Diesmal waren sich Publikum und Fachjury völlig einig. Beide wählten in der ersten Vorrunde des Fränkischen Kabarettpreises den jungen Michael Feindler mit seinem provokativen, aber gut durchdachten Programm mit deutlichem Vorsprung auf den ersten Platz. Er wird daher am 28. Oktober bei der Finalrunde um den Schaffer 2017 antreten.
Das Duo Martin Valenske und Henning Ruwe belegte den zweiten Rang vor Kai Spitzl. Der Sonderpreis des Fränkischen Kabarettpreises ging in diesem Jahr an Christian Springer.
Es war in der Tat schwarzer, tiefschwarzer Humor, den Michael Feindler seinem Publikum bot – manchmal auch zumutete. „Kinder, wir haben heute den Opa verspeist!“ – da blieb den Zuschauern schon einmal die Spucke weg. In diesem skurrilen Song versteckte der Kabarettist nicht nur Gedanken zum Umgang der Altersklassen miteinander („Damit sich die Generationen etwas geben können“), die Ideen berührten dann ganz schnell auch allgemeine Ernährungsfragen: „Besser, wenn ihr nicht darüber nachdenkt, was ihr esst!“
Freche Seitenhiebe gab es für die Presse, besonders für die örtliche Lokalzeitung, die in ihren Lokalteilen stets das Positive in den Vordergrund stellt und so wichtige Dinge wie „So betoniert man elliptisch“, ein tagesaktueller Aufmacher der Karlstadter Main-Post. Feindler überraschte mit Lebensklugheiten eines jungen Menschen und verpackte diese mit sicherem Gespür in anspruchsvolle Gedichte, die nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch formal begeistern konnten. Da gab es tiefsinnige, fast schon faustische Hexameter, aber auch locker-leichte Jamben in bester Shakespeare-Tradition.
Das ganz Besondere an Feindlers Vortrag aber war die Überraschung. Immer wenn man meinte, der Gedanke sei ausgereizt, kam noch eine treffsichere Pointe gewissermaßen aus dem Off. Wer Minen produziert, fördert auch die Herstellung von Beinprothesen! Wir fallen nur, um aufzustehen!
Bösen Humor zeigte auch das Duo Martin Valenske und Henning Ruwe mit Ausschnitten aus ihrem Programm „Bei Mutti schmeckt's am besten“. Kabarett wie in Saudi Arabien, jenseits von Geschmack und Anstand hatten sie versprochen. Dass mit dem Programmtitel Merkels „Gasthof zur ewigen Raute“ gemeint war, leuchtete ein, doch dieser Faden wurde leider nicht konsequent durchgehalten. Stattdessen gab es manch herben Schlag, der dem Publikum das Lachen im Hals stecken bleiben ließ. So der Gedanke, das Mittelmeer sei eigentlich reif für den Friedensnobelpreis, da es bisher bei weitem die meisten Flüchtlinge aufgenommen habe. Nicht leicht verdaulich auch die Vorstellung, die Flüchtlinge im Mittelmeer kämen letztendlich doch über die Mägen der Fische zu uns.
Natürlich durften auch Seitenhiebe auf Donald Trump nicht fehlen. Das Duo bedauerte, dass er seiner Vereidigung nicht ebenso ferngeblieben sei wie Bob Dylan der Verleihung des Nobelpreises, und es schlug Bill Cosby als Frauenbeauftragten der neuen US-Regierung vor. Gute Gags gab es bei dem Sketch, in dem sich zwei Sachsen als deutscher Soldat und Islamist kriegerisch gegenüber lagen.
Kai Spitzl hatte eigentlich gute Gedanken und spritzige Kombinationen im Gepäck. Angesichts des gegenwärtigen TV-Programms bekäme der Begriff Flachbildschirm eine neue Bedeutung, wichtige Fragen im Leben – wie der Brexit oder Grenzschließungen – sollte man sich besser im Nachhinein stellen, wenn eh alles entschieden ist.
Wirklich originell waren die Songs am Klavier über den „winzigen Wladi Putin“, der ganz am Schluss aus den Babuschka-Puppen herauskommt. Für drei Kürzestgeschichten über das Chamäleon mit Pigmentstörung, den stummen Elch Sören und „Inside Döner – 26 Stunden in der Knoblauchhölle“ gab es guten Beifall. Letztendlich zeigte sich Spitzl aber doch zu distanziert, der Funke zum Publikum wollte zu keiner Zeit überspringen.
Insgesamt bewegte sich die erste Vorrunde des diesjährigen Kabarettpreises in der Arnsteiner Stadthalle auf einem angenehmen, stellenweise sogar sehr hohem Niveau. Es gab viel politisches Kabarett, platte Comedy-Gags blieben die Ausnahme. Eben so, wie man es sich wünscht.
Die Moderation lag bei Fredi Breunig. Die beiden nächsten Vorrunden am 24. Mai und 20. September finden wegen Umbauarbeiten der Stadthalle im Sportheim von Büchold statt.