Es ist vollbracht: Rund 13,8 Milliarden Jahre nachdem der liebe Gott mit dem Zeigefinger ein Dreieck und ein Viereck in die Landschaft geritzt und damit Franken erschaffen hatte, liegt es endlich fertig gedruckt vor, das Buch "Mit dem Lügenbaron durch Würzburger Geschichte". Da haben sich die zwei Richtigen gefunden: Die humorvollen Texte stammen vom "Würzburger Nachtwächter" Jürgen Mainka, der Karlstadter Carlo Dernbach hat sie witzig illustriert.
In der Coronazeit konnte Schnellzeichner Carlo, wie sich Karl Dernbach nennt, ohnehin nicht auftreten bei Messen oder Hochzeiten, wo er sonst die Gäste mit seinem flotten Strich begeistert. Stattdessen saß er zu Hause am Zeichentisch. Und da ging es nicht ganz so fix wie auf der Bühne. Schließlich war ein knapp 200 Seiten starkes Buch anzufertigen, bei dem die Bilder den Witz der "Lügengeschichten" noch verstärken sollen. Da ist mehr Überlegung gefragt als bei Messeporträts.
Wenn Mainka etwa die Geschichte der mittelalterlichen "Badestube zum Bäcker" erzählt, setzt Carlo noch eins drauf. Beim feucht-fröhlichen Gelage der Nackedeis im Holzzuber kommt gerade der Bäcker mit frischen Brötchen herein. Carlos Kommentar: "Die Erfindung des Arschkipfs."
Vergnüglicher Mischmasch
So geht es lustvoll durch die Würzburger Geschichte. Mainka lässt sie 13,8 Milliarden Jahre vor Christus beginnen. Wahrheiten und vom Nachtwächter Hinzugedichtetes ergeben ein vergnügliches Mischmasch. Oft stellt Mainka urkomische Bezüge zur heutigen Zeit her. So beschreibt er im zweiten Kapitel, dass nach der Erschaffung Frankens die ersten Siedler nach Würzburg kamen. Das waren "Camper, die ihren Müll und Unrat hinterließen". Die Scherbenreste der Gebrauchskeramik seien noch heute bei Hätzfeld zu finden. Dass Ikea sich Richtung Estenfeld auf freiem Feld niedergelassen hat, habe damit zu tun, dass nicht alle Schweden nach dem 30-jährigen Krieg heimgekehrt seien. Mainkas Geschichten enden bei "Würzburg 2.0" mit einer Liebeserklärung an sein Würzburg, einer Stadt, die "weltoffen, tolerant und sexy" ist.
Beide, der Nachtwächter wie der Schnellzeichner, pflegen einen starken Bezug zum Frankenwein. Beim Kapitel "Conrad Röntgen durchleuchtet seine Frau" hat Carlo die Rollen vertauscht. Der Physiker durchleuchtet gerade sich selbst. Auf dem Röntgenbild erscheint im Magen ein Bocksbeutel. Seine Frau dazu: "Ach Wilhelm Conrad, du sollst nicht immer heimlich trinken." Gelegentlich kommt Carlo auch mit einer eigenen Geschichte um die Ecke. So zeichnet er zwei Gerippe, die auf der Treppe zum Käppele liegengeblieben sind. Diese Sünder haben es einfach nicht geschafft, auf jeder der 256 Stufen ein "Ave Maria" zu beten.
Karl Dernbach schildert den Entstehungsprozess so: "Mainka schickte mir alle paar Tage einen neuen Text." Dann ließ der Zeichner die jeweilige Geschichte in seinem Kopf reifen, bis dort das passende Bild entstanden war. Erst folgte eine Rohskizze, dann die feinere Ausarbeitung in Schwarzweiß mit Filzstift und später die Kolorierung mit Aquarellfarben und Aquarellbuntstiften.
Mainka, Wolfgang und Dernbach, Carlo: Mit dem Lügenbaron durch Würzburgs Geschichte, Echter-Verlag Würzburg, 1. Auflage (2500 Exemplare) 2021, ISBN 978-3-429-05666-7.
Mainka und Dernbach
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