angesichts der Corona-Gefahr empfohlenen Computerarbeit von zu Hause aus für die allermeisten Rathausmitarbeiter nicht existiere. Grund sei die dafür untaugliche technische Ausstattung, speziell das Fehlen von Laptops. Der städtische Pressesprecher Dieter Daus wies gegenüber der Redaktion die Aussage deutlich zurück, wonach die Rathausspitze in Corona-Zeiten nicht im Haus sei und die Mitarbeiter quasi sich selbst überlassen würden: "Selbstverständlich ist die Verwaltungsspitze stets erreichbar und handlungsfähig." Es gebe in der Verwaltung auch klare Stellvertreter-Regelungen.

Daus bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass tatsächlich nur "einige wenige" Mitarbeiter des Rathauses die Möglichkeit hätten, ins Heim-Büro zu wechseln. Die begrenzte Zahl an Telearbeit liege zum einen daran, dass im Rathaus vorrangig stationäre Computer im Einsatz seien, daneben aber auch an der Art der Aufgaben.

Datenschutz als Hürde

Beispielsweise sei für die Arbeit der Zugang zu Akten notwendig, die im Rathaus zum Großteil in Papierform vorlägen, so Daus. Daneben seien öffentliche Stellen vom Gesetzgeber zu hohen Standards bei der Verarbeitung und dem Austausch von Daten verpflichtet. Dies setze in öffentlichen Verwaltungen "vergleichsweise hohe organisatorische und informationstechnologische Hürden" für die Telearbeit. Allerdings sammle die Stadt selbstverständlich Erfahrungen auf diesem Gebiet. Home-Office werde angeboten, "wo es möglich ist", so Daus.

Die Kritik, wonach in der Organisation des Rathaus-Betriebs nicht ausreichend schnell und klar auf die Corona-Krise reagiert worden sei, weist Daus klar zurück. Es gebe einen Krisenstab, der aus Bürgermeister, Vertretern des Hauptamtes, der Fachkraft für Arbeitssicherheit und dem Personalrat bestehe. Bereits am 16. März seien die Ämter und Sachgebiete angewiesen worden, die Mitarbeiterdichte in den Büros zu reduzieren, so Daus. Man habe Vormittags- und Nachmittagsdienste eingeführt und angeordnet, Resturlaub oder Überstunden abzubauen. Im Ergebnis seien aktuell gut 40 der 63 Rathausmitarbeiter im Dienst. Der Rest habe etwa zu gleichen Teilen Urlaub, baue Überstunden ab, sei krank, in der Kinderbetreuung oder arbeite im Heim-Büro, so Daus.

Grundsätzlich seien öffentliche Verwaltungen jedoch dazu aufgerufen, die Dienstfähigkeit aufrechtzuerhalten, erklärt Daus. Zuletzt sei es beispielsweise darum gegangen, binnen weniger Tage die 12 000 Briefwahl-Unterlagen für die Stichwahl um den Landratsposten versandfertig zu machen. Auch müsse die Stadt bei Wasser und Abwasser die Ver- und Entsorgung aufrechtzuerhalten. Der Reduktion der Zahl der anwesenden Mitarbeiter seien daher "Grenzen gesetzt", so Daus.

Für die Mitarbeiter habe es in Sachen Corona eine "klar strukturierte Dienstanweisung" gegeben, erstmals in Kraft gesetzt am 10. März, aktualisiert am 19. März. Sie enthalte beispielsweise Regelungen für den Fall von Erkrankungen, Kontaktfällen, Quarantäne oder Beschäftigten als Eltern, welche sich um ihre Kinder kümmern müssen. Weitere Hinweise erhalte die Belegschaft immer wieder über E-Mail. So habe man die Belegschaft frühzeitig zu verstärkten Hygienemaßnahmen aufgerufen, beispielsweise zum Verzicht auf das Händeschütteln. Auch habe man Desinfektionsspender bereitgestellt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Johannes Ungemach
Arbeitnehmer
Beamte
Computer
Daten und Datentechnik
Datenaustausch und Datenverkehr
Dieter Daus
Fachkräfte
Firmenmitarbeiter
Häuptlinge
Mario Paul
Mitarbeiter und Personal
Personalrat
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • c. k.
    In den Zeiten sollte man froh sein noch Arbeit zu haben und volles Gehalt zu beziehen,viele Kurzarbeiter würden sicher gerne zum Arbeiten gehen!
    Ich tausche gerne ..der Beamte bekommt mein Kurzarbeitergeld und darf zuhause bleiben und ich gehe dafür zu seinen vollen Bezügen ins Rathaus.. grinsen!
    Was ist so schlimm in einem Rathaus ohne Publikumsverkehr bis 12 Uhr an Freitagen zu arbeiten..das ist für mich jammern auf hohem Niveau..!
    Hat man in Lohr derzeit keine anderen Sorgen??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Ja, typisch Herr Ungemach ! Solche Recherchen helfen Niemandem und das will auch ehrlich gesagt, Niemand wirklich wissen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. S.
    Doch sie helfen auch dem Redakteur und den Lesern der Zeitung. Schreiben auf "Teufel komm raus"? Und Hauptsache, "was" zu lesen.
    Und/oder die ersten Anzeichen der Folgen von Home Office - Lagerkoller?
    Also liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Lohr, seit froh, dass Ihr der Arbeit am Besten im Rathaus nachgehen könnt und nur so weiterhin einen guten Job machen könnt. Es gibt viel zu tun. Das Dankeschön dafür bleibt dann auch nicht aus. Kleine Unstimmungsäußerungen sind harmlos und ganz natürlich. "Hauptsache g´schrieb´n und g´redt is bzw. wird". Schwamm drüber.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Genau das wird durch solche Artikel erreicht, - Spaltung der Gesellschaft !
    Ein Vorschlag an die "unzufriedenen" Rathausmitarbeiter, nehmen Sie doch Urlaub und helfen Sie dabei, den bedürftigen "Tafelkunden", bei geschlossener Tafel, die dringend notwendigen Lebensmittel nach Hause zu liefern.
    Anderen zu helfen bringt Zufriedenheit !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. W.
    "Gegrummel, Flurfunk, eine Stimme aus dem Rathaus". Wieder ein Beispiel von schlechtem Journalismus, der anonyme Zitate verwendet anstatt einen sachlichen Bericht zu schreiben. Kein schöner Stil!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten