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Karlstadt
Karlstadter gaben dem Deutschen Museum ein Dach
Die Spenglerei Lummel aus Karlstadt meisterte in Nürnberg besondere Herausforderungen. Eine Kombination aus alter Handwerkstechnik und Konstruktionen des 21. Jahrhunderts.
Mitarbeiter der Karlstadter Spenglerei Lummel haben das Dach der Außenstelle Nürnberg des Deutschen Museums erstellt.
Foto: Florian Lummel | Mitarbeiter der Karlstadter Spenglerei Lummel haben das Dach der Außenstelle Nürnberg des Deutschen Museums erstellt.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 09.10.2021 02:29 Uhr

Kürzlich wurde die Außenstelle des Deutschen Museums in Nürnberg eröffnet. Die Karlstadter Spenglerei Lummel war am Bau des Gebäudeensembles am Pegnitzufer beteiligt. Von ihr stammen die Dächer aus Aluminiumblech. Geschäftsführer Georg Lummel sagt: "Eine besondere Herausforderung waren die verschieden steilen Dachflächen und Mansarden. Jede der 25 Flächen konfrontierte unsere Monteure mit ihrer individuellen Komplexität." Acht bis zwölf Facharbeiter waren mehr als ein Jahr lang auf der Baustelle tätig.

Die neu entstandene Gebäudeformation im alten Stadtkern unweit des Nürnberger Hauptmarkts trägt den Namen Augustinerhof. Beim Dach waren alte und neue Elemente miteinander zu kombinieren.  Über 300 Jahre alt ist die auf der Baustelle angewandte Falztechnik. Alle Falze verlaufen geradlinig über die Mansarden hinweg vom First zur Traufe. Im Gegensatz zu dieser alten Handwerkstechnik stehen Konstruktionen des 21. Jahrhunderts, so etwa die verdeckten und somit unsichtbaren Rinnen der Dachentwässerung und die ebenfalls unsichtbaren Fallrohre, die hinter der Fassade verlaufen.

Unregelmäßige Neigungen, schiefe Firste,  Dachliegefenster und Gauben prägen die Dachlandschaft des Augustinerhofs.
Foto: Florian Lummel | Unregelmäßige Neigungen, schiefe Firste,  Dachliegefenster und Gauben prägen die Dachlandschaft des Augustinerhofs.

Unterschiedlich hohe Dachfirste und mehrere Traufhöhen sorgen dafür, die Dächer der Umgebung anzupassen. Neben den Mansarddächern finden sich auch andere Dachtypen bei dem neuen Gebäudeensemble. Insgesamt ging es um 4600 Quadratmeter Dachfläche. Die Metallscharen aus 0,8 Millimetern starkem, eloxiertem Aluminium wurden in der Karlstadter Werkstatt vorgefertigt. 80 Gauben und etliche Dachliegefenster waren  zu integrieren. Das Auftragsvolumen lang bei rund drei Millionen Euro.

Auseinandersetzungen um die Entwürfe

Das Museum mit dem Empfangsgebäude bildet den höchsten Teil des Neubaus. Unter dieser Höhe bleiben Bereiche, die künftig von einem Hotel genutzt werden. Jahrzehntelang war nach einem Nutzungskonzept für das Gelände gesucht worden. Bis 1872 stand dort ein Kloster des Augustiner-Eremiten-Ordens. 1989 erwarb ein Privatmann das Grundstück, um darauf Gewerbebauten zu errichten. Als die spektakulär modernen Entwürfe vorlagen, wurde das Vorhaben zum Politikum. Widerstand kam vom Verein der Nürnberger Altstadtfreunde. 1996 kam es zum ersten und einzigen Bürgerentscheid in Nürnberg und fast 69 Prozent der Stimmen gegen die Planung.

Der Augustinerhof in der historischen Altstadt von Nürnberg.
Foto: Florian Lummel | Der Augustinerhof in der historischen Altstadt von Nürnberg.

Nach der Insolvenz des Investors kaufte der Immobilien-Unternehmer Gerd Schmelzer 2008 das Gelände. 2016 verkündete Markus Söder, der damalige bayerische Finanzminister, dass dort eine Zweigstelle des Deutschen Museums eingerichtet werden soll. Schmelzer ist mit der Stellvertreterin des Nürnberger Oberbürgermeisters verheiratet. Eine seiner Firmen spendete 45 500 Euro an die CSU. Neben einem Zuschuss von 27,6 Millionen Euro für den Bau zahlt der Freistaat 2,8 Millionen Euro Jahresmiete an Schmelzer. Diese Kombination führte zu kritischen Berichten von NDR und WDR sowie Kritik aus dem anderen politischen Lager.  

Das Museum beherbergt folgende Themen: "Arbeit und Alltag" mit Blick auf Roboter und Künstliche Intelligenz, "Körper und Geist" mit Technologien, die den Menschheitstraum "keine Krankheiten und kein Altern mehr" verfolgen, "System Stadt" mit Schwerpunkt Megastädte, "System Erde" sowie "Raum und Zeit" mit Exponaten zum Vorstoß  des Menschen in den Weltraum.

 
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