zurück
LOHR
Josef Thomas Kuhn feiert 90. Geburtstag
ta
 |  aktualisiert: 31.12.2017 02:46 Uhr

In großer geistiger Frische begeht Josef Thomas Kuhn an diesem Donnerstag seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar ist geerdet; seine Biografie ist tief geprägt von einem Elternhaus, in dem Glauben, Achtung vor Menschen, Verlässlichkeit und Selbstdisziplin gelebte Werte waren.

Als jüngstes von elf Kindern der Eheleute Georg und Margarete (Wagnerstochter „Gretel“) Kuhn kam er 1927 in Steinbach zur Welt. Von den fünf Buben und sechs Mädchen ist er der einzig noch Lebende. Sein Bruder Richard, Gründer und Inhaber der Steinbacher Firmen „Richard Kuhn Sand- und Kieswerk“ und „TBG Lohr-Beton“, starb 1998. Im Rückblick auf seine Kindheit sagt Kuhn: „Unser Elternhaus vermittelte uns Kindern das Gefühl von Geborgenheit und Frieden. In Zeiten großer Not rückten wir eng zusammen und suchten die gegenseitige Nähe und Wärme.“ Stets sei auch Platz gewesen für Menschen von draußen.

Geboren wurde Josef Kuhn im „Langen Bau“ des Huttenschlosses. Den adeligen Herrensitz hatten schon seine Großeltern Johann und Josefa („Reußenmüllerstochter“) Kuhn gepachtet. In den 1920er-Jahren erweiterten seine Eltern den landwirtschaftlichen „Kuhnshof“ um Holztransport und Brennholzhandel. Auf Anraten von Lehrer Schulter wechselte Georg Kuhns „Örzele“ zu Ostern 1938 ans Lohrer Gymnasium.

Mit 16 Jahren wurde er von der Schulbank weg zur schweren Flak nach Schweinfurt eingezogen. Er meldete sich freiwillig zur Luftwaffe, um nicht von der Waffen-SS rekrutiert zu werden. Im November 1944 wurde er in Cottbus zum MG-Schützen ausgebildet. Kuhns Traum, Flieger zu werden, war geplatzt. Er geriet in der Nähe von Prag in russische Gefangenschaft. „In Lagern mit bis zu 1700 Mann herrschten schier animalische Bedingungen. Im ersten Winter mussten wir bei bis zu minus 30 Grad in Mzensk im Steinbruch arbeiten. Unsere Sinne waren alleine darauf gerichtet, das Überleben zu schaffen.“ Kuhn brachte sich selbst die kyrillische Schrift und russische Sprache bei. Sie beherrscht er heute noch. Damals ermöglichten sie ihm den Einsatz in der Lagerbuchhaltung.

Im November 1949 kehrte er heim. „Mein Kopf war voller Pläne, aber meine einzige Qualifikation war der Lkw-Führerschein.“ 1950 holte er sein Abitur nach. Das Kultusministerium hatte in Ansbach einen Speziallehrgang für Spätheimkehrer aus Russland initiiert.

Kuhn wollte Wirtschaftswissenschaft studieren. Das Geld für die Uni verdiente er sich durch Lkw-, Bagger- und Raupenfahren in der Firma seines Bruders Richard. 1955 schloss er sein Studium in Frankfurt als Diplomkaufmann ab. Er ging zur Frankfurter Versicherungs-AG, einer Tochter der Allianz-Gruppe, durchlief dort alle Stationen und war schließlich Vorstandsmitglied. „Als einziger Nichtpromovierter“, sagt er. Den Respekt habe er sich durch Leistung erarbeiten müssen.

Mit 64 Jahren trat er in den Ruhestand. Vor einem Jahrzehnt kehrte er nach Lohr zurück. Hier leben mehrere seiner 26 Nichten und Neffen. Ihnen ist „Onkel Sepp“ herzlich verbunden. 2016 schloss der Jubilar mit seiner langjährigen Partnerin Irmtraud den Ehebund. Getraut wurde das Paar an dem Tag, an dem der Bräutigam 72 Jahre zuvor in den Krieg eingezogen wurde. Über seine Frau sagt er: „Sie ist ein Geschenk des Lebens.“

Damit: Auf noch viele Jahre! Pasdrawljajem s dnjom rashdjenija! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Allianz SE
Biografien
Elternhaus
Geburtstage
Glaube
Richard Kuhn
Waffen-SS
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top