
Womöglich ist das Plakat schon dem ein oder anderen aufgefallen, der in Würzburg oder anderen bayerischen Städten unterwegs war: Darauf abgebildet sind neun Menschen: Hoch zu Pferde, auf einem Motorrad oder mit einem Hund an der Leine. In der Mitte: Die Karlstadter Polizistin Leandra Podrazil. Sie wirbt mit ihrem Gesicht für die Bayerische Polizei als Arbeitgeber. Wie kam es dazu?
2023 sei sie auf eine interne Stellenausschreibung aufmerksam geworden, erzählt die 27-Jährige aus dem Raum Hammelburg im Gespräch mit dieser Redaktion. "Für eine Plakatkampagne wurden verschiedene Gesichter aus unterschiedlichen Bereichen der Polizei gesucht. Ich habe mir dann gedacht: Warum eigentlich nicht? Das ist mal etwas Anderes."
Von der Streife auf den "Catwalk"
Leandra Podrazil hat sich schließlich auf die "Stelle" der Streifenpolizistin beworben. Als solche ist sie in Karlstadt und Umgebung tätig. Das geforderte Portraitfoto habe ein Kollege im Dienst vor einem Streifenwagen geknipst. "Ich war dann ja gleich in Uniform." Nach ein paar Wochen kam die positive Rückmeldung. Bei der großen Zahl an Bewerbern aus ganz Bayern hätte sie "nie damit gerechnet", ausgewählt zu werden, sagt sie. 170 Kolleginnen und Kollegen hatten sich beworben. Das teilt das Sachgebiet Werbung der Bayerischen Bereitschaftspolizei auf Anfrage mit.

Beim eintägigen Shooting in Ainring im Berchtesgadener Land seien auch Kolleginnen und Kollegen der Hundertschaft, des Sondereinsatzkommandos, der Hunde- und Pferdestaffel oder der Hubschrauberstaffel mit dabei gewesen, so Podrazil. "Mit dem Bild soll gezeigt werden, wie vielfältig die Polizei ist und was man alles machen kann. Das soll Bewerber motivieren." Zudem wurde ein kurzes Video für den Social-Media-Auftritt der Bayerischen Polizei gedreht. "Dafür musste ich in Uniform zwei bis drei Mal wie auf einem Catwalk auf und ab laufen. Das war schon ungewohnt, aber auch schön." Nach ein paar Stunden ging es dann wieder zurück nach Unterfranken.
Das Ergebnis des Shootings hat die Polizistin überrumpelt
Das Foto wurde 2024 veröffentlicht und ist ein Teil der Nachwuchskampagne. Es ist an Dienstgebäuden und auf den Internetauftritten der Polizeipräsidien zu sehen. Der Erfolg solcher Banner auf die Bewerberzahlen sei schwer einschätzbar, teilt die Bereitschaftspolizei weiter mit.
Als sie das erste Mal eines der Plakate gesehen habe, sei sie überrascht gewesen, sagt die Polizistin: "Ich wusste nicht, dass ich in der Mitte stehen würde, weil das eine Fotomontage ist. Das hat mich richtig gefreut." Es sei nach wie vor ungewohnt, sich in ganz Bayern auf teils "riesigen Bannern" zu sehen, sagt Podrazil. "Aber irgendwie ist das schon cool. Es ist ein schönes, stimmiges Bild."
Ihre Familie sei sehr stolz. Auch von den Kolleginnen und Kollegen habe es positive Rückmeldungen gegeben. Bei ihnen habe sie schon den Spitznamen "Gesicht der Bayerischen Polizei" weg. Im Dienst sei sie bislang nicht wiedererkannt worden, dafür aber von Bekannten. "Da kommt dann mal eine kurze Nachricht mit: Ich habe dich heute auf einem Plakat gesehen."
Leandra Podrazil ist durch ihren Lebensgefährten zur Polizei gekommen
Die Kampagne läuft bereits seit 2022 und soll junge Menschen animieren, sich bei der Polizei zu bewerben. Wie ist Leandra Podrazil zu ihrem Beruf gekommen? "Ich bin Quereinsteigerin und habe vorher eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten gemacht." In diesem Job habe sie auch knapp drei Jahre lang gearbeitet. "Ich habe aber gemerkt, dass das nicht das ist, was ich für immer machen will." Ihr Lebensgefährte habe schon immer den Wunsch gehabt, zur Polizei zu gehen. Auch er hat zuvor in einem anderen Gebiet gearbeitet. "Er hat mich irgendwie mit dem Gedanken angefixt." Gemeinsam haben die beiden dann den Sprung in die neue berufliche Zukunft gewagt.

"Ich habe mich mit 21 Jahren beworben." Der Einstellungstest sei sehr gut gelaufen, damit sei die Entscheidung final gefallen. "Ich bereue es nicht. Einen so vielseitigen Beruf wie meinen gibt es fast nicht. Das erfüllt mich. Ich weiß bei Dienstantritt nicht, was mich erwartet." Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Leandra Podrazil in der Dienststelle in Karlstadt, zuvor war sie im Allgäu tätig. Der 27-Jährigen gefällt es gut in der Kreisstadt, sie lobt das familiäre Klima unter Kollegen. "Ich könnte mir gut vorstellen, hier länger zu bleiben."
Übrigens hat sich Podrazil das Kampagnen-Foto nicht ins Büro oder die Wohnung gehängt. "Privat ist privat." Bei den stolzen Eltern schmückt es aber eingerahmt das Büro.