Waren Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diese oder vorige Woche zufällig in Karlsruhe? Wenn Ja, geben Sie doch bitte dem Karli Bescheid, ob das dortige Freibad tatsächlich seit Monatsanfang geöffnet hat. Vielleicht hat jemand schon ein Bad genommen? Zu gerne möchte der Karli den Bericht einer Nachrichtenagentur überprüfen – vielleicht war's nur ein Aprilscherz? Freibaden Anfang April! Ist das noch Trotz? Oder schon Irrsinn? Vielleicht hat's der gemeine Karlsruher ja gern ein wenig kühler . . . Möglicherweise handelt es sich aber doch um eine Zeitungsente.
Keine Zeitungsente, weil weithin für jedermann zu sehen, ist die Pseudo-Sperrmüllsammlung am Asylbewerberwohnheim in Gemünden. Eine Waschmaschine, ein Wäschetrockner und ein Kühlschrank stehen dort seit ein paar Tagen vor dem Eingang, ohne dass jemand wüsste, woher die Sachen stammen. Aus dem Haus nicht und von den Bewohnern auch nicht.
Um wohl gemeinte Spenden handelt es sicher nicht, eher um den Versuch, Sperrmüll zu entsorgen. Oder war es am Ende diese seltsame, verfassungsfeindliche Partei „Der Dritte Weg“, im Bemühen, dass die Schreckgespenster, die sie in Flugblättern bzw. an die Wand malt, irgendwie wahr werden?
Wenn dieser Vogel – gemeint ist immer noch die Zeitungsente – in der Keiler-Post auftaucht, lässt die Richtigstellung nicht lang auf sich warten. Im Lokalen sind zu viele Leute zu nah am Geschehen, als dass ein Reporter Unfug behaupten dürfte.
Ist zum Beispiel aus der Martina versehentlich in der Zeitung ein Martin geworden, ist das ein Fall für die Rubrik „So ist's richtig“. Was sich dort mitunter lustig liest, ist natürlich ein Ärgernis. Leider eines, das sich niemals ganz wird verhindern lassen und bestenfalls nur in der Häufigkeit zu verringern ist.
Das Ärgernis sorgt zudem dafür, dass hin und wieder Leser mit der Frage in der Tür der Keiler-Behausung an der Gemünnemer Stadtmauer stehen, was man dort eigentlich den ganzen lieben langen Tag so treibe. „Journalismus“, sagen die Kollegen vom Karli dann gerne. Leider reicht das oft nicht, um die Besucher zu überzeugen, dass das, also der Journalismus, tatsächlich etwas mit Arbeit zu tun hat. Deshalb bietet der Schwarzkittel zum Beweis ein paar Zitate an:
Der englische Essayist Matthew Arnold hat es wunderschön so auf den Punkt gebracht: „Journalismus ist Literatur in Eile.“
Wird das Gespräch dann tiefgründiger, kommt der englische Kriminalschriftsteller Gilbert Keith Chesterton zum Einsatz, der einmal erklärt hat, was Journalismus eigentlich bedeutet: Ein guter Journalist kann seine Leser mit der Nachricht fesseln, dass Lord Jones gestorben ist – obwohl bis dato völlig unbekannt war, dass Lord Jones je gelebt hat.
Andere Denker behaupten, dass Journalismus der Rahm von heute ist, der zum Käse von morgen wird.
Vielleicht sollten wir „So ist's richtig“ in „Das war schon gestern Käse“ umbenennen. Was würde dazu wohl Lord Jones sagen, von dem ja die letzte (und einzige) Nachricht, die wir gehört haben, besagt, dass er tot ist.