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GEMÜNDEN
Karli Keiler: Der Teenager in den Ferien
Redaktion
 |  aktualisiert: 20.06.2019 02:10 Uhr

In der Ferienzeit, am Pfingstmontag, war die Anne-Frank-Realschule im fernen Mainz mit Schülern, Eltern und sogar Lehrern gut gefüllt. Der Grund: Vier Fußballnationalspieler – Thilo Kehrer, Marco Reus, Nico Schulz und Sven Ulreich – kamen zu Besuch und berichteten, wie wichtig es sei, neben dem Sport die Bildung nicht zu vernachlässigen. Auf besondere Art stellten die Schüler ihre Bildung unter Beweis, denn zur Begrüßung der Fußballstars wurde jeweils nur der Vorname ausgerufen, den Nachnamen ergänzten die Schüler dann im Chor. Das klappte auch – bis Nico Schulz an der Reihe war: Als der Lautsprecher „Nico“ rief, ergänzten die Schüler lautstark „Müller“!

Von 2011 bis 2014 spielte der Wernfelder Nicolai Müller für den 1. FSV Mainz 05 und schoss für den Bundesligisten offenbar unvergessene 21 Tore.

Ansonsten haben die Schüler jetzt Ferien, und nicht wenigen Eltern stellt sich die Frage: Wie überlebt man mit einem Teenager? Das hat neue Berufe hervorgebracht, den „Pubertäts-Überlebenstrainer“ beispielsweise, oder den „Erziehungscoach“. Der Trainer bringt Eltern bei, wie sie mit ihren heranwachsenden Kindern koexistieren können, ohne dass eine der beiden Parteien die Wohnung verlassen muss. Wer sein Leben mit einem oder gar mehreren Teenagern teilt, wird eine ungefähre Vorstellung davon haben, warum diese Dienste in Anspruch genommen werden.

Der gemeine Pubertierende zeichnet sich durch Eigenschaften aus, die mit einem friedlichen Erwachsenenalltag nicht in Einklang zu bringen sind. Wenn er kann, schläft er bis 13 oder 14 Uhr (also an den Wochenenden und in den Ferien). An allen anderen Tagen sitzt den Eltern morgens ein Schlaftrunkener ausgelaugt und willenlos gegenüber. Mit der Willenlosigkeit ist es allerdings vorbei, sobald der Teenager von seinen Eltern zur Teilnahme an gemeinsamen Freizeitaktivitäten aufgefordert wird. Dann weiß er ganz genau, was er will: auf gar keinen Fall mitmachen!

Die Ablehnung des Angebotes wird umso vehementer vorgebracht, je unerträglicher der Freizeitvorschlag dem Teenager erscheint. An erster Stelle der No-Gos rangiert die Wanderung (also No-Go, No-Way), in ihrer unsportlichen Form auch als Sonntagsspaziergang bekannt. Danach kommt alles andere.

Vor Probleme stellt diese Haltung Eltern vor allem im gemeinsamen Urlaub. Da man den Teenager nur schlecht allein zu Hause lassen kann, fällt die übliche Lösungsstrategie weg (den Pubertierenden seinem Zimmer samt zugehöriger Unterhaltungselektronik zu überantworten). In solchen Fällen rät der Erziehungscoach zu demokratischer Urlaubsplanung: Der Teenager soll mitbestimmen, was gemacht wird. Und die Eltern müssen akzeptieren, dass ihr Kind in der Öffentlichkeit gebührenden Abstand zu ihnen hält, um sich die Peinlichkeit zu ersparen, von Dritten mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden.

Noch heute bewundert der Karli seine Eltern für ihr Durchhaltevermögen vor etwa 20 Jahren oder so . . . Einen Erziehungscoach brauchten sie nicht, und von demokratischer Urlaubsplanung hatten sie auch nie etwas gehört. Sie haben die Allüren ihrer Frischlinge einfach ausgesessen: Heute ist der Karli ein Frühaufsteher und geht für sein Leben gern wandern. Sogar sonntags.

 
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