
Was passiert mit der Eiche in Zukunft? Auch Staatsminister a.D. Eberhard Sinner hat die Diskussionen der letzten Woche über Artenvielfalt verfolgt. Er ist überzeugt, dass die Eiche aktiv gefördert werden muss. In einer Pressemitteilung legt er seine Meinung ausführlich dar:
Sinner erläutert, die Eiche allein sei schon eine Bereicherung der Artenvielfalt im Spessart. Die mit der Eiche und von der Eiche lebenden Tiere und Pflanzen würden die Artenvielfalt um ein Vielfaches potenzieren. Wegen des Klimawandels bekomme die Eiche noch eine zusätzliche Bedeutung für stabile Wälder.
An der Verjüngung im FFH-Gebiet Hochspessart ist die Eiche nur mit 3,4 Prozent beteiligt
Doch im Spessart und auch bayernweit gehe die Eiche deutlich zurück. An der Verjüngung im FFH-Gebiet Hochspessart sei die Eiche nur mit 3,4 Prozent beteiligt. Auch landesweit hätten die Verjüngungsflächen der Eiche seit der letzten Bundeswaldinventur um fast 10 000 Hektar abgenommen. "Die Artenvielfalt vor unserer Haustür im Spessart ist intensiv untersucht und geschützt", schreibt Sinner. Seit dem 1. Juni 2016 gebe es einen rechtsgültigen Managementplan für das FFH-Gebiet Hochspessart mit einer Größe von 17 512 Hektar. Darin seien Fachgrundlagen und Maßnahmen beschrieben. Mit den überlappenden und angrenzenden Vogelschutzgebieten im Spessart gebe es ein zusammenhängendes „Natura 2000 Schutzgebiet“ von 30 200 Hektar, davon 27 000 Hektar Wald.

In einem kurzen Rückblick blickt er auf die Entwicklung der Eiche. So stammten die ältesten Eichenbestände im Spessart aus dem 30-jährigen Krieg, während der Herrschaft von Kurmainz wurden zur Zeit der französischen Revolution auf großen Flächen Eichenwälder angelegt. Ludwig I. habe die Tradition des Eichenanbaus fortgesetzt. Bis heute würden im Spessart immer neue Eichenwälder durch Saat begründet. Die Spessarteiche sei als Furniereiche weltberühmt. Von der Saat bis zur Ernte einer Furniereiche dauere es mehr als 250 Jahre.
Kein Fehler, wenn Holz aus einheimischen Wäldern importiertes Tropenholz und Stahl ersetzt
Es sei gerade in Zeiten des Klimawandels kein Fehler, wenn Holz aus einheimischen Wäldern importiertes Tropenholz und Stahl ersetze. Auch nach dem Brand von Notre-Dame stehe fest, dass Eiche über viele Jahrhunderte ein dauerhafter Baustoff sei, der mit Sonnenenergie produziert wurde und einen positiven Beitrag zur Reduktion von CO2 leiste.
Sinner betont, dass junge Eichen nicht von alleine wachsen. Die Eiche im Spessart habe im vergangenen Herbst reichlich Früchte getragen. Die Eicheln fallen auf dem Boden und keimen, würden aber aus Lichtmangel in kurzer Zeit wieder vergehen. "Wenn wir die Artenvielfalt im Spessart erhalten wollen, müssen wir in jedem Eichenmastjahr viel mehr für die Verjüngung der Eiche tun als es heute geschieht", so Sinner.
Die Stilllegung von Flächen ist in vielen Fällen kontraproduktiv
Ähnliches gelte auch für Artenvielfalt außerhalb des Waldes. Viele Naturschutzgebiete in Unterfranken seien für Trockenrasen mit ihrer Artenvielfalt berühmt. Die Stillegung und Rückeroberung dieser Flächen durch den Wald würde zu einem dramatischen Rückgang der Arten führen.
"Wenn man Debatten über die Artenvielfalt führt, dann muss man wissen, welche Maßnahmen die Artenvielfalt fördern", so Sinner. Die Stilllegung von Flächen sei in vielen Fällen kontraproduktiv und verursache einen Rückgang der Arten. Dies könne man am Beispiel Eichen im Spessart, Trockenrasen im Muschelkalk und Birkwild in der Rhön belegen.
Sinner hält es für sinnvoll, wie vom Spessartbund angeregt, im Jahr 2020 einen Spessartkongress durchzuführen und in diesem Rahmen auch die Vergrößerung der Artenvielfalt auf der Basis der Managementpläne des FFH-Gebietes Hochspessart zu diskutieren.