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KARLSTADT
Karlstadter Gymnasium ist Bayerns digitales Labor
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 11.03.2018 02:40 Uhr

Alle Klassenzimmer haben neben den klassischen grünen auch weiße Tafeln für digitalen Unterricht, alle Lehrer organisieren ihren Arbeits- und den Schulalltag am Tablet – das Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt ist eine Bilderbuchschule mit Blick auf Digitalisierung. „Die Schule ist fantastisch ausgestattet“, sagt der Elternbeiratsvorsitzende Harald Wiggenhorn. Nun will die Schule, die Referenzschule für Medienbildung ist, ihr Wissen weitergeben. Dafür haben Lehrer, Eltern und Schüler das Projekt „Digital Media Lab“ (digitales Medienlabor) auf die Beine gestellt. Das Ziel: Schulen, Kinder und Eltern auf die Digitalisierung nicht nur vorbereiten, sondern gemeinsam den Weg zur digitalen Schule gestalten.

Digitale und analoge Gäste

Die künftige Staatsministerin für Digitales im Kanzleramt, Dorothee Bär (CSU), hat die Schirmherrschaft über das Medienlabor übernommen und präsentierte sich auf der Höhe der digitalen Zeit: Sie entsandte eine Videobotschaft zur Auftaktveranstaltung am Dienstag in die Schulaula – aufgenommen von Karlstadter Schülern beim Besuch in Berlin. Die Ministerialbeauftragte für die bayerischen Gymnasien, Monika Zeyer-Müller, war neben anderen Promis analog vor Ort und unterstrich damit die Bedeutung des Karlstadter Projekts für Bayern.

„Denn es macht ja keinen Sinn, wenn jede Schule ihr eigenes Rad erfindet“, sagt Wiggenhorn, im Hauptberuf Professor an der Fachhochschule Aschaffenburg. Bis Ende des Schuljahres 2018/2019 sollen alle Schulen im Freistaat ein Medienkonzept erarbeitet haben.

Hochkarätiger Schulfreund

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht im leistungsfähigen Internetanschluss die wichtigste Voraussetzung für ein künftiges digitales Klassenzimmer. Bereits beschlossen sind mehr Unterrichtsstunden und zusätzliche Lehrer für die Themen Digitales und Informatik. Außerdem sind Fortbildungen für Zehntausende Lehrer im Freistaat geplant. Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag will sich das Ministerium das kosten lassen, knapp 170 Millionen Euro allein 2018.

Ganz umsonst kam dagegen der Referent der Auftaktveranstaltung ans Johann-Schöner-Gymnasium. Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe ist ein Schulfreund Wiggenhorns und referierte deshalb honorarfrei zum Thema „Was die digitale Revolution in Wirtschaft, Medien und Gesellschaft ändert.“ Afhüppe sagte, er sei überzeugt, dass es durch die Digitalisierung „mehr zu gewinnen als zu verlieren“ gibt. Es gelte, die sich bietenden Chancen zu nutzen. Denn: „Nostalgie ist kein Geschäftsmodell“.

Chancen nutzen

Das Handelsblatt habe durch die Digitalisierung seine Auflage gesteigert. Das „Morning Briefing“, der morgendliche Newsletter der Redaktion, habe 700 000 Abonnenten. Mit der Printausgabe, den digitalen Angeboten und dem dritten Standbein „Konferenzen, öffentliche Gesprächsrunden und Vorträge“ sei der Verlag gut aufgestellt.

Afhüppe wies darauf hin, dass der Fortschritt zuweilen rasant vonstatten geht. Ein Bild von New Yorks 5th Avenue von 1900 zeigte ein Automobil zwischen zig Pferdekutschen; 13 Jahre später war nur noch eine Kutsche zwischen zahlreichen Autos zu sehen. Die deutschen Autobauer sollten zügig attraktive E-Autos entwickeln, sonst könne es ihnen passieren, dass sie von einer Entwicklung überrannt werden – ähnlich wie Filmhersteller Agfa, der 2005 seine höchsten je verzeichneten Umsätze erreichte und 2006 Pleite ging, weil Digitalkameras den Markt überschwemmten.

Die Macht von Fake News

Afhüppe wünschte sich, dass die Schule junge Menschen im Umgang mit neuen Medien erzieht und ausbildet. Sowohl der Brexit als auch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hätten gezeigt, dass Propaganda und Fake News auf digitalen Medien ungeheure Macht entwickeln könnten. Die Aufgabe von ausgebildeten Journalisten sei es nicht, Nachrichten lediglich zu verbreiten – sie müssten Informationen einordnen und ihnen Sinn geben.

Kommenden Dienstag, 13. März, referiert Simon Haug, Leiter der Rechtsabteilung der Frankfurter Allgemeine Zeitung, zum Thema „Das Internet: (k)ein rechtsfreier Raum: Freiheit, Recht und Fairness in der digitalen Welt“ im Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt.

 
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Kommentare
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  • H. Ö.
    Sehr geehrter Herr Rill, toller Bericht zu einem herausragenden Abend!
    Haben Sie zufällig ein Bild von der Silvanerübergabe und würden mir das zukommen lassen oder gibt es eine Mediathek wo ich eines finde?
    Danke, herzliche Grüße
    Reinhilde Keller
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