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ARNSTEIN
Kabarettpreis: Wo das Publikum eine Macht ist
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:19 Uhr

Es geht ums Renommee und um die Ehre. Es geht um die Trophäe, den Schaffer. Und es geht darum, wer das größte Stück des mit 5000 Euro dotierten Fränkischen Kabarettpreises einheimst: Der Wettstreit der drei Vorrundengewinner beginnt am Samstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr. Schauplatz der elften Auflage dieses Wettbewerbs ist die Arnsteiner Stadthalle. Die drei Akteure: Markus Kapp, Johannes Kirchberg und Michael Feindler.

Der Poetry-Slamer und Student

2004 gehörte Feindler zu den Gründungsmitgliedern des Kabaretts „Notbremse“, mit dem er in den Folgejahren fünf Programme schrieb und aufführte. Wenige Jahre später entdeckte er den Poetry-Slam für sich und war von 2007 bis 2010 jährlich für die deutschsprachigen Meisterschaften des modernen Dichterwettstreits nominiert. Inzwischen studiert er Politikwissenschaften und Publizistik an der Freien Universität in Berlin.

Für seine beiden ersten Soloprogramme und erhielt Feindler diverse Preise, unter anderem das „Fohlen von Niedersachsen“ (2010) und die „Oltner Sprungfeder“ (2013). 2009 erschien sein erster Gedichtband unter dem Titel „Rufe aus dem Publikum“, 2013 folgte das Buch zum Kabarettprogramm „Dumm nickt gut“. Von 2010 bis 2014 präsentierte er mit Philipp Schaller, Erik Lehmann und der Band Les Bummms Boys vierteljährlich die stets aktuell gehaltene Late-Night-Show Spätzünder im Dresdner Kabarett-Theater Herkuleskeule.

Der Mann mit dem roten Faden

„Männer sind nicht multitaskingfähig“, sagt man. Doch Männer können Fußball gucken, zugleich ein Bier trinken, bei Facebook online sein, neue Apps runterladen und Zuhören simulieren. Wie lässt sich das erklären? Die Zeiten, in denen man sich nur auf einen Menschen oder eine Sache konzentrierte, sind aufgrund unserer imposant rasanten, multimedialen Welt vorbei. Da wir alle am selben Strang ziehen, darf man getrost den Faden verlieren.

Aber ausgerechnet der rote Faden ist es, den sich Kapp vorknüpft zu finden und mithilfe von Tasten und Tönen zu entknoten. Selbst wenn an diesem Abend nichts gefunden wird: Hauptsache es wird danach gesucht. Denn das Suchen ist wichtiger geworden als das Finden.

Man muss eben nur die richtigen Fragen stellen, um sicher gehen zu können, gar keine oder eine Million Antworten zu bekommen: Warum gehen Frauen immer zu zweit aufs Klo? Ist „Badisch“ wirklich ein Dialekt? Warum gibt es in Deutschland mehr Handys als Ohren? Und: An welcher Garderobe kann man sein Resthirn abgeben?

Fazit: Wenn man einmal einen Satz begonnen hat, dann muss man ihn auch be… – falls nicht, gibt es dafür sicher auch eine App.

Ganz der Alte

Kirchberg ist in seinem neuem Programm ganz der Alte. Aber schwer in Mode. Außen betonen grau melierte Haare seinen Antik-Stil (der neue Anzug ist Retro-Retro) und die Lachfalten markieren den modernen Used-Look – so wie seine blauen Flecken unterm weißen Hemd: gebraucht, weil geliebt.

Innen aber läuft er auf der neuesten Version: Kirchberg 2.0.1.5 – seine neuen Lieder zielen fröhlich in die Mitte des Lebens und treffen dort alte Bekannte. Recycelte Songs sind voll ausgereift – und die Texte stürzen sich weiter lustvoll von einer Lebenskrise in die nächste.

Kirchbergs neue Melodien sind spätestens beim zweiten Hören so, als kennt man sie schon lange: Echte Hits eben. Zum Mitlachen. Zum Mitsingen. Zum Mitmachen. Getreu dem Motto: Traurig sein können wir auch noch morgen. Dabei beweist er wie immer Charme, augenzwinkernde Weisheit und den typisch-hintergründigen Witz.

Das Publikum hat die Macht

Moderiert wird das Finale von Werner Hofmann, bekannt aus der Kultsendung Fastnacht in Franken und als Hermann, der dem Franken in die Seele und auf's Maul schaut.

Die Besucher sind mächtiger denn je. Denn ihr Votum wird erstmals stärker gewichtet als das der achtköpfigen Jury: mit 60:40 nämlich. Zumindest einer hat sich darüber schon gefreut: Kirchberg schaffte den Sprung ins Finale nur, weil das Publikum die Jury in der dritten Vorrunde übertrumpfte. Bei Michael Feindler in der ersten Runde waren sich Publikum und Jury total einig. Dazwischen lag die wohl spannendste Entscheidung, die hauchdünn zugunsten von Markus Kapp ausfiel.

Karten: Geschäftsstelle Förderverein „Fränkischer Kabarettpreis“, Irene Hegler, Tel. (0 97 36) 75 05 35 und unter www.fraenkischer-kabarettpreis.de

 
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