Zwei Jahre lang haben Alban Weiglein und Werner Kühnlein mit ihren Helfern des Historischen Vereins am Karlstadter Katzenturm gearbeitet. Jetzt ist er wieder gewissermaßen als heimatkundliche Außenstelle des Stadtgeschichtemuseums für die Öffentlichkeit zugänglich. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Hombach stellten sie die schon fertigen und noch vorgesehenen Maßnahmen vor.
Der Katzenturm am südlichen Ende der Hauptstraße ist eines der ältesten und markantesten Bauwerke der Stadt. Um das Jahr 1472 werden diesbezüglich erstmals auf der Bürgermeisterrechnung Ausgaben für den Türmer in Höhe von zehn Gulden aufgeführt. Fast 400 Jahre lebten im oberen Stockwerk, 156 Stufen über dem Straßenpflaster, die Türmer – teilweise mit ihren Familien – als Brandwache und als Schutz vor Gefahren von außerhalb. Bis 1848 der Magistrat beschloss, keinen neuen Türmer mehr einzustellen, da dieser "als Musiker nicht mehr gebraucht und als Brandwache überflüssig" geworden sei. Außerdem könne er von der Besoldung nicht mehr leben.
Wächter der Stadt und Musiker
Der Karlstadter Türmer war allerdings nicht nur Wächter über die Sicherheit seiner Stadt, sondern auch als Musiker gewissermaßen für die Kultur zuständig. Er blies bei Hochzeiten sowie anderen Familienfesten, spielte auch im Chor auf. Den volkstümlichen Namen bekam der Katzenturm, seit der letzte Türmer beim Heraufziehen von Brennholz aus dem vorletzten Stockwerk in die Tiefe stürzte und diesen Fall dank eines Reisighaufens in der Hauptstraße wie eine Katze unbeschadet überstand. Bis zum 15. Jahrhundert war der Turm ein ganzes Stockwerk niedriger, was man noch heute anhand unterschiedlicher Putzstrukturen von außen sehen kann.
Eine zwiespältige Bekanntheit erlangte der Katzenturm, als die umstrittene Gemeinschaft der Sturmartillerie (Stuarts) von 1961 bis 2008 einen Raum dort für Treffen und Feiern nutzte. Ende des Jahrhunderts wurde das Bauwerk innen und außen renoviert. Jetzt hat sich der Historische Verein des Turms angenommen. Im Eingangsbereich wurde eine weitgehend authentische Schusterwerkstatt mit originaler Ausstattung an Arbeitsplatz und Werkzeugen eingerichtet. Fotos aus der Zeit um 1953 zeigen damalige Lebens- und Arbeitsbedingungen. Im Zwischengeschoss ist eine Schreiner- und Zimmererwerkstatt zu sehen. Die Bodensteinausstellung von 2017 im zweiten Obergeschoss wird als vorübergehend betrachtet, ein konkretes Konzept wird hier noch erarbeitet. Um Brauereitradition geht es wenige Stufen darüber mit der Ausstattung einer Schankstube und einer Genealogie der bekannten Karlstadter Brauerdynastie Silligmüller.
Für das dritte Obergeschoss werden noch originale Ausstattungsgegenstände gesucht: Dieser Raum befasst sich mit der Sicherheit in der Stadt im 19. Jahrhundert. Passend wären zeitgemäße Feuerwehrhelme, Löschgeräte oder auch die bekannte "Tröte", das Alarmsignal des Türmers. Die Ursprünge und die Entwicklung Karlstadts als planmäßige Gründung in der Stauferzeit ist das Thema im nächsten Stockwerk. Ein Stadtmodell zeigt die zwei Hauptachsen Hauptstraße und heutige Langgasse sowie die rechtwinklig angeordneten Querverbindungen.
Wie der Türmer einst lebte
Räumlicher Höhepunkt ist die eigentliche Türmerstube unter der nicht zugänglichen Dachstuhlhaube. Hier werden die Aufgaben und Lebensbedingungen der Türmer und ihrer Familien beschrieben. Ein erhebender Rundblick über die Dächer der Stadt sowie ins Umland sind der Lohn für die Mühe, 156 Stufen hochzusteigen.
Bürgermeister Michael Hombach lobte die Arbeit des Historischen Vereins Karlstadt, der hier eine Außenstelle des Stadtgeschichtemuseums geschaffen hat und weiterentwickeln wird. Dies zeige die Wertschätzung der Stadthistorie, eine Geschichte zum Fühlen und zum Anfassen.
Der neu gestaltete Katzenturm ist am kommenden Sonntag, 11. September, zum Tag des Offenen Denkmals gemeinsam mit der Roßmühle und dem "Loch", dem ehemaligen Gefängnis am Brückenturm für die Öffentlichkeit ab 13 Uhr zugänglich, es wird Führungen geben. Weitere Führungen können über das Tourist-Infobüro nachgefragt werden.