Über den Klimawandel klagen kann jeder. Doch wer ist bereit, seinen eigenen Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern? Das wäre ohne dramatische Einschnitte in die Lebensführung möglich, meinen vier Karlstadter. Sie selbst wollen den von ihnen verursachten CO2-Ausstoß um jährlich fünf Prozent senken und suchen 100 weitere Teilnehmer für ihre Aktion.
Andere anstecken
Andreas Schneider, Norbert Scholz, Franz-Josef Kordowich und Michael Gütling gehören zu den Initiatoren der 2004 gegründeten Solarstromgesellschaft Karlstadt. Diese betreibt die Solardächer auf einem Gebäude der früheren Baufirma Fleischmann in der Karlstadter Echterstraße und auf dem Feuerwehrhaus in Lohr. Mit ihrer jetzigen "CO2-Diät", wie sie die Kampagne nennen, hoffen sie andere zu motivieren. "Die Idee ist, im regionalen Bereich anzufangen, weitere Kommunen anzustecken und eine größere Bewegung anzustoßen, einen Beitrag zur Reduktion von zur Zeit 42 Gigatonnen CO2 im Jahr weltweit zu leisten."
Der durchschnittliche Bundesbürger verursacht 11,5 Tonnen CO2 im Jahr, wobei weltweit nur zwei Tonnen pro Person für eine global gerechte Klimabilanz sorgen würden. Angenommen, 1000 Karlstadter reduzieren im kommenden Jahr jeweils um fünf Prozent, würde das bei 500 Kilogramm pro Person 500 Tonnen Ersparnis entsprechen, rechnen die vier Initiatoren vor. Wie sie zugeben, beginnen sie selbst ihre Aktion mit Werten zwischen acht und rund 30 Tonnen – einer von ihnen ist heuer nach Neuseeland geflogen.
Bewusstseinsbildung
Ziel der Kampagne sei in erster Linie die Bewusstseinsbildung: "Die meisten von uns wissen, wie viele Liter Benzin ihr Auto verbraucht und wie hoch die Handy- oder Stromkosten sind. Manche kennen die Internetübertragungsrate genau. Aber wieviel CO2 ich verbrauche, wenn ich eine Bratwurst kaufe oder mit dem Auto nach Würzburg fahre? Wer weiß das? Und warum interessiert es uns noch wenig?"
Die vier Karlstadter geben ein paar Beispiele: Eine Bratwurst verursacht zwei Kilogramm Kohlendioxid, eine 30 Kilometer lange Fahrt mit einem Sieben-Liter-Auto fünf Kilo, ein Inlandsflug von Berlin nach München 320 Kilo, eine Fernreise nach Indien 4150 Kilo und der Kauf und die Nutzung eines Handys über zwei Jahre 50 Kilo (ohne Emissionen beim Rohstoffabbau).
Und so soll die "CO2-Diät" funktionieren: Wer mitmachen will, stellt anhand des CO2-Rechners des Umweltbundesamts seine Bilanz des vergangenen Jahres fest. Die Teilnehmer melden sich unter der E-Mail-Adresse cozweidiaet@online.de an. Dort teilen sie ihre Berechnung mit. Die vier Initiatoren sammeln die Daten der Teilnehmenden – auf Wunsch auch anonymisiert – und wollen in Zeit zu Zeit öffentlich darüber berichten.
Rechner im Internet
Die Kampagne wird am 1. Oktober starten. Die 100 weiteren Teilnehmer sollen bis Ende dieses Jahres gefunden werden. Menschen von außerhalb Karlstadts sind willkommen. Die persönlichen Emissionen lassen sich über den Rechner des Umweltbundesamts ermitteln. Zu finden ist er im Internet unter https://uba.co2-rechner.de/