Vor ausverkauftem Haus stritten die Vorrundensieger Christian Bumeder alias "Bumillo", Inka Meyer und Martin Herrmann in der Stadthalle Arnstein um den "Schaffer 2019", die Trophäe des Fränkischen Kabarettpreises. Beim Publikum fiel die Entscheidung recht eindeutig aus, die Fachjury sah die zweitplatzierte Meyer weniger als einen Notenpunkt dahinter. Insgesamt gingen die drei Kabarettisten diesmal eher auf Nummer sicher und zeigten sich weniger bissig als in den Vorrunden und vor allem kaum politisch. Die Moderation des Abends lag bei den Vorjahresgewinnern, dem Duo Podewitz.
Er sei der erste Öko-Kabarettist, behauptete Herrmann gleich zu Beginn und untermauerte dies mit einem skurrilen "Joghurtbecherdeckelablecksong", bei dem er sich von Umweltterrorristen mit dem Ökoknast bedroht fühlte, aber seinen Nachbarn derbleckte, wegen ungereinigter Aludeckel. Viel Beifall gab es für den "Kaufrausch-Rap" mit massiven musikalischen Seitenhieben auf die bevorstehende Konsumweihnacht: "Wenn bei der Billigjacke der Reißverschluss schon nach drei Tagen reißt, ist das schon in Ordnung – schließlich heißt es ja Reiß-Verschluss!"
Streiks bedrohen unsere Gesellschaft – meistens jedenfalls. Schrecklich, wenn Eltern wegen des KiTa-Ausstands ihre Kinder tatsächlich kennenlernen müssten. Andererseits sei die Sterberate bei Ärztestreiks deutlich rückläufig; schließlich will keiner sterben, solange ihm keiner sagt, woran. Passende Tipps für Weihnachtsgeschenke hatte Herrmann auch parat: ein Macho-T-Shirt "Herr der Inge", das Kamasutra für Senioren mit Erste-Hilfe-Paket und ein String-Kopftuch, mit denen auch Muslima an bayerischen Grundschulen unterrichten dürfen.
Dazu gab es pfiffige Musikbeiträge wie das Lied von den vielfältigen "Schuldgefühlen" und eben den Song um den Joghurtbecherdeckel. Was Herrmann aber dringend zu Weihnachten bräuchte, ist eine neue Armbanduhr, denn er beendete sein Programm glatt acht Minuten vor der Zeit. Dennoch siegte er – oder vielleicht deshalb?
Inka Meyer - Pausenlos in Aktion
"Der Teufel trägt Parka", behauptete Inka Meyer. Während sie mehr als 25 Minuten hibbelig über die Bühne sprang, war auch ihr Mundwerk pausenlos in Aktion. Einerseits wirkte das sehr lebendig, es ermüdete das Publikum aber auch, weil kaum ein Gag Zeit hatte, sich zu setzen und zu wirken. Andererseits gab Meyer auch eine Reihe alter, sehr alter Witze zum Besten. Während sie in der Vorrunde den Mut hatte, sich selbst und die Frauen auf die Schippe zu nehmen, waren diesmal in erster Linie die Männer die Zielscheibe. "Sie ziehen grundsätzlich das an, was im Schrank obenauf liegt", behauptete sie. Bei ihrem kleinen Partner - "kaum größer als ein Straßenpoller" - könne sie sich bedenkenlos fallen lassen. Vorausgesetzt er liegt nicht drunter.
Playboy war gestern bei den Männern. Heute interessieren sie sich nur noch für totes Fleisch – beim Grillen! Natürlich gab es auch Seitenhiebe auf die Damenwelt: "Die Geschichte der Diät ist voller Irrtümer". Viel Beifall gab es für den Sketch über Dutzende von E-Mails einer Elterngruppe zur Frage, ob die Obstkiste zum nächsten Treffen von Aldi oder vom Biohof bezogen werden soll.
Die Welt aus Sicht eines Bayern
Bumillo, im richtigen Leben Christian Bumeder, betrachtet die Welt mit den Augen eines Ur-Bayern. Ganz große Klasse war sein China-Rap "Chinda wong, wong - koaner mog seine Kinder drogn". Auch seine Hommage ans bayerische Biobier kam bestens an: "Ja mir spei'n ökologisch!" Der Gipfel aber waren die "50 Shades of Bassd scho", mit denen der Bayer – wie auch der Franke – die ganze Palette seiner freundlichen oder "zwidernen" Gefühle ausdrücken kann. Vorsicht aber vor dem kleinen Bruder von Bassd scho: "Werd scho bassn – oder des müassed geh'!"
Köstlich war sein Rückblick auf das beginnende 21. Jahrhundert, als man noch stundenlang mit dem piepsenden Modem eine Onlinebestellung aufgeben musste. Wie war das mit dem grauen Telefon mit dem eigenartigen löchrigen Rad daran? Das musste man zuhause lassen und da gab es nichts zum drüberwischen, da war haptisches Geschick gefragt. Hochbrisant war der Schluss-Sketch, bei dem es um den Umgang mit den intensiven Zuneigungsbezeugungen behinderter Kinder ging: "Bussi plus!", wenn das Gesicht nach einem extrem lieben Kuss vom Speichel tropft. Doch Bumillo fand den richtigen Dreh, dieses Verhalten in liebenswürdige Worte zu kleiden.
Mit viel Pep und gelungenen Gags moderierten die Vorjahressieger, die Brüder Podewitz, die Veranstaltung. Vor der Preisverleihung bedankte sich der Vorsitzende des Fördervereins Roland Metz bei den Akteuren, den Helfern und den Sponsoren. Für den Bezirk Unterfranken sicherte der Kreisheimatpfleger Professor Klaus Reder weiterhin die Unterstützung seiner Behörde zu.