Aufgrund einer Planungsänderung hatte das Landesamt für Denkmalpflege keine Kenntnis davon, dass speziell an dieser Stelle die Baumaßnahme stattfindet. "Ursprünglich sollte die Gasleitung an die Brücke gehängt werden und im weiteren Verlauf im Damm der Brücke liegen", erklärt Peter Tiefenthaler von der Energieversorgung. Dann hat man sich für einen Maindüker entschieden und auch den weiteren Verlauf geändert. Die Gasleitung wird eine Lücke auf der Strecke zwischen Karlstadt und Lohr schließen. Ursprünglich zweigt sie von der Süd-Nord-Hauptleitung bei Heßlar ab. Mit einem Innendurchmesser von 20 Zentimetern und einem Druck von 100 Bar geht es über den Saupurzel zum Karlstadter Hammersteig.
Von der dortigen Gasdruck-Regelstation folgt jetzt eine 5,5 Kilometer lange Verbindung mit ebenfalls 20 Zentimeter starken Stahlrohren, aber nur noch 16 Bar Druck nach Rohrbach. Sie wird etwa eine halbe Million Euro kosten. Von Rohrbach bis Lohr liegt bereits eine 7,5 Kilometer lange Leitung.
Im 6. Jahrhundert siedelten sich die Franken bei Karlburg an, erklärt Archäologe Ralf Obst. Im 7. Jahrhundert existierten schon die beiden Ringwall-Burgen auf dem Schlossberg nahe der Karlsburg und auf dem Grainberg bei Gambach sowie der Königshof und eventuell das Kloster. Karlburg war ein planmäßig ausgebauter Zentralort.
Zu jener Zeit wurden die Toten üblicherweise außerhalb der Siedlung in einer nahe gelegenen Hanglage bestattet. Dieses Gräberfeld haben die Historiker bisher noch nicht finden können. Man habe gehofft, beim Bau der Gasleitung westlich der Staatsstraße darauf zu stoßen, so Obst - doch ohne Erfolg. Hier wird die Leitung etwa einen Kilometer lang dem Verlauf der Umgehungsstraße folgen.
Doch auch die Ergebnisse der jetzigen Notgrabung förderten Interessantes zu Tage. Zwei mittelalterliche Bronze-Beschläge von Schwertgurt und Zaumzeug seien ein weiterer Hinweis auf die bereits bekannte herausgehobene Stellung Karlburgs zu jener Zeit. Der eine stammt aus dem 8. Jahrhundert und ist im Tassilokelch-Stil gehalten. Von dieser Art hat man bei Karlburg schon mehr gefunden. Der andere ist aus dem 12. Jahrhundert und von guter Qualität. Obst: "Mit so etwas ist kein einfacher Mensch herumgelaufen."
Auch hat man jetzt erstmals einen größeren Überblick über die Geländebeschaffenheit zwischen der Staatsstraße und dem Radweg. Frühere Grabungen zeigten das Gelände auf 100 Meter Länge, jetzt kennt man 200 Meter. In der unteren Bodenschicht befindet sich Mainkies. Darüber liegt Lössboden, den der Westwind abgelagert hat. Der Boden ist schräg erodiert, was darauf hinweist, dass weiter westlich gerodet worden sein muss. Dies sei außerhalb römischer Siedlungsbereiche ein Novum und deute darauf hin, dass es bereits in vorgeschichtlicher Zeit Probleme mit menschengemachter Erosion gegeben habe, beschreibt Obst. Daher interessieren sich auch Bodenkundler der Uni Würzburg für die Grabung.
Das Gelände zum Main hin sei früher welliger gewesen, nicht so glatt wie die heutigen Äcker in diesem Bereich.
Ausdrücklich lobt Obst die gute Zusammenarbeit mit der ausführenden Baufirma Betzold (Nürnberg) und der Energieversorgung.
Neben Obst, der hier gelegentlich ehrenamtlich tätig ist, engagieren sich vor allem Alexander Klein (Karlburg), Hans Stegerwald (Güntersleben) und Petra Meyer (Hofstetten) in ihrer Freizeit bei der Notgrabung.