Bahnhofstraße ist nicht gleich Bahnhofstraße. Zu dieser tief greifenden Erkenntnis ist der Karli am Mittwoch gekommen, als er in seiner Keiler-Post die seltsamen Skulpturen – weiße Pfeile auf runden blauen Schildern über rot-weiß gestreiften Hülsen in Sonnenschirmständern – gesehen hat. In der Rienecker Bahnhofstraße stehen die Teile, einem modernen Lohrer Schneewittchen nicht ganz unähnlich.
15 300 Euro hat sich die Stadt Rieneck dieses Verkehrsleitsystem kosten lassen, um das vor einem Jahr gegebene Versprechen der Verkehrsberuhigung in der Tempo-30-Zone Bahnhofstraße einzuhalten. Lange hatten die Stadtmütter und -väter hin- und herüberlegt, wie die Verkehrsberuhigung wirksam, aber auch rechtlich zulässig hinzubekommen wäre . . .
Da hätte man ja auch mal nach Gemünden in die dortige Bahnhofstraße gucken können – da klappt das mit der Verkehrsberuhigung, ja, sogar bis hin zum Stillstand, ganz optimal, und das nun schon seit Jahren! Aber Bahnhofstraße ist eben nicht gleich Bahnhofstraße, und der Karli wünscht den Rieneckern auch nichts Schlechtes.
Gut, supergut zweifellos, ist die neue Brücke über die Saale am Freibad. Der Karli geht öfters drüber, ganz verzückt und ohne Ziel, nur so, aus Spaß an der Freud'. Schließlich hat er Jahre mit den Gemündenern mitgezittert, ob der Ersatzsteg denn mal kommt.
Das war ja fast so wie früher in der DDR: Der Trabbi war bestellt und auch bezahlt, aber auf die Lieferung des Fahrzeugs musste man trotzdem viele Jahre warten, weil die Planwirtschaft der Regierung so umständlich und irrwitzig war.
Die neue Brücke ist nicht aus Plaste vom Kombinat Fortschritt, sondern aus bestem österreichischem Aluminium. Das hört man als Keiler schon, wenn man im Schweinsgalopp über die Brücke mit den hohen Geländern setzt; dann hallt es in der sogenannten Trogbrücke ein wenig metallen, man fühlt sich also so ein bisschen wie in einer Fischbüchse. Das soll jetzt aber nicht als Lästerei verstanden werden. Nein: Oarch schüe ist sie geworden, die Brücke, dafür, dass sie aus nüchtern-fahlem Alu ist.
Wär' vielleicht 'ne Idee fürs nächste Ferienspaßprogramm: „Wir malen nicht schwarz, sondern die Brücke bunt an.“
Was dem Karli bei seinen Brückengängen außerdem auffällt: stinkende Mengen Hundekot vor allem am Fuß der Brücke auf der drüberen Seite. Dabei steht nahe der Brücke auf der Freibadseite der gefüllte Kotbeutelspender – bitte Tütchen ziehen und benutzen!
Fasziniert hat den Schwarzkittel diese Woche die Nachricht aus Südafrika vom Fund einer Frühmenschenart in einer Höhle. Der „Homo naledi“ soll eine bislang unbekannte, ausgestorbene Menschenart sein, die deutlich weniger Gehirnmasse als die heutigen Menschen hatte.
Also, das glaubt der Karli nicht. Wenn er im Fernsehen die Bilder vom Mob sieht, der vielerorts und gerade in ehemals brav kommunistischen Kombinatsstädten gegen Asylbewerber dumpfbackig demonstriert, dann kann der Karli einfach nicht glauben, dass sie wirklich ausgestorben sein sollen, die Höhlenmenschen mit wenig Gehirnmasse.