Der Karlstadter Franz-Georg Dunkel ist mit dem Akademiepreis 2020 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet worden. Damit würdigt die Akademie seine jahrelangen Forschungen auf dem Gebiet der Botanik. Unter anderem gehen die inzwischen gut besuchten, jährlichen Ackerwildkrauttagungen mit rund 100 Teilnehmern aus mehreren Ländern – Ungarn, Österreich. Schweiz – auf seine Initiative zurück. Dunkel ist immer dann gefragt, wenn es um Expertenwissen rund um Pflanzenarten geht. Und es gibt sogar eine Pflanze, in deren Bezeichnung sein Name vorkommt.
2004 hatte Franz-Georg Dunkel erstmals Botaniker mit Interessen an Ackerwildkräutern nach Karlstadt eingeladen. Ein Ergebnis dieser Tagung ist das "Karlstadter Positionspapier zum Ackerwildkrautschutz". Dieses fordert Maßnahmen zum Schutz dieser Ackerwildkräuter. Es wurde sämtlichen Umwelt- und Agrarministern der Bundesländer zugeleitet. Nächstes Jahr findet die Tagung wieder einmal in der hiesigen Region statt – in Veitshöchheim.
Mit einem Herbarium fing alles an
In der Laudatio zum Akademiepreis wird beschrieben, wie Franz-Georg Dunkel – heute um Hauptberuf Hautarzt – zu solcher Leidenschaft für die Botanik fand: Seit der Kindheit beschäftigte er sich intensiv autodidaktisch mit Pflanzen. Die ersten Aufsammlungen erfolgten 1968 unter der Ägide seines Vaters und Biologielehrers Wolfgang Dunkel, nachdem er von seiner Apothekertante Elisabeth Dunkel ein Herbarium geschenkt bekommen hatte.
Warum wählte er den Weg ins Medizinstudium? "Wahrscheinlich waren es fehlende Kontakte zu anderen botanisch Interessierten", sagt er im Nachhinein. So studierte er in Würzburg, Wien und Montpellier und schloss nach mehr als zwei Jahren Forschung in der Biochemie mit der Facharztausbildung zum Hautarzt 1993 an der Universitäts-Hautklinik Würzburg ab. Seit der Niederlassung im Oktober 1994 als Hautarzt in Karlstadt erfolgte eine zunehmend intensivere Beschäftigung mit der Botanik.
Schwierige Gruppe der Gold-Hahnenfüße
Wollte der Preisträger anfangs vor allem das gesamte Spektrum der Vielfalt in den deutschsprachigen Ländern und den Alpen kennenlernen, so fand er zunehmend zu seinem heutigen Spezialgebiet, der von Botanikern keinesfalls geliebten, weil schwierigen Gruppe der Gold-Hahnenfüße.
2001 beschrieb Franz-Georg Dunkel in den Berichten der Bayerischen Botanischen Gesellschaft das nur in Karlstadt und Umgebung vorkommende Karlstadter Steinbrech-Habichtskraut: Dieses enthält in der lateinischen Bezeichnung "Hieracium saxifragum Fries subspecies carolipolitanum Dunkel subspecies nova" sogar seinen Namen. In seine Einzelteilen übersetzt heißt die Bezeichnung der Pflanze Habicht (hieracium), Steine zerbrechend (saxifragum), Fries (Name des schwedischen Botanikers Elias Magnus Fries), Unterart (subspecies), Karlstadt (carolipolitanum), Dunkel (ist klar), Unterart (subspecies) neu (nova). Es handelt sich um einen zuvor unbekannten Endemiten der unterfränkischen Kalk-Trockenrasen, also eine Pflanze, die weltweit nur hier vorkommt.
In den vergangenen Jahren beschrieb Dunkel in fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem Tübinger Botaniker Dr. Günter Gottschlich 20 neue Arten und 13 Unterarten der Gattung Hieracium, Habichtskräuter aus den gesamten Alpen und insbesondere aus Griechenland. Zahlreiche Einzelfunde, zum Teil neu für Bayern, Deutschland oder auch Italien, publizierte er ebenfalls. Hierbei gab es auch aktuell überraschende Funde: ein auf dem Karlstadter Friedhof 2001 gesammelter Blaustern (Scilla xanthandra), neu für Deutschland, oder eine Population einer weißblühenden Rübe, die in Deutschland nur am "Breitholz" gegenüber dem Edelweiß und bei Forchheim seit Langem unerkannt eingebürgert ist.
Weitere Hahnenfüße beschrieben
Die Gruppe der Gold-Hahnenfüße hat wie andere schwierige Gruppen, zum Beispiel die Brombeeren und die Löwenzähne, einen apomiktischen Fortpflanzungsmodus entwickelt, das heißt die „Mutter hat das Sagen“ und die Populationen pflanzen sich ungeschlechtlich fort. Es sind also mehr oder weniger große Klone entstanden, die sich nur morphologisch geringfügig unterscheiden, aber dennoch konstant sind und als Arten oder Kleinarten behandelt werden müssen.
In einigen Gegenden, auch Unterfranken, gibt es ein kaum zu überschauendes Spektrum dieser Arten, in anderen Gegenden ist die Artenzahl begrenzt. Entsprechend hat der Karlstadter Arzt Italien mit 28 Arten, Slowenien (25 Arten) und Spanien (17 Arten) sowie Griechenland (eine Art) bearbeitet und die meisten dieser Arten neu für die Wissenschaft beschrieben.
Inzwischen gibt es sowohl einen Fränkischen Gold-Hahnenfuß (Ranunculus franconicus) als auch einen Ranunculus biclaterae, der „Dreifrauen-Gold-Hahnenfuß“, der Franz-Georg Dunkels „drei Frauen“, der Ehefrau Birgit und den Töchtern Clara und Teresa, gewidmet ist. Insgesamt existieren nun bereits 70 Arten, die die alleinige Autorenschaft von Franz-Georg Dunkel tragen.
Nach seinen wichtigsten Funden gefragt, gibt er die Entdeckung der acht noch sexuellen diploiden (mit doppeltem Chromosomensatz ausgestatteten) Arten in Slowenien an. Aus diesen sexuellen Arten hat sich möglicherweise vor rund 5000 Jahren das reiche Artenspektrum der Gold-Hahnenfüße entwickelt.
Großvater war bekannter Politiker
Der Vorname Franz-Georg geht auf Dunkels Großeltern zurück. Georg Heim (1865 bis 1938) war ein bekannter bayerischer Politiker und Mitbegründer der Bayerischen Volkspartei. Meist wird sein Vorname auf den Rufnamen Franz abgekürzt. Franz G. ist im internationalen Schrifttum gebräuchlich. Die offizielle Vergabe des Akademiepreises ist wegen Corona auf das kommende Jahr vertagt worden. Sie findet voraussichtlich in München statt.