
"Es war einmal..." so beginnen viele Märchen. Sie handeln von sprechenden Tieren, Feen, Zwergen oder Riesen. Schon immer haben solche Erzählungen Jung und Alt in ihren Bann gezogen, so auch Karola Graf aus Himmelstadt. Als ihre Kinder klein waren, hat sich Karola Graf intensiv mit Märchen auseinandergesetzt, schon allein wegen der Frage, sind Märchen grausam für die Kinder? Die Antwort brachte das Buch "Kinder brauchen Märchen" von Bruno Bettelheim. So absolvierte Karola Graf vor fast 30 Jahren eine Ausbildung zur zertifizierten Märchenerzählerin und ist seitdem freiberuflich in den verschiedensten Bereichen tätig. In Schulen, Kindergärten, Vereins- und Familienfesten, auf Bühnen oder bei Weinproben. Die Programme haben meist ein Thema, wie beispielsweise "Lichterglanz und Sternentanz", "Rund und rot" oder "köstlich und mythisch".

Geschichten aus der Antike
Die Geschichten wählt sie je nach Publikum aus. Bei Kindern erzählt sie gerne Grimms Märchen, aber auch Märchen aus aller Welt. Nachdem die Kinder im Märchenland angekommen sind, lauschen sie ganz aufmerksam und gespannt. Auch unruhige Kinder lassen sich von den Märchen in ihren Bann ziehen. "Es ist wunderbar in die Kindergesichter zu schauen", so Graf. Bei Jugendlichen erzählt sie gerne Geschichten aus der griechischen oder römischen Mythologie.
Reich an Emotionen
Die Märchenerzählerin bringt in einzigartiger Weise die Geschichten ihrer Zuschauerinnen und Zuschauern nah. Sie liest nicht vor, sie erzählt frei ohne Buch, reich an Emotionen – behutsam, ruhig, lebendig, überheblich und wütend. Auch Erwachsene hören gerne zu und lassen sich auf die Geschichten ein – manchmal mit einem Lächeln im Gesicht, bei lustigen Geschichten mit einem herzhaften Lachen oder einem zustimmenden Kopfnicken.
Von ihren Reisen bringt die Erzählkünstlerin meist ein Märchenbuch mit nach Hause, denn durch die Geschichten bekommt sie einen ganz besonderen Eindruck von dem Land.
Corona hat Künstlerinnen und Künstler hart getroffen, so auch die Märchenerzählerin. Am Anfang hat sie die freie Zeit in der Natur genossen. Doch nach einiger Zeit fehlten ihr die Perspektiven, da niemand wusste, wie es weiter geht. Sie hatte enorme Auftrittsstornierungen und dadurch erhebliche Verdienstausfälle. Es gab zwar schnelle November- und Dezemberhilfen 2020, aber Veranstalter waren zögerlich mit neuen Planungen.
Der erste Lockdown
Im ersten Lockdown hat die Künstlerin für ein kleines Theater in Coburg digital über das Handy erzählt. "Ein eigenartiges Gefühl, das Publikum nicht zu sehen und nicht zu wissen, wie viele Menschen jetzt zuschauen oder auch gelangweilt wieder ausschalten", berichtet Graf.
Lesungen in Schulen
Im Mai ergab sich die Möglichkeit, drei "Erzählabende mit Musik" über Zoom zu gestalten. Über diese Möglichkeit der Kulturvermittlung waren die Zuhörerinnen und Zuhörer besonders glücklich. Das Sprachförderprojekt "Erzählkunst macht Schule" liegt der Erzählkünstlerin ganz besonders am Herzen. Einmal in der Woche, ein ganzes Schuljahr lang, liest Karola Graf in der Grundschule Karlstadt und der Gustav-Walle-Grundschule in Würzburg Geschichten vor.
Harte Zeiten
Traditionell hat Karola Graf in den Monaten November und Dezember am meisten zu tun. Aktuell muss sie erneut vermehrt Absagen hinnehmen. So produzierte die Künstlerin eine Adventskalender-CD, um mit 24 Winter- und Weihnachtsgeschichten die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest zu verkürzen und die Vorfreude für Jung und Alt zu steigern.
Kontakt: Die Adventskalender-CD "Noch 24 Tage warten, warten, warten..." kann direkt bei Karola Graf bestellt werden unter www.diemaerchenerzaehlerin.de oder Tel.: (09364) 815485.