Zur nahen Zeit der Völlerei und der Geschenke kann der Karli zwei Anekdoten anbringen. Die eine handelt von einer geschickten Form des Sich-selbst-Beschenkens, die andere vom Verzicht. Und in beiden Geschichten kommt die Hiltrud Zadra aus Höscht vor.
Die Stadträtin wohnte am vorigen Samstag einmal einem Ereignis in ihrem Heimatdorf bei, dem Kommersabend der Blaskapelle Hofstetten. Auch die Zadras Hiltrud gratulierte zum 50-jährigen Bestehen und hatte das am beifälligsten aufgenommene Geschenk dabei: eine Freirunde zur nächsten Musikantenprobe. Darauf entschuldigte sich der Hagen Strohmenger von der Seifriedsburger Gastkapelle: Er habe leider kein Geschenk, könne aber anbieten, die Höschter Kapelle bei ihrer nächsten Probe zu unterstützen . . . Es dauerte etwas, bis die Festversammlung den Hintersinn (und Angriff auf Zadras Geldbeutel) entdeckte und sich köstlich amüsierte. Offenbar gar nicht amüsiert war die Hiltrud Zadra dann am Montag im Gemündener Rathaus, als sich einige Ratskollegen und der Stadtkämmerer ein wenig angifteten. „Aufgrund der Emotionalität ziehe ich meine Wortmeldung zurück“, sagte die Stadträtin, was zwar niemand bedauerte, aber den Matthias Risser zu der Bemerkung hinriss: „Das war typisch Frau.“
Ob praktisches Denken typisch Frau ist? Der Karl weiß es nicht, möchte die Fleischereifachverkäuferinnen seines Vertrauens aber dennoch bitten, es damit nicht zu übertreiben. Der Karli liebt Belegte und findet es ja nett, dass ihm die Verkäuferinnen fürsorglich gleich Zahnseide dazu packen – aber bitte doch nicht aufs Brötle! Diese Woche biss der alte Keiler ins pralle wurstige Vergnügen und kaute mit sich öffnenden Geschmacksknospen und kaute und kaute und zog sich schließlich wieder einmal Ringe unverdaulicher Plastikpelle aus dem Gewaff! Auf diese freiwillige Leistung der Metzgereien zur Zahngesundheit möchte der Karli gern verzichten.
Als freiwillige Leistung sieht Gemündens Haushalt 2013 den „Erwerb von beweglichen Sachen des Anlagevermögens“ für 2000 Euro im Huttenschloss-Trauzimmer vor. Der Ersatz verschlissener Stühle – darum geht es – sei doch nicht freiwillig, sondern eine Pflicht, wunderte sich der Stadtrat Günther Metz. Der Stadtkämmerer Robert Lampert widersprach: Besucherstühle seien nicht vorgeschrieben. Und ein Zwischenrufer ergänzte unter Gelächter: „Man kann auch im Stehen heiraten.“
Wie hoch in der Harrbacher Kirche das Main-Hochwasser stehen kann oder zumindest früher stand, zeigen alte Marken an der Wand. Auch sie wurden bei der Renovierung aufgefrischt. Die Inschrift von 1687 besagt „DIE HOE TES MENS“, was kein Latein, sondern altes Harrbacherisch ist.