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LOHR
Kartoffelclub feierte seinen König
In der Jahresversammlung des Lohrer Kartoffelclubs feierte Kartoffelkönig Eduard Stenger (links), der Leiter des Lohrer Schulmuseums, seinen 75. Geburtstag und spielte mit Bernd Werkmeister den Potato-Blues.
Foto: Dehm | In der Jahresversammlung des Lohrer Kartoffelclubs feierte Kartoffelkönig Eduard Stenger (links), der Leiter des Lohrer Schulmuseums, seinen 75. Geburtstag und spielte mit Bernd Werkmeister den Potato-Blues.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 24.03.2016 03:34 Uhr

Es war eine illustre Gesellschaft, die sich am Freitagabend im Nebenzimmer der Rose versammelt hatte: rund 30 Untertanen hatte Kartoffelkönig Eduard Stenger, der nebenbei noch das Lohrer Schulmuseum leitet, um sich versammelt. Zwei Gründe gab es für das Treffen: zum einen die Jahresversammlung des elitären Kartoffelclubs, in dem man nur durch königliche Ernennung Mitglied werden kann; zum anderen feierte der knollenliebende Monarch seinen Geburtstag – am Donnerstag war er 75 geworden.

Das Festtagsessen bestand – wen wundert's – übrigens aus Kartoffelknödeln, Kartoffelkroketten und Kartoffelgratin, wozu verschiedene Fleischbeilagen sowie diverse Biere und Weine gereicht wurden.

Da der Kartoffelkönig aber nun mal nicht nur der stärkenden und sättigenden Knolle und den aus ihr entstehenden Produkten zugetan ist, sondern auch der Musik, griff er vor und nach dem Mahl zur Posaune beziehungsweise Steel Guitar und spielte mit dem Gitarristen und Sänger Bernd Werkmeister den Potato-Blues und andere Lieder, meist aus der Country-Ecke. Sein kleines Völkchen war von den Potato-Kings, wie sich das Duo nennt, sehr angetan.

Den hochoffiziellen Teil des Abends läutete Kartoffelkönigssohn Bert Stenger ein, indem er das Märchen vom guten Kartoffelkönig vortrug. Dabei ging es um die größte und schönste Kartoffel aus einem Karlburger Keller, die keine Lust hatte, gegessen zu werden, und deshalb über Lohr in den Spessart flüchtete, bis sie schließlich nach Frammersbach rollte. Dort wurde sie von Kindern einer sehr armen Familie gefunden und in eine ärmliche Behausung getragen. Da beschloss die gute Kartoffel zu bleiben und ihr Schicksal zu erfüllen. Sie schlief in einem mit Wasser gefüllten Topf ein und begann, vom Kartoffelhimmel zu träumen...

Der aus dem Saarland angereiste Professor Horst Schiffler ging hochwissenschaftlich der Frage nach, wie man König wird: denn die Krone sei Klein-Edi im bäuerlichen Umfeld seiner Kindheit nicht in die Wiege gelegt worden. Im Aloysianum habe er dann „gespürt, was Herrschaft bedeutete – Willkürherrschaft“. Der Militärdienst habe anschließend das Erziehungskonzept der Negativerfahrung fortgesetzt. Jedenfalls komme dem Kartoffelkönig noch heute die liegestützbedingte Muskelbildung während der Militärzeit zugute „wenn er sich selbst auf den Arm nimmt“.

Märchenforscher Lutz Dahte aus Bad Orb trug ein Politmärchen mit starkem Bezug zu den Ereignissen der Gegenwart vor, in dem Sähofer und Stäuber sowie Märkel gewichtige Rollen spielten sowie ein eingewandertes Nachtschattengewächs.

Nicht einer Dissertation, sondern einer Disirritation verdankte es der ehemalige Schulmeister Georg Ludwig Hegel, dass er sich fortan mit dem wohlklingenden Titel Dr. rer. pot. (Doktor der Kartoffel) schmücken darf. Hegel wies komplizierte Verwandschaftsverhältnisse zwischen ihm, dem Kartoffelkönig sowie dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) nach.

Bürgermeister Mario Paul gratulierte Eduard Stenger, der so viel getan habe für Lohr, und deshalb zurecht den Ehrenring der Stadt bekommen habe, zum Geburtstag. Stenger, jetzt mehr Schulmuseumsleiter als Kartoffelkönig, dankte der Stadt für das ihm gegenüber gezeigte Vertrauen, das „immer grenzenlos“ gewesen sei. Er hoffe allerdings, dass die Stadt seine Nachfolgerin im Museum – damit meinte er seine Mitarbeiterin Bettina Merz – künftig finanziell etwas besser ausstatten werde.

Und dann nahm der Kartoffelkönig noch sieben Ehrungen für verschiedene Verdienste im Kartoffelkönigland vor: Ausgezeichnet wurden Bernd Werkmeister, das Ehepaar Ernst und Alwine Lembach, das Ehepaar Bettina und Leonhard Merz, Inge Kleinfelder, Rosemarie Stenger, Gerd Hahmann und Ernst Huber.

Ein Filmbeitrag über den Kartoffelkönig und seinen Club wird voraussichtlich am Dienstag, 29. März, um 15.30 Uhr im Bayerischen Fernsehen gesendet.

 
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