Die Zahl der illegalen, synthetischen Suchtstoffe nimmt rasant zu. Oft ist die chemische Struktur bekannter Betäubungsmittel dabei so verändert, dass der neue Stoff nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. Daher werden die neuen Drogen fälschlicherweise oft als „legal highs“ bezeichnet. Und auch die Namen dieser Drogen klingen meist harmlos: Spice, Badesalz und Krokodil – dabei sind diese neuen Drogen alles andere als ungefährlich, sie können zum Beispiel zu Kreislaufversagen, Wahnvorstellungen und Ohnmacht führen. „Obwohl immer mehr Jugendliche zu synthetischen Drogen greifen, sind die klassischen Einstiegsdrogen nach wie vor Alkohol und Zigaretten“, sagt Apothekerin Anne Lahoda, Pressesprecherin der Apotheker im Landkreis Main-Spessart und warnt: „Je früher der Konsum beginnt, umso höher ist das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln.
Denn neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass sich das Gehirn während der Pubertät in einer entwicklungsbiologisch besonders empfindlichen Umbauphase befindet. Daher können Suchtmittel viel stärker und nachhaltiger wirken als bei Erwachsenen. Nahezu jedem zehnten jugendlichen Alkoholtrinker drohe später eine Abhängigkeit.
„Wir Apotheker können ganz entscheidend dazu beitragen, die Suchterkrankungen Einzelner zu erkennen und zu bekämpfen“, sagt Lahoda. „Denn viele Patienten und Kunden kommen nicht nur mit ihren Selbstmedikationswünschen oder ihrem Rezept in die Apotheke, sondern sie tragen auch ihre Sorgen und Nöte zu uns. Die Apotheke ist für viele Menschen vertrauter Ort und Kommunikationszentrum. Wir Apotheker sind somit auf Grund unseres engen Kontaktes zu den Patienten in einer guten Position, um nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Angehörigen Hilfestellung über die klassische Pharmazie hinaus anzubieten.“
Um auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand beraten zu können, haben viele Apotheker deshalb im ersten Halbjahr an den Fortbildungsveranstaltungen der Bayerischen Landesapothekerkammer zum Thema Drogenprävention teilgenommen.
Apothekerin Lahoda: „Die Betreuung der Patienten, im pharmazeutischen aber immer mehr auch im sozialen Bereich nimmt einen stetig zunehmenden Anteil an unserer täglichen Arbeit ein. Gerade wenn wir bei Patienten oder Kunden eine Sucht, wie zum Beispiel Alkohol- oder Drogenmissbrauch vermuten, können wir durch Gespräche mit den Betroffen aber auch mit deren Angehörigen dazu beitragen, eine Therapie anzustoßen, indem wir auf den Arzt verweisen, oder beispielsweise Adressen von Anlaufstellen wie Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen nennen.“
Den bayerischen Apothekern, die sich in der Suchtprävention engagieren, werden vom Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) Vorträge für Schüler zur Verfügung gestellt. Im Gespräch mit den Schülern sollen hierbei vor allem Fragen beantwortet werden wie: „Wie entsteht Sucht?“, „Wie kann ich mich schützen?“ oder „In welche Risiken kann man sich begeben?“.
„Durch diese Unterrichtseinheiten haben die Schüler die Möglichkeit, sich aktiv mit dem Thema auseinander zu setzen und Informationen zu den verschiedenen Substanzen zu bekommen,“ erklärt Lahoda. Mit Vorträgen wie diesen bringen sich die Apotheker im Landkreis Main-Spessart aktiv bei der Jahresschwerpunktkampagne des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zum Thema „Kindergesundheit“ ein.