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Karsbach
Karsbach lehnt Pläne für P43 ab: Abwasserleitung im Tabu-Wasserschutzgebiet bei Brückenau
Bürgerinnen und Bürger in allen vier Ortsteilen von Karsbach und die Kommune selbst protestieren bereits seit Jahren gegen die 'Monstertrasse P43'. Nach dem kurzfristigen  Bekanntwerden der neuen Vorzugstrasse reichte der Gemeinderat erneut deutliche Einwände gegen die Streckenführung ein.
Foto: Helmut Hussong | Bürgerinnen und Bürger in allen vier Ortsteilen von Karsbach und die Kommune selbst protestieren bereits seit Jahren gegen die "Monstertrasse P43".
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Ist die kurzfristige Verlegung der Vorzugstrasse der 380-kV Wechselstromleitung P43 weg von der A7 hin auf den neuen Strang A, der nun durch den Landkreis Main-Spessart führt, hauptsächlich politisch veranlasst und nur nach außen hin mit teilweise wackeligen Sachargumenten begründet? Diese Frage stellten Bürgermeister Martin Göbel und der Karsbacher Gemeinderat, als sie nun einstimmig die offizielle Stellungnahme der Kommune zur neuen Vorzugstrasse verabschiedeten. Sie fordern eine Verlegung des aktuellen Vorschlagskorridors. Die Stellungnahme mit Begründung soll  im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden.

Die Gemeinde Karsbach wäre bei der Verwirklichung der neuen, längeren Vorzugstrasse in allen vier Ortsteilen betroffen. Denn nach der vorgestellten Planung soll die Leitung bei Weyersfeld über den Jahrberg kommend ins Gemeindegebiet eintreten und mit entsprechend hohen Masten entlang der weiteren Ortsteile Höllrich, Heßdorf und Karsbach nach Gössenheim führen.

Besonders das "unüberwindbare Hemmnis, das Wasserschutzgebiet Römershag bei Bad Brückenau", das zur Verlegung der ursprünglich genannten Trassenvariante führte, wurde intensiv diskutiert. Es sei nicht nachvollziehbar, dass es in diesem Bereich keine Ausnahmegenehmigung für die Mastenfundamente geben soll. Autobahnpfeiler durften jedoch gebaut werden. Zudem gebe es eine Befreiung und Vorabgenehmigung für die Verlegung einer Abwasserleitung (Riedenberg) mitten durch das Trinkwasserschutzgebiet, sagte Göbel. Eine Trassenführung im Randbereich des Trinkwasserschutzgebietes sei mit zwei oder drei Masten durchaus möglich.

Gemeinderäte: Bei Trassenlänge wurde getrickst

Zwischen Höllrich und Weyersfeld gibt es ebenfalls ein Wasserschutzgebiet. Demnach müsste doch hier die gleiche Argumentation wie für Römershag gelten. Auch bei der Längenangabe der neuen Vorzugstrasse sei "getrickst" worden, meinten einige Gemeinderäte und fragten: "Wurde absichtlich eine falsche Trassenlänge kommuniziert?" Die neue Trasse sei nicht wie in dem Prospekt zur Bürgerinformation ausgewiesen 92 Kilometer lang, sondern mindestens 102 Kilometer. Gegenüber dem ursprünglichen Trassenvorschlag (84 Kilometer) ist dies eine Ausweitung von über 20 Prozent. Demnach müssten bis zu 50 Stahlgittermasten mehr errichtet werden.

Man verwies außerdem auf die Unterschreitung der Schutzabstände zur Wohnbebauung bei Weyersfeld (400 Meter) und den dortigen Aussiedlerhof (200 Meter). Indirekt verwies man zudem auf das Absprunggebiet der Fallschirmspringer der Bundeswehr in Hammelburg bei Adelsberg und den Flugplatz für Ultraleichtflieger bei Gössenheim.

Wald werde in Zeiten des Klimawandels als hohes Gut eingeschätzt. Dennoch werde an Stelle der vorherigen 22 Kilometer, nun bei der neuen Variante eine Waldquerungslänge von 49 Kilometern in Kauf genommen. Bei einer Rodungsbreite von nur zehn Metern seien dies alleine 27 Hektar. Da aber vielfach Korridore von 80 Metern beschrieben würden, müssten noch deutlich mehr Waldflächen geschlagen, freigehalten und damit unwiderruflich zerstört werden.

"Für die nun aktuelle Vorzugsvariante werden Mehrkosten von 40 Prozent angegeben", sagte Göbel. Aber niemand erkläre, was dies in absoluten Zahlen bedeuten könnte. Denn 40 Prozent von X-Milliarden Euro seien eine ganz andere Hausnummer, als 40 Prozent von X-Millionen. Der dauerhafte Unterhalt der längeren Trasse werde zudem auf lange Sicht zusätzliche Kosten für die Pflege der Trasse verschlingen, die am Ende von den Stromabnehmern zu zahlen sind. Deshalb und wegen der zusätzlich gerodeten Waldflächen sei der jetzige Vorschlag gesellschaftspolitisch ein Armutszeugnis.

 
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