Nur ab und zu unterbricht Christa Rohm ihren Mann Karl, wenn er aus dem Leben erzählt. Dann erinnert sie daran, dass schon seit einer ganzen Weile eingeschenkt ist und man mit der dritten Bürgermeisterin Anja Baier, die zum Gratulieren gekommen ist, mal anstoßen könnte auf die 60 gemeinsamen – und offensichtlich sehr guten – Ehejahre. Geradezu quietschfidel sind die beiden. Geheiratet hatten sie am 28. August standesamtlich und am 29. August 1961 kirchlich, jeweils in Karlstadt.
Dabei stammt Karl Rohm aus Wigstadl im Sudetenland. Dort wurde er 1937 geboren. Auf die Frage, wie seine Familie hierher kam, berichtet er über die Schrecken der letzten Kriegstage. Ihm, der damals im Grundschulalter war, haben sie sich besonders eingebrannt – so sehr, dass er über die Vertreibung der Familie auch in den Karlstadter Jahrbüchern berichtet hat.
Da ist auch zu lesen, dass der Anfang für den "Neigschmeckten" damals in der Karlburger Schule kein Zuckerschlecken war. Er galt als Streber, erlangte dann aber doch Anerkennung. All diese Erfahrungen kamen ihm im weiteren Lebenslauf offenbar zugute.
Der Bankiersgattin die Berganfahrt beigebracht
Nach der Schule lernte er bei damaligen Kfz-Betrieb Adelhard in Karlstadt Automechaniker. Davon weiß er folgende Anekdote zu erzählen: Anna Herold, Frau des Bankiers Otto Herold (auf beide geht die gleichnamige Altersheimstiftung in Karlstadt zurück), kaufte einen Opel Olympia. Noch ehe sie ihren Führerschein machte, sollte ihr der junge Automechaniker auf dem Firmengelände in ihrem neuen Auto die Berganfahrt beibringen. Rohm: "Zum Glück ging das ohne Unfall aus." Denn die Handbremse war links. Er hätte also nicht eingreifen können.
Beim Kirchweihtanz lernten sich er und Christa kennen. Ihre Eltern Maria und "der lange Linus" Kohlmann hatten in Mühlbach einen Bauernhof. Da die Familie Rohm 1960 in der Karlstadter Ostlandstraße ein Haus gebaut hatte, war Platz für das junge Paar. Doch die Hochzeit musste noch warten. Voraussetzung war damals noch Christas Volljährigkeit von 21 Jahren.
Und dann schien der Termin zu wackeln, da der Bräutigam fürchtete, als Reservist der Bundeswehr nach dem Mauerbau in Berlin am 13. August einberufen zu werden. "Ich dachte, jetzt geht das schon wieder los." Schon vorher hatte er nur den Wehrdienst von zwölf Monaten abgeleistet, obwohl er ursprünglich zwölf Jahre ins Auge gefasst hatte. Die Suezkrise 1956 habe ihm vor Augen geführt, dass auch Deutschland schnell in eine neue Kriegshandlung verwickelt sein und er eines Tages nach Ägypten abberufen werden könnte.
Gründung der Versicherungsagentur
Nach dem Wehrdienst wieder zurück bei Adelhard, führte Karl Rohm als Lagerist das erste Lochkartensystem von IBM ein. Er wechselte zur Karlstadter Firma Gummi-Mayer in den Verkauf. Parallel gründete das Ehepaar 1963 eine Versicherungsagentur. "Wir hatten schon im ersten Jahr die meisten Kunden aller Agenturen in Unterfranken geworben." So wurde daraus schnell eine Generalagentur. Später kam ein Immobilienbüro hinzu.
1975 zogen die Rohms in ihr neu gebautes Haus in der Bodelschwinghstraße. Dort übergaben sie 2002 das Versicherungsbüro an ihren jüngsten Sohn Jürgen. Die beiden anderen Kinder Edith und Günther sind ebenfalls in Karlstadt geblieben. Drei Enkelkinder bereichern heute die Familie.
Nach ihren Hobbys befragt, nennt Christa Rohm den Garten. Karl Rohm lässt bis heute nicht ganz von der Versicherungs- und Immobilientätigkeit. Er gehört dem Roten Kreuz und der Kreisverkehrswacht an, deren zweiter Vorsitzender er war. Zehn Jahre lang war er zudem Beiratsvorsitzender der Sing- und Musikschule. Stolz ist er darauf, als Elternbeiratsvorsitzender das erste freiwillige Betriebspraktikum in Unterfranken mitbegründet zu haben. All das weiß er noch bis ins letzte Detail zu schildern. Seine Kommunikationsfreude dürfte ein Baustein zum Erfolg des Versicherungsbüros gewesen sein.
