"Um Gottes willen", antwortet Karl-Heinz Hofmann auf die Frage, ob er es bereut hat, das Bürgermeisteramt in Wiesthal zu übernehmen. Es mache ihm Spaß, sagt er im Gespräch nach den ersten 100 Tagen im Amt. Das liege an der guten Zusammenarbeit, die er bislang erfahren habe. Zu schaffen mache ihm mitunter die Doppelbelastung durch Hauptberuf und nebenamtlicher Bürgermeistertätigkeit: "Ich habe immer beides im Kopf."
"Entweder er macht es richtig oder gar nicht", beschreibt Gudrun Hofmann ihren Mann. Von Montag bis Donnerstag arbeitet Karl-Heinz Hofmann als Hochbaupolier bei einer Frammersbacher Baufirma. "Ich habe dort Verantwortung", sagt er. Da müssten Telefonate und E-Mails, die ihn in seiner Funktion als Bürgermeister erreichen, mindestens bis zur Mittagspause warten. "Da beneide ich schon Stephan Amend in Partenstein, der in Vollzeit Bürgermeister ist. Wenn ich nach Hause komme, geht es weiter."
Neu ist für Karl-Heinz Hofmann die Schreibtischarbeit. "Er ist kein Büromensch", deutet seine Frau an, dass das eine große Umstellung für ihn sei. Diese zeigt sich im Wohnzimmer des Ehepaares. Dort gibt es jetzt einen Schreibtisch mit Laptop, Ablagekästen und Ordner. "Bürgermeisterecke" nennen sie den Arbeitsplatz, den sie mit großen Grünpflanzen vom gemütlichen Teil des Raumes abgeteilt haben. Hofmann ist froh, dass es Laptop und Smartphone gibt und er von zu Hause aus arbeiten kann. "Im Rathaus habe ich nicht die Ruhe. Da kommt doch immer mal jemand vorbei."
Potenzieller Käufer für Bauhofgelände
Donnerstagabends hält er im Rathaus Sprechstunde. Mit dabei seien seine Mitarbeiter. Als Ausgleich haben sie den Freitagnachmittag frei. Geben und Nehmen, das sei bislang sein Erfolgsrezept bestätigt der 54-Jährige: "Und mit den Leuten reden." Deshalb ist er freitagmorgens im Bauhof. Das Team läuft seiner Beschreibung nach "top". Hofmann freut sich, dass sich auch für das Bauhofgebäude eine Lösung abzeichnet. Es gebe einen potenziellen Käufer.
Lichtblicke sieht Hofmann auch in Sachen Ortsdurchfahrt im Ortsteil Krommenthal. Dieser Straßenzug, der zur Staatsstraße 2317 gehört, soll ausgebaut werden. Laut Hofmann laufen Gespräche. Beruhigend ist für den Bürgermeister, dass der Bund 160 000 Euro in neue Bodenbeläge im Wiesthaler Bahnhof steckt. Das stopfte zwar noch nicht die Schlaglöcher auf der Zufahrt, aber sei ein Zeichen, dass die Bahn den Bahnhof nicht verfallen lasse. Was die Zufahrt und den Parkplatz anbelangt, ist laut Hofmann Warten angesagt: Das Gelände gehöre der Bahn.
Rückhalt bei der Verwaltung
Einen Grund, dass ihm die Arbeit Spaß macht, sei die gute Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft Partenstein. "Da ist ein großer Rückhalt. Das erleichtert vieles." Mit den VG-Gemeinden Neuhütten und Partenstein laufe es gut, auch mit Frammersbach. Durch dessen Ortsteil Habichsthal sind die beiden Kommunen geografisch direkt miteinander verbunden. Beim Start in sein neues Amt habe ihm die Übergabe durch seinen Amtsvorgänger, Andreas Zuschlag, geholfen. Das sei vorbildlich gelaufen.
"Eine super Sache ist die Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen", sagt Hofmann. Als Beispiel nennt er die Instandsetzung der Ruhmühle mit ihrem funktionstüchtigen Mahlwerk im Zug der Flurbereinigung und in Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung. Den Vereinen kommt Hofmann entgegen, indem er ihnen die Kulturhalle zur Verfügung stellt. So seien in Zeiten von Corona Musikproben mit Infektionsschutzabstand möglich.
Einsatz fürs Rockfestival
Hofmann hofft, dass das Benefiz-Festival "Rock over Wiesthal" mit entsprechenden Schutzvorkehrungen im September über die Bühne gehen kann und sich die Sorgen mancher Bürger in Anbetracht auswärtiger Gäste als unbegründet erweisen.
Unterstützung erfahre er vom Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann und vom Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab (beide CSU). Und das, obwohl Karl-Heinz Hofmann aus der CSU ausgetreten ist. Aber das habe örtliche Gründe gehabt, sagt er. Als Bürgermeisterkandidat aufgestellt hatten ihn als Parteilosen die Freien Wähler.
Wie sich Wiesthal weiter entwickle, hänge stark vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Die Gemeinde sei von der Gewerbesteuer zweier Unternehmen abhängig. Positiv sieht der neue Bürgermeister die Arbeit im Gemeinderat: Die sechs neuen Mitglieder im Gremium seien neugierig und hinterfragten viel. Da sie alle über die Einheitsliste gewählt worden seien, gebe es keine Fraktionssitzungen. Stattdessen trifft sich Hofmann mit seinen Stellvertretern Achim Thomas und Stefan Kunkel zu Vorbesprechungen.