Sozialen Problemen von Schülern früh und wirksam zu begegnen, ist das Hauptziel der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS). Den Einsatz zweier Sozialpädagogen in Teilzeit leistet sich die Stadt Gemünden in Verbindung mit der Caritas Main-Spessart seit dem Frühjahr: Sarah Krüger ist seit 1. Februar an der Mittelschule tätig, Marius Veith seit 8. April an der Grundschule. Am Montagabend gaben die beiden dem Stadtrat einen ersten und ausführlichen Zwischenbericht.
In der Einleitung betonte Marius Veith die Freiwilligkeit, die Kostenfreiheit und die Vertraulichkeit des Beratungsangebots für die Schüler, aber auch für die Schülereltern und die Lehrer. Die Vertraulichkeit ende allerdings, wenn das Kindeswohl gefährdet erscheint und weitergehende Schritte geboten sind.
Beeindruckende Anzahl an Einsätzen
Beeindruckt zeigten sich die Stadträte von den Fallzahlen der beiden Sozialpädagogen. In den Monaten Februar und März gab es 126 Kontakte bzw. Gespräche mit 34 Schülern, fünf Eltern und acht Lehrern; im April, Mai und Juni waren es 252 (44 Schüler, sechs Eltern und 16 Lehrer); im Juli, August und September waren es 262 (57 Schüler, 13 Lehrer und sieben Eltern). Ob es in jedem Fall um handfeste Probleme gegangen sei, wollte Kilian Blum (CSU) erstaunt wissen, was die Referenten bejahten. Dabei seien zur Konfliktbewältigung oftmals mehrere Kontaktaufnahmen und Gespräche nötig, und die Konflikte beträfen meist mehrere Schüler.
Ein spezielles Hauptproblem habe sich in dem halben Jahr noch nicht herausgestellt, erhielt Matthias Risser (CSU) zur Antwort. Grundsätzlich aber sei ab der zweiten Klasse Mobbing unter Schülern ein Thema; hier müsse frühzeitig erkannt werden, wer eine Außenseiterrolle einnehme und damit zum Mobbingopfer werde oder werden könne, sagte Marius Veith. Des Weiteren seien "Konflikte, die in Gewalt ausarten" häufig, so Sarah Krüger. In diesen Fällen reiche oft schon ein zehnminütiges Gespräch zur Lösung, wobei dies eben nicht von den Kontrahenten gesucht wird, sondern von außen angestoßen werden muss.
Individuelle Betreuung von Schülern
Der Aufgabenkatalog der "Jugendsozialarbeit an Schulen": Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher; Chancengleichheit; Unterstützung Jugendlicher, deren Verhalten als problematisch wahrgenommen wird, die sich in besonderen Lebenssituationen befinden oder die traumatisiert sind, wie zum Beispiel durch den Tod naher Verwandter; Früherkennung von Problemen und Prävention.
Lernstörungen jedoch, sofern nicht erziehungsbedingt, fallen ins Aufgabengebiet der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste (MSD), erfuhr Gerhard Köhler (CSU) auf Nachfrage. Wie das Echo der Lehrer sei, wollte Günther Felbinger (FWG) wissen. "Ein wirklicher Segen", sagte dazu Judith Djacic, die stellvertretende Leiterin der Grundschule. Früher hätten die Lehrer "unheimlich viele Stunden" mit Konfliktbeschreibung und -lösung verbringen müssen. Außerdem könne sich ein Lehrer, der die Aufsicht über eine ganze Klasse führe, in dieser Zeit bei Bedarf nicht sofort einzelnen Schülern zuwenden.
Personalkosten bei den Kommunen
Monika Poracky (SPD) war die Feststellung wichtig, dass die geschilderten Probleme an den Gemündener Schulen nicht auffällig viel oder schwer sind, sondern überall anzutreffen seien. Umso mehr sei zu kritisieren, dass die Bayerische Staatsregierung die Kosten für JaS zu über einem Drittel (über 30 000 Euro ihm Jahr in Gemünden) den Kommunen aufbürdet.
Martin Geßner (Ökokreis) dankte den Sozialarbeitern für ihren Einsatz und erkundigte sich nach dem konkreten Arbeitsablauf: Die beiden stellen sich und ihr Angebot in den Schulklassen vor; daraufhin melden sich tatsächlich Schüler bei beiden und tragen ihre Sorgen vor. Außerdem melden Lehrer Auseinandersetzungen zwischen Schülern, sodass die Sozialarbeiter von sich aus auf die Kontrahenten zugehen. Ob Kontakte zu den Jugendberufsagenturen bestehen, wollte Bernd Rützel (SPD) wissen und erfuhr, dass es in der Beziehung an der Mittelschule zahlreiche Angebote bis hin zu den Berufsinformationstagen in der Scherenberghalle gebe.