Für eine lockere Festival-Atmosphäre hat der aus Steinfeld-Hausen stammende Singer/Songwriter Kai Höfling am Freitag mit seinem Open-Air-Konzert auf dem Vorplatz der Stadthalle gesorgt. Deutlich über 100 Zuhörer lauschten seinen eigenen Songs und Coverversionen bekannter Lieder und genossen in der Corona-Pandemie so etwas wie Normalität.
Es war fast wie früher – vor Corona. Die Zuhörer saßen lose verteilt in Sitzgruppen und auf den Beton-Sitzmöbeln des Vorplatzes der Stadthalle, deren Personal damit beschäftigt war, zusätzliche Stühle herbeizuschaffen. Denn die Klänge von Höflings Musik und der freie Eintritt zogen weitere Zuhörer an, sodass der anfangs halbvolle Vorplatz der Stadthalle bis zum Einbruch der Dunkelheit fast voll war.
Höfling, der vor drei Jahren die Musik zu seinem Beruf gemacht hat und von sich selbst sagt, Musik sei sein Leben, konnte es gar nicht abwarten. Bereits einige Minuten vor dem offiziellen Beginn legte er mit "Mrs. Robinson" von Simon and Garfunkel los, einem Song, der durch den Film "Die Reifeprüfung" mit Dustin Hoffmann und Anne Bancroft (als Mrs. Robinson) bekannt wurde.
Aus der Seele gesprochen
Bereits Höflings zweiter Song "One more Night" war ein eigener von seiner 2018 veröffentlichten EP "Finding my Way". Nach "Don't let me be misunderstood" von den Animals folgte mit "Right here waiting" Höflings allererste Single. Mit dem Satz "Schön, dass wir heute wieder zusammensitzen dürfen und ein bisschen Kultur erleben können" sprach der Musiker dem Publikum sicher aus der Seele.
Wie zu Beginn ging es zwei Stunden lang weiter, nur unterbrochen von einer kurzen Pause. Auf Coversongs folgten eigene Lieder, die Höflings Anspruch unterstrichen, einen sehr breitgefächerten Musikgeschmack zu haben. Alle Songs spielte Höfling nur mit seinen Akustikgitarren.
Eingestreut waren einige Mashups, also Songs, die unmerklich in einen anderen übergehen, etwa "The Joker" von der Steve Miller Band in "Angel" von Shaggy und "Ich liebe diese Tage" von Kris. Er werde häufig gefragt, ob er auch deutsche Nummern singe, ließ der Künstler wissen und spielte "Über den Wolken" von Reinhard Mey, aber mit einem deutlichen Swing-Einschlag. Das begeisterte Publikum sang den Refrain mit.
Unveröffentlichte Songs vorgestellt
Höfling stellte auch einige seiner bislang unveröffentlichte Songs vor wie "Life is precious" und "Alive again", die auf seiner neuen CD erscheinen sollen, "eventuell 2022". Er versuche oft, so der Musiker, in seinen Songs "etwas Schwieriges zu beleuchten, im persönlichen Umfeld oder allgemein, und noch etwas Positives daraus zu ziehen". Die Songs sollten zum Nachdenken anregen.
Das Publikum erfuhr einiges Private von Höfling: Dass Sting einer seiner Lieblingskünstler ist. Von ihm spielte er "Englishman in New York". Und die Zuhörer erfuhren, dass Elton John mit "I'm still standing" eines seiner Lieblingslieder gesungen hat. Vom Song "House of the rising Sun" von den Animals wird Höfling schon sein ganzes Musikerleben "verfolgt", denn es war der erste, den er auf der Gitarre zu spielen lernte.
Metal geht auch akustisch
Nach der Pause zog Höfling das Tempo mit einigen Classic-Rock-Nummern wie "You ain't seen nothing yet" von Bachman Turner Overdrive an und dichtete "Das Denkmal" der Berliner Band Wir sind Helden auf Lohr um: "Sie haben uns ein Schneewittchen gebaut und jeder Vollidiot weiß, dass sie ganz anders ausschaut."
Zu "Highway to Hell" von AC/DC tanzten die ersten Frauen vor ihm, und Höfling bewies bei seiner ersten Zugabe, dass man "Seek and destroy" von Metallica auch mit einer Akustikgitarre spielen kann. Mit dem Song "Always look on the bright Side of Life" von Monty Python, der in ein buntes Medley mündete, entließ er seine Zuhörer in die Nacht.