Eine besondere Arbeit der Karlstadter Spenglerei-Firma Lummel wurde am vergangenen Freitag bei einer Siegerehrung in Köln lobend hervorgehoben: eine anspruchsvolle Metallbekleidung des Pavillons am historischen Zeughaus der Hochschule München. Die Ehrung fand bei der Verleihung des bundesweit ausgeschriebenen Sanierungspreises 2019 der Rudolf-Müller-Mediengruppe statt.
Das historische Zeughaus der bayerischen Armee in Neuhausen-Nymphenburg aus dem Jahr 1865 wurde in jüngerer Zeit von der Technischen Universität München genutzt. Jetzt beherbergt es die Fakultät für Design der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Dafür wurde es umgebaut und saniert. Seit gut einem Jahr ist es fertig.
Ein Baudenkmal und die Fakultät für Design – diese Kombination bedeutete, dass etwas Ausgefallenes gebaut werden sollte. Das 142 Meter lange und 47 Meter breite historische Backsteingebäude erhielt im Nordwesten einen Pavillon. Dieser Erweiterungsbau für Foyer und Ausstellung bildet laut Webseite der Hochschule deren Zentrum, "öffnet das Gebäude nach Nordwesten und bildet den repräsentativen Auftakt zum heutigen Kreativquartier". Bauherr war der Freistaat Bayern.
Komplexer geometrischer Körper
Der Pavillon ist rundherum verglast, sodass die Besucher die historische Backsteinfassade im Blick haben. Der Clou ist das Dach, das als komplexer geometrischen Körper auf den filigranen Stützen des Pavillons ruht. Die fast 700 Quadratmeter große Oberseite besteht aus Aluminiumprofilen mit einer Mischbeschichtung aus Polyamid und Polyurethan. Die Unterseite ist aus eloxiertem und gelochtem Aluminium. Dieses setzt sich im Inneren des Pavillons fort. Die Löcher dienen dazu, den Schall in das dahinterliegende Akustikvlies und die Akustikdämmung hineinzulassen.
Alleine diese Lochungen erfordern handwerkliche Vorsicht. "Denn das Blech will sich immer dort biegen, wo es am schwächsten ist, also bei den Löchern, und nicht dort, wo es sich biegen soll", erklärt Stefan Lummel, der gemeinsam mit seinem Bruder Georg das Unternehmen leitet. Die eigentliche Herausforderung aber stand in der Ausschreibung für den Auftrag: "Alle Sicken übers Dach hinweg sind durchlaufend fortzuführen über die Grate hinweg", forderte das Berliner Architekturbüro Staab Architekten.
Genaueste Planungsarbeit nötig
Was heißt das? Sicken sind rillenartige Vertiefungen im Blech. Das Dach vermittelt den Eindruck, als bestehe es aus lauter einzelnen Paneelen mit unterschiedlicher Breite. Tatsächlich handelt es sich um 70 Zentimeter breite Bleche mit solchen Sicken in unterschiedlichen Abständen. Wo eine Fläche des vieleckigen Dachkörpers an eine andere stößt, soll es so aussehen, als würden die Rillen nahtlos weitergehen. Das musste vorab genau konstruiert werden. Unter diesem "Showdach", wie es Stefan Lummel nennt, befindet sich das eigentliche Funktionsdach, das also die Niederschläge abhält. Es ist ebenfalls aus Aluminium. Das "Showdach" ist nicht wasserdicht.
Ein dreidimensionales Aufmaß und die dreidimensionale Werk- und Montageplanung waren Voraussetzung fürs Gelingen. Doch neben aller eingesetzten Technik war es vor allem auch eine handwerkliche Präzisionsarbeit, die das Team um Montageleiter Ronny Schmidt leistete. Meist waren vier bis fünf Mann auf der Baustelle.
Hinzu kam, dass annähernd 300 Lampen, Anschlüsse, Wartungsklappen, Fühler, Antennen, Stützeneinfassungen und motorisch betriebene Hubelemente präzise in die Bekleidung integriert werden mussten.
Die Firma Lummel hat sich seit Jahren auf frei geformte Gebäudehüllen spezialisiert. Sie erhielt den Komplettauftrag von der Systementwicklung über Planung und Fertigung bis hin zur Montage der Metallbekleidungen des Pavillons. Die Fassaden der Verbindungsbauwerke hat ebenfalls die Firma Lummel verkleidet - mit glatten Blechen. Wie die Dachprofile haben sie zunächst die Werkstatt in Karlstadt durchlaufen und wurden dort so vorgefertigt, dass sie auf der Baustelle möglichst passgenau montiert werden konnten. Der Auftrag belief sich auf rund 1,14 Millionen Euro.