Von außen ist es eine gelbe Halle mit vielen gelben Autos davor. Doch drinnen geht buchstäblich die Post ab: Am Montag wurde der neue Zustellstützpunkt Zellingen der Deutschen Post im Retzbacher Gewerbegebiet, Am Tannäcker 4, offiziell eröffnet. 47 Postboten stellen nun von hier aus als letztem Umschlagpunkt fast 19.000 Haushalten Briefe und Pakete zu. Rund 90.000 Briefe und 14.000 Pakete sind es jede Woche, und das Paketvolumen wächst laut Post und DHL generell rasant. Auch deshalb erfolgte der Neubau, die bisherigen Standorte Karlstadt und Zellingen wären auf Dauer zu klein geworden. Zur Eröffnung mit offiziellem Teil und einer Torte im Form eines Postschildes "ZSP Zellingen" hatte Standortleiterin Birgit Schrenker auch alle Mitarbeitenden eingeladen.
Bei der Eröffnung lobte Peter Hauerstein, Leiter der Postniederlassung Würzburg, die Unterstützung durch Bürgermeister und Gemeinderat, die einen zügigen Bau ermöglichte. Der erfolgte in Eigenregie des Unternehmens, die Halle ist 1225 Quadratmeter groß, das Grundstück 6266 Quadratmeter. Es gibt zwei Lastwagen-Tore und zwei Verladetore für die Verbundzusteller.
Zustellstützpunkte gibt es bundesweit über 2600, Zusteller und Zustellerinnen 118.600. Die Postniederlassung Würzburg ist als eine von 40 in Deutschland für Postleitzahlbereiche 96 und 97 zuständig, was bis in die Rhön und nach Thüringen reicht. Mit Verwaltung und Sortierkräften in den Briefzentren hat sie 3800 Mitarbeiter.
"Nur eigenes Personal", stellte Peter Hauerstein stolz heraus. Genauso stolz ist er auf das Ziel der CO₂-Neutralität. Auf dem Dach befindet sich eine große PV-Anlage, geheizt wird per Fußbodenheizung und Wärmepumpen, die Beleuchtung ist energieeffizient. Für die geplante Umstellung auf E-Mobilität der Zustellfahrzeuge wurde bereits die Ladeinfrastruktur mit gebaut, inklusive eigener Trafostation, auch wenn es bisher noch 28 Diesel- und nur fünf Elektrofahrzeuge sind. Insgesamt ist die Post mit über 23.000 Elektrotransporten der Eigenmarke "StreetScooter" der größte E-Flottenbetreiber in Europa. Auch in Retzbach ist eine schrittweise Umstellung geplant, in der Postniederlassung Würzburg werden bereits 788 Elektrofahrzeuge eingesetzt.
Auch die Betriebsratsvorsitzende Ayfer Arayici lobte das moderne Gebäude als gelungene Immobilie. Das unterstütze die Kollegen bei der täglichen Arbeit. 29 Verbundbezirke werden von hier aus normalerweise mit Briefen und Paketen versorgt, in Stoßzeiten noch fünf mehr. Dabei handelt es sich um die Gemeinden Zellingen, Retzbach, Erlabrunn, Leinach. Himmelstadt, Retzstadt, Thüngen und Thüngersheim sowie um Karlstadt und Eußenheim mit jeweils allen Ortsteilen. Auch deshalb wünschte sie sich eine gute und unfallfreie Zusammenarbeit.
Der Markt Zellingen habe die Flächen für die Gewerbegebietserweiterung bereits im Jahr 2000 gekauft und 2018 das Bauleitverfahren begonnen, berichtete Bürgermeister Stefan Wohlfart in seinem Grußwort. Der Gemeinderat sehe die Post wie Bäcker und Metzger als Teil der Grundversorgung. Bis zum Baubeginn seien viele Unwägbarkeiten zu klären gewesen, eine aber tatsächlich nicht: Schon 1912 wurde mit der Bahn ein Vertrag geschlossen worden, dass Oberflächenwasser mit einem Kanal unter dem Bahndamm hindurch zum Main abgeleitet werden darf.
Von Nachhaltigkeit, Ökologie und der Aufgabe Wirtschaftsförderung des Landkreises Main-Spessart sprach Landrätin Sabine Sitter. Hier sei eine gute Lösung gefunden worden, entstanden sei eine Betriebsstätte mit Strahlkraft.
Die Segnung nahmen Thomas Haubeck (katholische Kirche) und Annika Kringel (evangelische Kirche) vor. Dabei stellte Thomas Haubeck heraus, dass Briefe als Mittel der Kommunikation sehr viel älter als die heutige Post sind. Auch er konnte etwa aus einem Brief des Apostels Paulus vorlesen.
Beim Rundgang erklärte der Immobilienbeauftragte Tino Rosenberger, dass die Halle im Inneren dreigeteilt ist: Die meiste Fläche nimmt der Bereich für die Pakete ein. Diese werden vorkommissioniert auf Transportwägen vom Sortierzentrum Kitzingen angeliefert. Jeder Zusteller lädt sie davon in sein Transportfahrzeug. Im nächsten Bereich für die Briefe gibt es Sortiergestelle. Die Boten sortieren im Rahmen der Vorbereitung ihrer Tagestouren die Briefe hier gemäß ihrer Gangfolge entlang den Straßen.
Um flexibel reagieren zu können, ist die Wand zwischen dem Paket- und dem Briefbereich verschiebbar. Deshalb wird an ihr auch möglichst nichts installiert. Weil die Arbeit mit den Paketen anstrengender ist, wird dieser Bereich nur auf 17 Grad Celsius beheizt.
Der dritte und kleinste, aber keineswegs unwichtige Bereich ist der mit den Sozialräumen sowie Lager- und Gebäudetechnikbereich.