Die Karlstadter Lummel GmbH hat ein weiteres architektonisch ausgefallenes Gebäude in ihrer „Sammlung“: das Haus des Brotes in Asten bei Linz. 3860 unterschiedliche Edelstahlschindeln haben die Lummel-Mitarbeiter in der Karlstadter Werkstatt angefertigt, dann in Container gepackt und in Österreich montiert.
Es heißt, das Gebäude sei eine in der Sonne schimmernde Wolke. Aber viele sehen darin auch einen silbernen Teigklumpen. Thematisch passt das besser zum Haus des Brotes, dem „Paneum“ (lateinisch Brot = panem).
Einmal mehr realisierten die Karlstadter hier eine Idee aus dem Stararchitektenbüro Coop Himmelb(l)au (Wien), und hier speziell von Professor Wolf D. Prix. Dieser streitet übrigens ab, dass es sich bei dem Gebilde um einen Teigklumpen handle. Das Gebäude dient als Besucher- und Tagungszentrum und enthält auch die „Wunderkammer des Brotes“, ein Museum mit teilweise außergewöhnlichen Exponaten rund um das Thema Brot.
Beispielsweise finden sich in dem nicht nach wissenschaftlichen Kriterien zusammengetragenen Sammelsurium unter den 1200 ausgestellten Stücken ägyptische Kornmumien. In diesen Sarkophagen wurde dem Verstorbenen einst Getreide mitgegeben. Es sind aber auch Figuren aus Meissner Porzellan dabei, Bäcker und Konditoren, Brotverkäufer und Schnitterinnen bei der Getreideernte. Und die Besucher können erschaudern beim Betrachten einer eisernen Schandmaske aus dem 18. Jahrhundert, die Bäcker mehrere Tage lang tragen mussten, wenn sie das vorgegebene Brotgewicht unterschritten oder das Mehl gestreckt hatten.
Eine bautechnische Besonderheit
Auf einem quaderförmigen Unterbau erhebt sich der silberne Teigwolkenklumpen bis zu einer Höhe von 20 Metern. Die vier Etagen werden innen von einer spiralförmigen Treppe erschlossen. Um diese herum befinden sich die Ausstellungsflächen, zusammen knapp 1000 Quadratmeter. Bauherr des privat organisierten, aber öffentlich zugänglichen Museums ist Peter Augendopler, der mit seiner Firma Backaldrin den „Kornspitz“ erfunden hat. Seine Firma führt fast 700 verschiedene Backmischungen und Brotgewürze.
Auch bautechnisch ist das Wolkengebilde eine Besonderheit. Es wurde aus 393 Kubikmetern Brettsperrholz herausgefräst und kommt ohne jegliche Stützträger aus. Die Holzdicke beträgt circa 40 Zentimeter.
Bei der Firma Lummel wurde vor zwei Jahren eine zehn Quadratmeter große Musterfläche erstellt. Ein externer Ingenieur ermittelte am Rechner die Zuschnittsdaten für die Edelstahlschindeln und die Unterkonstruktion. Auf dem mit einer Dampfsperre versehenen Holzkern wurden Spanten in 20 Zentimetern Abstand vom Holzkern befestigt. Zusammengerechnet zweieinhalb Kilometer Spanten wurden so eingebaut.
Mehr als 6 Monate auf der Baustelle
Darauf wurde eine Trägerschicht aus Stahlblech genietet. Dann folgte eine wasserdichte Abdichtung. Darüber wiederum wurden die fast 4000 Edelstahlschindeln in einem speziellen Dichtnietverfahren aufgenietet. Zwischen der Trägerschicht und dem Holz befindet sich die Wärmedämmung aus Mineralwolle. Und damit es keine Probleme mit Schnee auf den oberen, horizontal verbauten Schindeln gibt, können diese mit aufgeklebten Heizmatten aus dem Fußbodenbau erwärmt werden.
Durchschnittlich arbeiteten sechs Mitarbeiter der Karlstadter Firma mehr als ein halbes Jahr lang auf der Baustelle. Bis zu vier Mitarbeiter fertigten parallel dazu in Karlstadt die Bauteile. Seit der Einweihung im Herbst des vergangenen Jahres hat das Gebäude ein enormes Medienecho erlebt, in dem auch die besondere handwerkliche Leistung der Karlstadter Firma Lummel zur Geltung kommt.