Der Gesamtstadtrat wird noch einmal darüber befinden, wie es mit dem Karlstadter Ostfriedhof weitergeht. Die Mitglieder des Bauausschusses haben's schon getan. Sie empfehlen, dass er mehr Bäume bekommen soll. Außerdem soll die bestehende Satzung nach einer Übergangszeit bis 31. Dezember restriktiver als bisher angewendet werden.
1962 hatten die Stadtväter festgelegt, dass dieser neue Friedhof ein "Waldfriedhof" werden soll. Es sollte also keine mit Steinen abgegrenzten oder mit Platten belegten Grabstellen wie im Stadtfriedhof geben. Nicht einmal das Bestreuen mit Kies oder das Unterteilen der Grabstätte mit Steinen oder anderen Materialien wurde in der damals erlassenen Satzung gestattet. Die Bepflanzung darf nicht höher als 80 Zentimeter sein und muss sich auf das hintere Drittel der Grabstelle beschränken. Es ist Rasen einzusäen.
Eigentlich waren heimische Steine vorgeschrieben
Für die Grabsteine wurden heimische Steine vorgegeben. Diese durften keine Spiegelwirkung haben, also nicht zu glatt sein. Diese Vorschrift wurde 2016 gestrichen. Inzwischen sind auch Grababdeckplatten erlaubt, aber nur bei Urnengräbern.
Bei einem Rundgang der Ausschussmitglieder sahen diese einige Gräber, die gegen diese Ordnung verstoßen. Da gibt es solche, die komplett mit Bodendeckern bepflanzt sind. Andere sind mit Kies betreut. Und oft stehen Laternen oder andere Dinge im vorderen Drittel der Gräber. Deutlich wurde auch, dass immer seltener Erdgräber in Anspruch genommen werden. So gibt es bereits etliche größere Lücken in den Grabreihen.
Ende 2018 hat das Bestattungsunternehmen Nicklaus die seit Jahren bestehenden Grabpflegeverträge gekündigt. Der in der Stadtverwaltung für die Friedhofsordnung zuständige Bernhard Köhler stellte in der Sitzung fest: "Die Grabpflege mit einer Bepflanzung (Rasen mähen, gießen im Sommer) ist oftmals mit Schwierigkeiten verbunden, da viele Grabnutzungsberechtigte altersbedingt dazu nicht mehr in der Lage sind oder keinen heimatnahen Wohnsitz mehr haben." Er bat um eine Entscheidung, wie künftig verfahren werden soll.
Ziel ist es auch, weniger gießen zu müssen
Die Wortbeiträge der Stadträte Stefan Rümmer, Wolfgang Tröster, Eugen Köhler, Horst Wittstadt und Benedikt Kaufmann gingen alle in dieselbe Richtung: Die Stadt sollte an der Besonderheit eines Wiesen- und Waldfriedhofs festhalten und sogar noch versuchen, mehr Bäume zu pflanzen. Mehr Schatten auf den Gräbern werde es erlauben, weniger zu gießen. Kaufmann stellte auch fest: "Man geht weg von der Hochglanz-Bestattungskultur." Tröster regte an, auf dem Friedhof eine Insel der Besinnung und Trauer, der Meditation und inneren Erholung zu schaffen, beispielsweise mit Wasser und Bänken.
Einige Redner hätten gerne auf der gesamten Grabstelle Bodendecker oder niedrige Pflanzen zugelassen. Von "etwas mehr Flexibilät" war die Rede. Doch Bürgermeister Michael Hombach bremste sie: "Was heißt mehr Flexibilität?" Und: "Wollen Sie noch mehr reglementieren? Wie hoch sollen denn die Bodendecker sein dürfen? 15 Zentimeter oder 20?" Schnell wurde deutlich, dass das nur zu noch mehr Verwaltungs- und Überwachungsarbeit führen würde.