Die Ortsversammlung für den Stadtteil Rodenbach hat in der Stadthalle Jürgen Völker zum Ortssprecher gewählt. Der 53-Jährige setzte sich im ersten Wahlgang mit 58 Stimmen gegen Winfried Ross (33 Stimmen), der überraschend aus der Versammlung vorgeschlagen wurde, und Rosemarie Emrich (19) durch, die von der SPD vor einer Woche präsentiert worden war.
Bürgermeister Mario Paul wies darauf hin, dass die Ortsversammlung einberufen worden ist, weil mehr als ein Drittel der 624 wahlberechtigten Rodenbacher dies gefordert habe. 260 gültige Unterschriften lagen laut Paul vor. Weil in Rodenbach kein ausreichend großer Raum zur Verfügung steht, wurde in die Stadthalle ausgewichen.
Für den Ortssprecher ist in der bayerischen Gemeindeordnung eine geheime Wahl vorgesehen, erläuterte Dieter Daus, der geschäftsleitende Beamte im Rathaus. Die Amtszeit des Ortssprechers ende mit der des Stadtrats (also 2026). Er werde zu allen Sitzungen des Stadtrats und seiner Ausschüsse eingeladen.
Beratung und Anträge
Dort habe er eine beratende Funktion und könne Anträge stellen. Laut Daus legt die Geschäftsordnung des Stadtrats fest, dass die Anträge sich nur auf Rodenbacher Themen beziehen dürfen. Die beratende Funktion hingegen könne er zu sämtlichen Themen ausüben.
Die Ortsversammlung erfüllte eine vorgeschriebene Formalie und bekundete per Akklamation ihre Absicht, überhaupt eine Ortssprecherin oder einen Ortssprecher wählen zu wollen. Ebenfalls per Handheben wurde der Wahlvorstand bestellt: Vorsitzender wurde Daus, Beisitzer (also Auszähler) die Stadträte Ruth Emrich und Eric Schürr sowie Frank Zagel.
Zunächst wurde aus der Versammlung Jürgen Völker vorgeschlagen. Der 53-Jährige, der als Techniker bei Rexroth arbeitet, hatte bereits im Juli seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt, als der Bürgerverein Lohr und Umgebung daran ging, die notwendigen Unterschriften für eine Ortsversammlung zu sammeln. Dass 113 wahlberechtigte Rodenbacher anwesend seien, zeige das Interesse im Ort an der Wahl eines Sprechers und dessen Notwendigkeit, so Völker.
Überraschend wurde aus der Versammlung danach Winfried Ross nominiert, der frühere Leiter des Kupsch-Marktes in der Innenstadt. Er habe sich mit dem Thema noch gar nicht befasst, räumte Ross ein, stehe aber zur Verfügung, "wenn die Rodenbacher meinen, dass ich der Richtige bin". Es sei wichtig, dass es Leute gebe, die sich um die Belange des Dorfes kümmerten.
Als dritte Kandidatin wurde Rosemarie Emrich vorgeschlagen, die von der SPD vor einer Woche ins Spiel gebracht worden war. Die 58-Jährige arbeitet als Krankenschwester und wohnt seit über 30 Jahren in Rodenbach. Sie sei sehr daran interessiert, sich für Rodenbach einzusetzen, meinte sie, sie sei für jeden zu sprechen.
Vor der geheimen Wahl wurde von Barbara Djoharian und Marlen Platz, zwei Mitarbeiterinnen des Rathauses, bei jedem Wahlwilligen der Eintrag ins Wählerverzeichnis geprüft, dann gab es den Stimmzettel. Gewählt war, wer mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen erreichte. Leere Stimmzettel und Nein-Stimmen waren ungültig.
Keine Stichwahl nötig
Von den 113 abgegebenen Stimmzetteln waren drei ungültig. Mit 58 Stimmen holte Jürgen Völker die erforderliche Mehrheit der gültigen 110 Stimmen. Eine Stichwahl war somit nicht nötig. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Völker von der Deutlichkeit des Ergebnisses überrascht. Bürgermeister Paul sagte, er hoffe auf eine gute Zusammenarbeit.